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Airbus-Absturz: Berlin vermutet Anschlag

7. November 2015

Nach dem Absturz des russischen Flugzeugs in Ägypten verdichten sich Hinweise auf einen Anschlag. Auch Berlin geht nach einem Zeitungsbericht von einem Terrorakt aus. Die Ermittlergruppe prüft ein auffälliges Geräusch.

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Trümmer des abgestürzten Airbus auf dem Sinai (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Str

Die Bundesregierung in Berlin geht nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) davon aus, das der Absturz des des Airbus A321 der russischen Fluggesellschaft Metrojet vor einer Woche in Ägypten von einem Bombenanschlag der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) verursacht worden ist. Dafür sprächen alle verfügbaren Informationen, sagte ein hoher Sicherheitsbeamter der Zeitung,

Ägypten hält sich hingegen weiter bedeckt. Es sei noch nicht möglich, die Frage nach der Ursache des Absturzes zu beantworten. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen, bisher gebe es noch "keine Schlussfolgerung" zur Absturzursache, sagte Chefermittler Aiman al-Mokadem bei einer Pressekonferenz in Kairo.

"Verdächtiges Geräusch

Die Ermittler untersuchten ein unmittelbar vor der Katastrophe aufgenommenes verdächtiges Geräusch. "Ein Geräusch wurde in der letzten aufgenommenen Sekunde des Flugschreibers gehört", teilte al-Mokadem mit. Die Sequenz müsse nun von Spezialisten untersucht werden. Für Rückschlüsse sei es noch zu früh. Dem Team, das den Absturz untersucht, gehören Experten aus Russland, Ägypten, Frankreich und Deutschland an.

Der Airbus war vor einer Woche kurz nach dem Start im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle 224 Menschen an Bord, überwiegend russische Urlauber, kamen ums Leben. Westliche Geheimdienste vermuten, Terroristen könnten eine Bombe an Bord des Flugzeugs geschmuggelt haben.

Hinweise auf "plötzlichen Absturz"

In Ermittlerkreisen in Paris hieß es, die Auswertung der Flugschreiber stütze den Anschlagsverdacht. Die Aufzeichnungen des Flugdatenschreibers und des Stimmenrekorders deuteten auf einen "brutalen, plötzlichen" Absturz des Airbus A321 hin. Sowohl die Daten der Instrumente als auch die Gespräche seien bis zur 24. Minute völlig unauffällig gewesen, hieß es. Dann hätten die beiden Geräte auf einen Schlag nicht mehr funktioniert.

Touristen sitzen fest

Als Reaktion auf den Absturz hat die russische Regierung den Linien-Flugverkehr von und nach Ägypten gestoppt. Knapp 80.000 russische Urlauber sitzen deshalb in Scharm el Scheich und Hurghada fest. Die staatliche Tourismusbehörde in Moskau kündigte an, es würden nun Flugzeuge geschickt, die die Menschen abholen sollten.

Zuvor schon hatten mehrere europäische Länder, unter ihnen Großbritannien und Deutschland, Flüge nach Scharm el Scheich ausgesetzt. Die Regierung in London will innerhalb von zehn Tagen alle rund 20.000 in Scharm el Scheich gestrandeten Briten zurückholen. Allein am Samstag sollten neun Flüge stattfinden, um 2000 Urlauber auszufliegen, teilten die Behörden mit.

Zwischenfall im August

Für Aufsehen sorgten derweil übereinstimmende Berichte der Londoner Zeitungen "Daily Mail" und "The Guardian", wonach ein Passagierjet der britischen Gesellschaft "Thomson Airways" im August beim Landeanflug auf Scharm el Scheich einem Raketentreffer nur knapp entgangen sei.

Der Abstand zur Rakete habe zeitweise lediglich etwa 300 Meter betragen, hieß es in den Berichten. Der Pilot habe der Rakete ausweichen müssen, sei dann aber mit mehr als 180 Menschen an Bord sicher gelandet. Die Passagiere seien über den Zwischenfall nicht informiert worden.

Das Verkehrsministerium in London sowie die Fluglinie bestätigten einen Zwischenfall. Ein Ministeriumssprecher erklärte, er stehe vermutlich im Zusammenhang mit einer Routineübung des ägyptischen Militärs. "Wir haben den berichteten Zwischenfall damals untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht um einen gezielten Angriff handelte", erläuterte der Sprecher.

wl/gri (dpa, afp, rtr)