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Anschlag auf Festival in Israel: "Wir suchen weiter"

Torsten Landsberg
11. Oktober 2023

Mindestens 260 Menschen starben beim Hamas-Anschlag auf ein Festival im Süden Israels. Im DW-Interview schildert ein Musik-Manager, wie die Community nach Überlebenden sucht.

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Ein zerstörtes Festivalszelt steht auf dem attackierten Supernova Festival in Israel.
Das Supernova Festival begann friedlich und endete im MassakerBild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Vier Tage nach dem Großangriff der palästinensischen Terror-Organisation Hamas auf den Süden Israels hoffen Angehörige weiter auf Lebenszeichen der Vermissten. Der Musik-Manager Raz Gaster versucht, dabei zu helfen. Er erlebte den Anschlag auf das Musikfestival Supernova Sukkot Gathering in der israelischen Negev-Wüste am eigenen Leib.

Er befand sich hinter der Bühne, als er am Morgen Explosionen hörte. "Es war gegen halb sieben", erzählt er im DW-Interview. "Aus allen Richtungen" seien Hunderte Raketen auf dem Gelände eingeschlagen - dort, wo das Festival-Publikum in der Nacht zuvor ausgelassen getanzt hatte.

Zunächst hätten sie sich auf den Boden geworfen und auf dem Gelände vergeblich Schutz gesucht, sagt Gaster. "Dann sind wir ins Auto gesprungen und so schnell gefahren, wie wir konnten." Die Entscheidung, Richtung Norden zu fahren, rettete ihm und seinen Begleitern womöglich das Leben. Sie sammelten einen brasilianischen und einen mexikanischen Künstler ein und fuhren in ein angemietetes Haus, rund 30 Kilometer vom Festival entfernt.

Von dort half Raz Gaster, der zahlreiche DJs für das Festival gebucht hatte, wenigstens die internationalen Künstlerinnen und Künstlern außer Landes zu bringen. "Die Community hat sich schnell organisiert, Leute haben uns ihre Koordinaten geschickt, wo sie sich versteckt hielten."

Nach einem Hamas-Anschlag stehen ausgebrannte Autos auf dem Festival-Gelände nahe des Gaza-Streifens.
Ausgebrannte Autos auf dem Festival-Gelände nahe des Gaza-StreifensBild: Ronen Zvulun/REUTERS

Mindestens 260 Menschen kamen bei den Angriffen auf das Festival ums Leben, viele sind entführt worden, das Schicksal anderer ist ungewiss. "Wir vermissen noch viele Freunde, wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist", sagt Gaster. Menschen könnten ein paar Tage ohne Nahrung überleben, weshalb er hoffe, dass es möglichst vielen gelungen sei, sich zu verstecken.

"Ich hatte noch keine Zeit, das zu verarbeiten", sagt er. "Wir sind in einer Kriegssituation, für uns geht es darum, jede einzelne Person zu finden und ihre Familien zu informieren."

Die Musik-Community habe Suchtrupps organisiert, "wir gehen jeder Spur nach", sagt Raz Gaster. Bislang seien Künstlerinnen und Künstler gerne nach Israel gekommen, "sie lieben die Menschen und die liberale Geisteshaltung". Es werde die Unterstützung der globalen Szene brauchen, um über "diesen bösartigen und unmenschlichen Angriff" hinwegzukommen. Er hoffe, sagt Raz Gaster, dass "wir eines Tages ein Festival erleben, ohne uns Sorgen zu machen".

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