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Gesellschaft

Auto fährt in Berlin in Menschenmenge

8. Juni 2022

Bei dem Vorfall in der Berliner Innenstadt stirbt eine Lehrerin, mehrere ihrer Schüler sind unter den Verletzten. Der Fahrer wurde vorläufig festgenommen. In seinem Auto wurden Schriftstücke und Plakate entdeckt.

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Deutschland | Auto rast in Menschenmenge in Berlin
Eisatzkräfte bemühen sich um die OpferBild: Michael Sohn/AP Photo/picture alliance

Todesfahrt bei Berliner Gedächtniskirche

Auf der Einkaufsmeile in der westlichen Berliner Innenstadt, nahe der Gedächtniskirche und dem Kurfürstendamm, ist ein Fahrzeug erst in eine Menschenmenge gefahren und dann, einige Meter weiter, in das Schaufenster eines Geschäfts. Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Vorfall gegen 10.30 Uhr. Auf Bildern ist zu sehen, wie das Kleinauto in der Fensterfront eines Ladengeschäfts steht.

Laut einem Feuerwehrsprecher kam eine Frau ums Leben. Sechs Personen seien lebensgefährlich verletzt und weitere drei schwer. Außerdem wurden mehrere Menschen leicht verletzt. Wie viele sagte die Feuerwehr zunächst nicht. Die Polizei spricht von insgesamt mehr als einem Dutzend Verletzten.

Deutschland, Berlin | Auto in Passanten gefahren
Das Unfallfahrzeug, ein Renault-Kleinwagen, kam im Schaufenster eines Parfümeriegeschäfts zum StehenBild: Fabrizio Bensch/REUTERS

Schulklasse auf Klassenfahrt Opfer der Todesfahrt

Bei der getöteten Frau handelt es sich nach Angaben von Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) um eine Lehrerin aus Hessen, die mit einer Schulklasse zu Besuch in der Hauptstadt war. Unter den Verletzten sind Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse. Ein Lehrer, der die Klassenfahrt mit betreute, wurde nach derzeitigem Stand schwer verletzt. Die Schüler aus dem nordhessischen Bad Arolsen werden psychologisch betreut.

Schriftstücke und Plakate im Fahrzeug

Der Hintergrund des Vorfalls ist noch unklar. Im Tatfahrzeug seien neben Schriftstücken auch Plakate mit Aufschriften gefunden worden, sagte Innensenatorin Spranger. "Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht." Zuvor hatte es aus Polizeikreisen geheißen, es sei ein Schreiben in dem Auto gefunden worden. Spranger sprach von "Plakaten", auf denen Äußerungen zur Türkei stehen würden. Die genaue Motivation des Fahrers müsse untersucht werden. Ein Sonderkommando durchsuchte die Wohnung des Mannes. Zudem habe die Polizei Kontakt zur Schwester des Fahrers gehabt, hieß es.

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte, im Moment gebe es keine einschlägigen Erkenntnisse zu einer politischen Motivation. Sie sprach von einem "Tatverdächtigen", der sich nun im Krankenhaus befinde. 

Fahrer von Passanten festgehalten

Nach Angaben des Pressesprechers der Polizei, Thilo Cablitz, war der Fahrer zunächst von Passanten festgehalten und dann von der Polizei festgenommen worden. Es handelt es sich laut Polizeiangaben um einen 29 Jahre alten in Berlin lebenden Deutsch-Armenier.

Der Berliner "Tagesspiegel" meldete mit Verweis auf die Angaben eines Polizeisprechers, dass das Auto zunächst in eine Personengruppe auf dem Bürgersteig gefahren sei. Danach sei es wieder auf die Straße gefahren, dann erneut auf den Bürgersteig und am Ende in einem Schaufenster zum Stehen gekommen. Zwischen der Personengruppe und dem Ladengeschäft sollen 200 Meter liegen.

Berlins Innensenatorin Spranger zeigte sich in einer ersten Reaktion "schockiert".

Die Bundesregierung, Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigten sich bestürzt über das Geschehene. "Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer", erklärte Steinmeier.

Die Gegend, in der sich der tödliche Vorfall ereignete, wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit circa 130 Kräften im Einsatz, mit einem Hubschrauber verschafften sich die Beamten einen Überblick aus der Luft. Unfallexperten der Polizei rekonstruierten die Abläufe.

Andacht in Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Am Abend gedachten zahlreiche Menschen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der Toten und der Verletzten. Auf arglose Menschen sei bei dem Vorfall "brutale Gewalt" eingebrochen, sagte Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein bei der Andacht. 

Deutschland, Berlin | Auto in Passanten gefahren
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz nach dem VorfallBild: Michael Sohn/AP/picture alliance

Der Ort weckt Erinnerungen an den islamistischen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016. Auf dem Platz vor der Gedächtniskirche fuhr damals ein Lkw in eine Menschenmenge. Zwölf Personen starben, mehr als 70 wurden verletzt.

qu/se/cwo (dpa, afp, rtr)