1982: Interview mit Uwe Seeler | Sportgeschichten | DW | 17.09.2015
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Sportgeschichten

1982: Interview mit Uwe Seeler

"Unsere Spitzenspieler müssen sich als Vorbild geben" - Uwe Seeler zur Rolle des Fußballs bei der Erziehung der Jugend

Uwe Seeler nach seinem Abschiedsspiel am 01.05.1972.

Uwe Seeler nach seinem Abschiedsspiel am 01.05.1972.

Er war das Idol einer ganzen Generation von Fußballfans und zählt zu den größten Spielern, die den deutschen Fußball mitgeprägt haben. Die Karriere von Uwe Seeler zeichnet sich vor allem durch über tausend erzielte Tore aus und ist aus der Geschichte des Fußballs nicht wegzudenken.

Menschlicher Torpedo

Finale der Fußballweltmeisterschaft 1966 im Londoner Wembleystadion - Uwe Seeler und Franz Beckenbauer (30.7.66)

Finale der Fußballweltmeisterschaft 1966 im Londoner Wembleystadion - Uwe Seeler und Franz Beckenbauer (30.7.66)

Uwe Seeler kam am 5.11.36 in Hamburg zur Welt als Sohn des berühmten Fußballers Erwin Seeler. Der Weg zum Fußball war für ihn also vorbestimmt. Sein Vater meldete ihn als 10-Jährigen beim HSV an, und bald sah man das große Talent des Jungen, das es zu fördern galt. Bereits 1953, also mit 17 Jahren, machte Uwe Seeler bei einem Freundschaftsspiel gegen Göttingen 05 auf sich aufmerksam, und ein Jahr später, 1954, bewies er seine Qualitäten als Torjäger. Von den 20 Toren, die die deutsche Mannschaft beim UEFA-Jugendturnier erzielte, verdankte sie 13 Uwe Seeler. Der Weg in die erste Riege des Hamburger SV war geebnet. Und bald war Uwe Seeler aus der Mannschaft nicht wegzudenken. Zusammen mit Klaus Stürmer wurde er für Jahre zum Stammtorjäger der Mannschaft, die bald an prominenter Stelle in der Oberliga rangierte. Uwe Seeler schoss „Tore, die er auf dem Boden aufgestützt als Granate abfeuerte, die mit Fallrückzieher erzielt wurden, und Tore, die mit dem Kopf geschossen wurden, wobei er wie ein menschliches Torpedo in die ‚Flanken‘ hineinhechtete“ – wie „Die Zeit“ am 5.3.65 schrieb. Bald wurde Uwe Seeler in die Nationalmannschaft berufen.

Unter den vielen Auszeichnungen, die Uwe Seeler erhielt, befindet sich auch der Goldene Fußball des Berliner Fußballvereins e.V. (2004)

Unter den vielen Auszeichnungen, die Uwe Seeler erhielt, befindet sich auch der Goldene Fußball des Berliner Fußballvereins e.V. (2004)

Tor mit dem Hinterkopf

Sein Debüt in der Nationalmannschaft gab Uwe Seeler in Hannover 1954 in einem Spiel gegen Frankreich, das Deutschland jedoch verlor. Auch weitere Spiele der deutschen Nationalmannschaft, an denen der junge Fußballer teilnahm, endeten mit Niederlagen. Erst 1958 sollte sich das Blatt wenden. Bei der Weltmeisterschaft in Schweden erzielte Uwe Seeler seinen ersten Treffer für die Nationalelf. Ein Stammplatz in der Nationalmannschaft, deren Kapitän er 1962 wurde, war ihm seitdem sicher. Und seinen nie erlöschenden Kampfgeist übertrug oft auf seine Mitspieler. Diesen Kampfgeist bewies er auch nach einem Riss der Achillessehne, den er sich bei einem Spiel gegen Eintracht Frankfurt 1965 zugezogen hatte. Im Regelfall würde diese Verletzung seine Karriere beendet haben, doch nach einer Operation und einem „mörderischen“ Rehabilitationstraining kehrte Uwe Seeler auf den Rasen zurück. Während seiner Mitgliedschaft in der Auswahl des DFB schoss Uwe Seeler zwar viele Tore, doch eines bleibt unvergessen. Während der Weltmeisterschaft in Mexiko 1970, im Viertelfinale gegen England führte die englische Mannschaft bereits 2:1, kam nach einem erneuten Angriff der Deutschen dann der Ausgleich: nach einem langen Pass traf Uwe Seeler mit dem Rücken zum Tor stehend mit dem Hinterkopf. Zwei Jahre später sollte er seine aktive Karriere beenden. Insgesamt absolvierte er 72 Länderspiele und nahm an vier Weltmeisterschaftsturnieren teil. Seine Torbilanz beläuft sich auf über 1000 Tore.

Rücktritt eines Präsidenten

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn blieb Uwe Seeler seinem Verein, dem HSV, weiterhin verbunden, lehnte es aber ab, ein Amt beim Verein zu übernehmen. Erst nach 23 Jahren, als der HSV in einer Krise steckte, entschloss sich der dreifache Fußballer des Jahres das Amt des Vereinspräsidenten zu übernehmen. Zwar verzeichnete Uwe Seeler am Anfang seiner Präsidentschaft Erfolge in der Neuausrichtung des Vereins, doch einige Skandale aus seinem Umfeld zwangen ihn nach drei Jahren, 1998, zum Rücktritt, obwohl gegen ihn keine Vorwürfe erhoben wurden. Dem Ausnahmefußballer wurden auch zahlreiche Ehrungen zuteil. Neben zahlreichen sportlichen Auszeichnungen wurde er unter anderem auch zum Ehrenbürger der Stadt Hamburg ernannt und erhielt 1970 als erster Sportler Deutschlands das Große Bundesverdienstkreuz. Im November 2013 erhielt Uwe Seeler auf dem 32. Deutschen Sportpresseball in Frankfurt die Auszeichnung „Legende des Sports“.

Im Oktober 1982 unterhielt sich DW-Redakteur Karl-Bernd Skamper mit Uwe Seeler über den Fußball.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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