1983: Interview mit Luise Ullrich | Schauspieler im Gespräch | DW | 17.02.2012
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Schauspieler im Gespräch

1983: Interview mit Luise Ullrich

"Auf dem Schiff habe ich erfahren, dass der Krieg ausgebrochen ist" - Luise Ullrich erinnert sich

Luise Ullrich (um 1935)

Luise Ullrich (um 1935)

Mit sechzehn Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Bühne in Wien, mit 71 Jahren spielte sie ihre letzte Filmrolle. Die Österreicherin Luise Ullrich machte ihre Karriere vor allem in Berlin – und das sowohl beim Theater, wie auch beim Film, bei dem sie 1932 debütierte. Sie war eine Schauspielerin, die für den "Spiegel" vom 28.2.85 "auf den alten Ufa-Filmplakaten wie Schwiegermutters Ideal" wirkte und zugleich auch als Schriftstellerin recht produktiv war.

Mit Goethe auf die Leinwand

Luise Aloisia Elisabeth Ullrich kam am 31.10.1910 in Wien zur Welt. Bereits im Alter von vierzehn Jahren begann sie mit einer schauspielerischen Ausbildung an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Schon nach zwei Jahren debütierte sie am Wiener Volkstheater und sorgte zum ersten Mal als Mariechen in Hermann Sudermanns "Heimat" für größere Aufmerksamkeit, doch ihr erster großer Erfolg sollte sich in der Rolle der Kreszenz in dem Drama „Rauhnacht“ von Richard Billinger einstellen. Nach fünf Jahren in Wien ging Luise Ullrich nach Berlin. Dort wurde sie sehr schnell an den Bühnen des Berliner Staatstheaters und des Deutschen Theaters bekannt und bald auch für den Film entdeckt. "Der Werdegang" und "Die Vollendung" hießen zwei Kurzfilme, die 1932 als Goethe-Gedenkfilme von Fritz Wendhausen gedreht wurden - Luise Ullrich bekam dort ihre erste Filmrolle. Doch den "richtigen" Anfang machte Luis Trenker: er engagierte sie für seinen Film "Der Rebell" und vertraute ihr die Rolle der Erika Rieder an. Bald sollten weitere Filmrollen folgen, die die Popularität von Luise Ullrich immer weiter steigerten.

Erste Hauptrolle

Luise Ullrich in dem Film Um Thron und Liebe (1955)

Luise Ullrich in dem Film "Um Thron und Liebe" (1955)

Knapp zwei Dutzend Filme wurden es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, in denen Luise Ullrich mitwirkte. Darunter waren unter anderem solche Filme wie die Verfilmung des Bühnenstücks von Arthur Schnitzler "Liebelei" von 1932, in dem sie die Rolle der Modistin Mizzi Schlager übernahm, oder auch der Film "Regine" von 1934, in dem sie ihre erste Hauptrolle spielte und den endgültigen Durchbruch schaffte. Unter den Filmen der 30er-Jahre, in denen Luise Ullrich mitwirkte, befanden sich auch einige Kinohits, die sich als große Kassenerfolge erwiesen. So etwa die Streifen "Versprich mir nichts" oder auch "Ich liebe dich", und für ihre Rolle in dem Melodram "Annelie" wurde sie 1941 in Venedig als Beste Darstellerin ausgezeichnet. Und es sollte nicht bei dieser einen Auszeichnung bleiben, denn auch nach dem Zweiten Weltkrieg fasste Luise Ullrich sehr schnell wieder Fuß bei Theater und Film.

Holding their Bambi Film Awards on April 28, 1963 at the Schwarzwaldhalle (Black Forest Hall) in Karlsruhe, Germany are from left to right: US actor Rock Hudson, Swiss actress Liselotte Pulver, Austrian actress Luise Ullrich and German actor Heinz Ruehmann. (ddp images/AP Photo)

In illustrer Gesellschaft: Luise Ullrich mit Bambi (3 v. li; mit Rock Hudson, Liselotte Pulver und Heinz Rühmann)

Neubeginn mit "Die Nachtwache"

Nach Kriegsende ging Luise Ullrich zunächst nach München, wo sie an mehreren Bühnen wieder Theater spielte. Und es war nicht nur ein Ortswechsel, sondern auch ein Wechsel in das Fach einer reifen Charakterdarstellerin. Ihr erster Nachkriegsfilm, das Drama "Die Nachtwache" von 1949, wurde zum großen Erfolg für die Darsteller und den Regisseur. Er erzählte die Geschichte eines katholischen und eines evangelischen Geistlichen, die in einer Kleinstadt in freundschaftlicher Zusammenarbeit die gemeinsame Aufgabe, entwurzelten und unglücklichen Menschen Trost, Hoffnung und Neuorientierung zu geben, meistern. Das "Lexikon des Internationalen Films" zitiert aus damaligen Kritiken unter anderem: "Der erste religiöse deutsche Nachkriegsfilm war bei Publikum und Kritik wohl auch deshalb ein großer Erfolg, weil er ein Bedürfnis nach moralischer Geborgenheit im Schoß der Kirche befriedigte." Noch im gleichen Jahr kam ein weiterer Film mit Luise Ullrich in die Kinos: "Die Reise nach Marrakesch". Es ist die Geschichte zweier Damen aus der Halbwelt, die in allerlei amouröse Verwicklungen geraten. Zahlreiche weitere Filme mit der Schauspielerin folgten noch im Laufe der Jahre, wobei sie auch keine Auftritte bei Fernsehproduktionen scheute. So war sie unter anderem 1969 in der Serie "Der Kommissar" oder auch 1972 in der Fassbinder-Serie "8 Stunden sind kein Tag" zu sehen.

Die Schriftstellerin

Bereits 1941 entdeckte Luise Ullrich auch ihre Vorliebe fürs Schreiben. In ihrem ersten Buch "Sehnsucht, wohin führst du mich? – Mein südamerikanisches Tagebuch 1941" beschrieb sie einrucksvoll ihre Reisen durch Südamerika. Jahre später sollte sie auch ihre Eindrucke von einer Australien-Reise zu Papier bringen. Außerdem erschienen aus ihrer Feder zwei Romane, einige Erzählungen und Novellen, darunter die Novelle "Ein Augenblick ohne Theater", die unter anderem in dem Sammelband "Die 56 besten Novellen der Welt" ihren Platz fand. Das schauspielerische Wirken von Luise Ullrich wurde im Laufe der Jahre mit einem Bambi, einem Bundesfilmpreis - Filmband in Gold – und dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse gewürdigt. Sie starb am 22.1.85 in München.

Im März 1983 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Luise Ullrich über einige Stationen ihres Lebens.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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