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Film

Schwarzenegger: "Putin, stoppen Sie diesen Krieg!"

Stuart Braun | Maria John Sánchez
18. März 2022

Der Filmstar und ehemalige Politiker Arnold Schwarzenegger richtet sich mit einem Video an das russische Volk. Darin erinnert er an seinen Vater, der durch die NS-Propaganda "physisch und mental gebrochen" wurde.

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Arnold Schwarzenegger spricht in ein Mikrofon
Arnold Schwarzenegger hat Millionen von Followern in den sozialen MedienBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/picture alliance

"Dieser Krieg ist illegal", sagt Arnold Schwarzenegger in seiner neunminütigen Videobotschaft. Seit der Veröffentlichung am Donnerstag wurde seine Ansprache auf Twitter bereits 25 Millionen Mal angesehen. Darin richtet sich Schwarzenegger explizit an die russische Bevölkerung: "Eure Leben, eure Körper, eure Zukunft werden für einen sinnlosen Krieg geopfert, der von der ganzen Welt verurteilt wird." 

Das auf Russisch untertitelte Video wurde auch über die Messenger-App Telegram verbreitet, die in Russland noch zugänglich ist. Anders als die Plattformen Instagram und YouTube, auf denen es ebenfalls veröffentlicht wurde. In dem Video spricht der ehemalige Bodybuilding-Weltmeister liebevoll über das russische Volk, für das er "nichts als Zuneigung und Respekt" habe und bei dem er aufgrund seiner langen Verbundenheit mit dem Land sehr beliebt ist. Jedoch gingen in der Welt schreckliche Dinge vor sich. Diese würden den Russen vorenthalten, so Schwarzenegger.

Schwarzenegger spricht über sein russisches Vorbild

Schwarzenegger spricht in seinem Video unter anderem vom sowjetischen Weltmeister im Gewichtheben, Juri Petrowitsch Wlassow. Diesen habe er als 14-Jähriger in Wien kennengelernt. Wlassow war ein wichtiges Vorbild für den jungen Bodybuilder. "Ich ging nach Hause und hängte sein Foto über mein Bett", erinnert sich Schwarzenegger. "Es inspirierte mich, als ich anfing, Gewichte zu stemmen, aber es verärgerte meinen Vater. Er mochte keine Russen, wegen seiner Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg."

Gewichtheber Juri Wlassow hält über seinem Kopf eine Stange mit Gewichten
Eine Zeit lang war er der stärkste Mann der Welt: Gewichtheber Juri WlassowBild: V. Galaktionov/RIA Nowosti/dpa/picture alliance

Doch der junge Schwarzenegger verweigerte den Befehl seines Vaters, das Bild von Wlassow abzunehmen. "Es war mir egal, welche Flagge er trug", sagte er.

Schwarzeneggers Vater hatte im Zweiten Weltkrieg in Leningrad (dem heutigen Sankt Petersburg) für die Nationalsozialisten gekämpft, die "dieser großartigen Stadt und ihren tapferen Menschen viel Leid zugefügt" hatten. Der österreichische Soldat habe den "Lügen seiner Regierung geglaubt", so Schwarzenegger. Aus dem Krieg sei sein Vater als "physisch und mental gebrochener" Mann zurückgekommen - nicht nur wegen seines kaputten Rückens, sondern auch wegen der Schuld, die er empfand.

Appell an die russische Bevölkerung

"Ich will nicht, dass ihr so gebrochen werdet wie mein Vater", sagt Schwarzenegger und richtet sich damit an die russischen Soldaten, die derzeit in der Ukraine kämpfen. "Das ist nicht der Krieg zur Verteidigung Russlands, den eure Großväter oder Urgroßväter geführt haben", so Schwarzenegger.

Während das Video zerbombte Straßen in der Ukraine und den Beschuss von Zivilisten zeigt, ruft der ehemalige Gouverneur von Kalifornien das russische Volk dazu auf, "die Wahrheit zu verbreiten". Mitbürger sollten so von der "humanitären Katastrophe, die in der Ukraine geschieht", erfahren.

Russland: Mutige Proteste gegen Putin

Schwarzenegger sendet auch eine Botschaft an den Kreml: "Warum opfern sie diese jungen Männer für Ihre eigenen Ambitionen?" An den russischen Präsidenten Wladimir Putin appellierte er: "Sie haben diesen Krieg begonnen. Sie führen diesen Krieg. Sie können diesen Krieg jetzt stoppen." Der "Terminator"-Star ist eine von nur 22 Personen, denen der russische Staatschef auf Twitter folgt.

Lob für mutige Proteste

Anerkennung brachte Schwarzenegger denjenigen Russen entgegen, die auf den Straßen des Landes trotz aller Risiken gegen den Krieg demonstrieren. "Die Welt hat eure Tapferkeit gesehen", sagte er. "Ihr seid meine neuen Helden. Ihr habt die Stärke von Juri Petrowitsch Wlassow. Ihr habt das wahre Herz von Russland."

"Das kam aus Arnolds Herz, nicht von der Regierung", sagte Schwarzeneggers Sprecher Daniel Ketchel, als er von der New York Times über die Motivation für den Post befragt wurde. US-Außenminister Antony Blinken bezog sich in einem ebenfalls an russische Bürger gerichteten Tweet auf Schwarzenegger. "Wie @Schwarzenegger erklärt", schrieb er, "geben wir dem russischen Volk keine Schuld, und wir müssen Sie wissen lassen, was Ihre Regierung vor Ihnen verbirgt."

Reaktionen aus Russland

Das Video trendet auch in Russland. Oppositionelle und Kriegsgegner lobten Schwarzeneggers Engagement. Auf Telegram schrieb der Oppositionspolitiker Lev Shlosberg, das Video sei "mit Respekt vor dem russischen Volk" gedreht worden. Und er ergänzte: "Arnold Schwarzenegger hat die einzigartige Gabe, jedem Menschen gegenüber mit Überzeugung, Respekt und auf Augenhöhe zu sprechen. Mit Witz, Kraft und Gerechtigkeit. Hört selbst. Denkt darüber nach. Versteht."

Der Journalist Anton Orekh schrieb, ebenfalls auf Telegram, dass Schwarzeneggers Botschaft keinerlei "Russophobie" enthalte. "Wir sind Ausgestoßene der Weltgemeinschaft. Arnold ist einer der wenigen Menschen, der die Russen nicht als wilde Orks anspricht, sondern als gute Menschen, die vom Weg abgekommen sind," so Orekh.

 

Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom 18.03.2022, mit ergänzenden Informationen der BBC.

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.
Maria John Sánchez Autorin