Die Entwicklung einer Action für Google Home | IT Berufe | DW | 07.03.2019
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Sprachassistenten

Die Entwicklung einer Action für Google Home

Sprachassistenten wie Amazon Alexa oder Google Assistant erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Hier ein Erfahrungsbericht zu unserem Angebot „DW-Discoveries“ für Google Home von Elena Isayenko und Tobias Doll.

Wir haben 2017 angefangen, uns mit dem Thema zu beschäftigen und zunächst die ersten Skills bei Amazon hochgeladen. Begonnen haben wir mit dem Flash Briefing Skill „DW News Brief“, einem englischsprachigen 90-sekündigen Nachrichtenüberblick für Alexa. Genau so wie die später hinzu gekommenen deutschsprachigen Skills „DW Aktuelle Nachrichten“, „Kalenderblatt“ und „Langsam gesprochene Nachrichten“ haben wir dabei bestehende redaktionelle Angebote genutzt und für die Ausspielung adaptiert. Thematisch sind alle genannten Skills im Nachrichtensektor angesiedelt. Als Deutschlands Auslandsrundfunk liegt unser Fokus auf den aktuellen Geschehnissen sowie hintergründiger Berichterstattungen aus allen Ländern der Welt (in 30 Sprachen). Durch die regelmäßige Aktualisierung der Inhalte in unseren Skills gewährleisten wir, dass unsere Nutzer immer up-to-date bleiben.

Gestärkt durch die Nutzungsstatistiken haben wir uns entschieden, einen Schritt weiter zu gehen und ein Angebot für Sprachassistenten von Grund auf zu entwickeln. Für derartige Experimente haben wir bei der DW das sogenannte DW Lab. Hier konzentrieren  wir uns darauf, innovative Ideen für digitale, journalistisch relevante Produkte mit Reichweitenpotential abseits des Alltagsgeschäfts prototypisch umzusetzen.

Entwicklung eines neuen Produkts: DW Discoveries

Im Zuge der zweiwöchigen Lab Session haben wir Studien gelesen, mit potenziellen Nutzern gesprochen und untersucht, wo die Nutzenden die Sprachassistenten bzw. Skills nutzen und wie sie damit interagieren. Alles mit dem Ziel, detailliertere Informationen zu bekommen, was die Zufriedenheit mit einem Skill maßgeblich ausmacht. Herauskristallisiert haben sich die Nutzerführung, der Inhalt sowie die Einbeziehung des aktuellen Nutzerkontextes, also wie und zu welcher Tageszeit die Nutzer die Skills aufrufen.

Angelehnt an die Studie des NPR's haben wir für uns als DW zwei Tages-Slots identifiziert. Da morgens eher kürzere und abends längere Formate präferiert werden, haben wir nun einen morgendlichen Slot für unsere Nachrichtenangebote und wissensvermittelnden Skills und einen abendlichen Slot für Podcasts und weitere Formate.

Über eine CRM-Kampagne haben wir ausgewählte DW-Nutzer mittels eines Fragebogens gezielt nach ihren Präferenzen befragt. Das Ergebnis: Themenblöcke wie Wissenschaft und Umwelt, Wirtschaft und Kultur stoßen auf das größte Nutzerinteresse. Die emotionale Ansprache ist ein weiteres wichtiges Kriterium.

Basierend auf diesen Erkenntnissen haben wir ein neues Format für den Google Assistant entwickelt: DW Discoveries. „DW Discoveries“ sind 30-sekundige Wissenshappen in englischer Sprache aus den Bereichen Wissenschaft, Umwelt und Gesundheit. Die Inhalte werden der Nutzung entsprechend täglich frühmorgens aktualisiert und der Nutzer bekommt sowohl alltägliche Tipps als auch interessante Fakten aus den drei spannenden Themenbereichen. Um das Angebot persönlicher zu gestalten, werden die Moderatoren namentlich benannt und vorgestellt. Außerdem werden ihnen die Themenauswahl und die Ausformulierung der Beiträge freigestellt, um die Wirkung zu verstärken.

Nach wie vor bleibt die größte Herausforderung bei der Entwicklung neuer Formate für Sprachassistenten ein intuitives Voice User Interface zu gestalten für Nutzer, die sich über Jahre hinweg mittels visueller Menüs durch Apps navigiert haben. Es waren deshalb viele User-Tests nötig. Die haben wir von Anfang an begleitend zur Entwicklung durchgeführt. Mit dem Ergebnis, dass wir eingebrachte Ideen auch schnell wieder verworfen haben. So zum  Beispiel die Einbindung von Podcasts oder interaktiven Umfragen. Nach mehrfachen Anpassungen unseres Konzeptes ist es uns gelungen ein intuitives User Interface umzusetzen.

Technische Details

Das Interaktionsmodell wurde mit Dialogflow erstellt, wobei bereits hier eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Konzeption und Programmierung einsetzte. Mitzudenken ist bei Actions bzw.  Skills  für Sprachassistenten immer, dass die Menüführung grundlegend anders funktioniert als etwa bei Angeboten für das Web. Die Nutzenden sehen nichts, sie stehen quasi vor einem leeren Raum und können mit der größtmöglichen Bandbreite an Interaktionsmöglichkeiten versuchen, dem Gerät die richtige Antwort zu entlocken. Was sie auch tun. An dieser Stelle wird sich zukünftig zeigen, ob sich mit einer weiteren Verbreitung von Sprachassistenten eine Art normalisierter Benutzung durchsetzt.

Dieses Problem, herauszufinden wie unsere Nutzer versuchen welche Aktion durchzuführen, führte schließlich zu einer sehr interessanten Art von Coding-Workflow. Fehler konnten behoben werden, indem wir direkt Anpassungen an den Interaktionsmodellen vornahmen. Die eingesetzten Frameworks, insbesondere Dialogflow, bieten Möglichkeiten in direkter Iteration die Sprachmodelle zu verbessern und zu vervollständigen, so dass eventuelle Fehler im direkt anschließenden erneuten Durchlauf nicht mehr auftraten. Eine für alle Beteiligte, Entwickler und Probanden, eindrucksvolle Erfahrung.

Technisch haben wir uns relativ eng an den von Google empfohlenen TechStack gehalten. Geschrieben ist der ausgeführte Programmcode in JavaScript (NodeJS). Gehostet werden die Actions in Firebase, der Google-eigenen Plattform für serverless computing und Hosting von Webinhalten. Als weitere Datensenken kommen Cloud-Dienste von Amazons AWS zum Einsatz.

Prinzipiell lässt sich gerade zu den technischen Anforderungen anmerken, dass es in diesem recht neuen Softwarebereich noch zu häufigen Änderungen kommt. Ein Best Practice heute muss morgen nicht mehr unbedingt gelten. Änderungen von Spezifikationen seitens der Anbieter, in diesem Fall Google, sind an der Tagesordnung. Dies erfordert eine ständige Marktbeobachtung, um immer auf dem Laufenden bleiben zu können.

Rückblickend war die Konzeption und Umsetzung im DW Lab eine sehr intensive Erfahrung, die uns viele wichtige Erkenntnisse eingebracht hat. Natürlich haben die zwei Wochen dort nicht ausgereicht, um „DW Discoveries“ komplett fertig zu stellen. Dafür haben wir im Nachgang noch die Gelegenheit bekommen und sind glücklich, wenn es auch bei den Nutzenden auf Interesse stößt.

Wir sind ständig bestrebt, das Angebot zu verbessern, und sind für Anregungen dankbar. Auch für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung unter assistants@dw.com