1975: Interview mit Ernst Jürgen Koch | Sportgeschichten | DW | 07.05.2018
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Sportgeschichten

1975: Interview mit Ernst Jürgen Koch

"Wir haben zwei Mal die Weihnachtssendung der Deutschen Welle gehört" - Ernst Jürgen Koch erinnert sich an seine Zeit auf See

Segler Elga und Ernst-Jürgen Koch

Segler Elga und Ernst-Jürgen Koch (bobbyschenk.de)

Seine Bescheidenheit soll sprichwörtlich gewesen sein, obwohl er und seine Frau Elga weltbekannt waren. Ihre erste Weltumseglung sorgte für großes Aufsehen sowohl in Deutschland wie auch im Ausland. Ernst Jürgen Koch schrieb mit seiner Yacht "Kairos" Segelgeschichte.

Stürme und Konserven

Ernst Jürgen Koch war Jahrgang 1923 und lebte in Hamburg. Bevor er mit seiner Frau in die See stach, arbeitete er in einer Spirituosen-Importfirma als Abteilungsleiter. Zusammen mit seiner Frau Elga fasste er den Entschluss, auf einer Jacht die Welt zu umsegeln. 1957 lief ihre Jacht, die berühmte "Kairos", vom Stapel, doch es sollten noch sieben Jahre verstreichen, bevor sich das Ehepaar auf den Weg machen konnte. Während dieser Jahre bereitete sich das Paar gründlich auf ihre Segeltour vor, was unter anderem auch ein sparsames Leben bedeutete. So etwa musste zu der schon vorhandenen noch weitere Ausrüstung für die Jacht angeschafft werden, die sich als kostspielig erwies. Zudem musste ein Kapital angespart werden, das die Finanzierung der Reise sicherte. Auch körperlich bereitete sich das Ehepaar vor. So etwa trainierte es Fahrten bei schlechtem Wetter, lebte über Wochen von Konserven. Die Eheleute Koch legten auch einen Fahrplan fest, den sie detailliert anhand von diversen Karten  zusammenstellten. 1964 waren die Vorbereitungen abgeschlossen und das große Abenteuer konnte beginnen.

Über 60.000 Kilometer

Am 27.5.64 stach die "Kairos" in See und ihr Liegeplatz im Heimathaften Schulau sollte über drei Jahre unbesetzt bleiben. Die gewählte Route führte die beiden Segler zunächst zu den Kanarischen Inseln, von denen sie zur Überquerung des Atlantiks starteten. Anschließend erreichten sie die Insel Bequia, die zu dem Staat St. Vincent und die Grenadinen gehört. Danach ging es weiter rund um die Welt, manchmal bis zu 36 Tage ohne einen Hafen anzusegeln. Außer dem Proviant in Dosen führte das Ehepaar Koch 260 Liter Trinkwasser mit sich, was für ca. 52 Tage ausreichte, wie die "Kölnische Rundschau" vom 24.12.67 ausrechnete. "Der Spiegel" vom 28.8.67 wusste dann zu berichten: "Die Hamburger legten 61 466 Kilometer zurück. Doch sie hatten genügend Zeit zum Anlegen eingeplant: Ein Drittel ihrer Reisezeit verbrachten sie auf See – zwei Drittel an Land. Dennoch segelten sie lange Strecken – bis zu 36 Tage – ohne Unterbrechung." Elga Koch wurde zur ersten deutschen Weltumseglerin. Es sollte aber nicht der letzte Törn des Ehepaares belieben.

Immer wieder Fernweh

Die Weltumseglung mit der "Kairos" hielt Ernst Jürgen Koch in einem Buch fest: "Ein Hundeleben in Herrlichkeit" hieß dieser Bericht, der 1968 erschien. Das Ehepaar Koch wollte es aber nicht bei der einen Fernreise mit der Yacht belassen. In den Jahren 1978 – 1982 unternahm es eine weitere Fernreise, allerdings schon mit der "Kairos II". Kaum von dieser Reise im Heimathafen eingetroffen, stachen die Kochs noch im gleichen Jahr wieder in See: diesmal in die Karibik. Bei all diesen Unternehmungen entstanden weitere Reiseberichte in Buchform. Gleichzeitig wurde Ernst  Jürgen Koch zu einem gefragten Mann für Dia-Vorträge. Im Jahr 1985 zog das Ehepaar auf die Insel La Palma, wo es seinen Lebensabend verbrachte. Ernst Jürgen Koch verstarb auf der Insel im November 2003.

 

Im August 1975 sprach DW-Redakteur Herbert Frick mit Ernst Jürgen Koch über das Segeln.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Uta Hardes-Schmeißer

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