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Amtsärzte fordern wegen Hitze Siesta in Deutschland

18. Juli 2023

Die Hitzewelle lässt die staatlich angestellten Mediziner in Deutschland über angepasste Arbeitszeiten nachdenken. Für sie könnte die aus Südeuropa bekannte lange Mittagsruhe ein probates Mittel sein.

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Ein Mann mit einem Sonnenhut auf dem Gesicht liegt auf einer Wiese im Schatten und ruht sich aus
Führt eine Vorverlegung der Arbeitszeit inklusive einer mehrstündigen Mittagspause bei höheren Temperaturen zu produktiverer Arbeit? Bild: Sebastian Kahnert/dpa/picture alliance

Die Amtsärzte machen sich wegen der hohen Temperaturen die Einführung einer Siesta nach südeuropäischem, insbesondere spanischem Vorbild in Deutschland stark. "Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

Der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen
BVÖGD-Vorsitzender Chef Johannes Nießen: "Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst"Bild: Marius Becker/dpa/picture alliance

"Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst", sagte Nießen weiter. "Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen." Komplexe Arbeitsanforderungen sollten daher aus Sicht des Mediziners besser in die frühen Morgenstunden verschoben werden. "Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt." Wichtig sei auch, grundsätzlich viel mehr zu trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich zu nehmen. "Ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch wäre eine weitere Möglichkeit, um im Homeoffice für Abkühlung zu sorgen", sagte Nießen.

DGB beklagt Versäumnisse der Arbeitgeber

Das Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Anja Piel, forderte die Arbeitgeber derweil auf, während der Sommermonate regelmäßig Hitze-Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen, um den Arbeitsschutz während hoher Temperaturen zu gewährleisten. "Arbeitgeber müssen ihre Beschäftigten vor Hitze schützen - Arbeit bei Hitze ist für Beschäftigte belastend und gefährdet im schlimmsten Fall ihre Gesundheit", sagte die Gewerkschafterin den RND-Zeitungen. "Gefährdungsbeurteilungen sind Grundlage für passgenauen Schutz."

DGB-Vorstandmitglied Anja Piel
DGB-Vorstandmitglied Anja Piel: "Arbeitgeber müssen ihre Beschäftigten vor Hitze schützen"Bild: Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Diese seien allerdings immer noch kein Standard in Betrieben, fuhr Piel fort. Sie sprach von einem "Versäumnis der Arbeitgeber, das angesichts des Klimawandels und der extrem heißen Sommer vollkommen inakzeptabel ist". Piel forderte zudem, Büroräume mit Temperaturen von mehr als 35 Grad zu schließen, sofern der Arbeitgeber keine Hilfsmittel wie Luftduschen anbietet.

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sti/kle (afp, dpa, kna)