1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

COP28: Viele Staaten verlangen Ausbau der Atomkraft

2. Dezember 2023

Rund 20 Länder haben sich bei der UN-Klimakonferenz für eine Verdreifachung der Atomenergie bis 2050 ausgesprochen. Bundeskanzler Scholz betont dagegen in Dubai den ausschließlichen Vorrang der erneuerbaren Energien.

https://p.dw.com/p/4Zho1
Ein russisches Atomkraftwerk im Abendhimmel
Nicht wenige Teilnehmerstaaten der Weltklimakonferenz halten die Atomkraft zum Erreichen der Klimaziele für unverzichtbarBild: Autentic Distribution GmbH

Eine Gruppe von etwa 20 Staaten hat auf der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) zum Ausbau der Atomkraft aufgerufen. Beteiligt an der gemeinsamen Erklärung sind unter anderem die USA, Frankreich, Großbritannien sowie das Gastgeberland Vereinigte Arabische Emirate. Ziel sei es, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, hieß es. 

Kerry: Ohne Atomkraft Klimaneutralität nicht erreichbar 

Verlangt wurde von der Staatengruppe, die installierte Leistung der Atomkraftwerke weltweit bis 2050 zu verdreifachen - verglichen mit dem Stand von 2020. Verbreitet wurde die Erklärung durch den US-Klimabeauftragten John Kerry. Zu den Unterzeichnern zählen auch Belgien, Finnland, Japan, Polen, Schweden und die Ukraine, nicht aber Russland und China, die ebenfalls über eine größere Zahl von Kernkraftwerken verfügen.

Der US-Klimabeauftragte John Kerry
Der US-Klimabeauftragte John Kerry als aufmerksamer Zuhörer in Dubai Bild: Mahmoud Khaled/COP28 via Getty Images

Kerry verwies auf Aussagen aus der Wissenschaft, wonach Klimaneutralität bis 2050 ohne Atomkraft "nicht erreichbar ist". In der Erklärung wird auch gefordert, dass internationale Finanzinstitutionen den Ausbau der Atomkraft fördern sollen. Dies ist teilweise derzeit in deren Statuten ausgeschlossen. Kritiker verweisen auf die mit der Atomkraft verbundenen Risiken, ungeklärte Entsorgungsfragen sowie hohe Kosten.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, verlangte ebenfalls weitere Investitionen in die Kernkraft. Es wäre ein "Fehler", die Atomenergie aufgrund von Problemen bei einigen Projekten abzulehnen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP am Rande der Weltklimakonferenz. Hürden bei der Finanzierung von Atomkraftwerken müssten überwunden werden.

USA: Kampf gegen Methan - Milliarden Dollar für Klimafonds

Die USA wollen im Kampf gegen die Erderwärmung zugleich die Senkung des Ausstoßes von klimaschädlichem Methan vorantreiben. Der Klimaberater von US-Präsident Biden, Ali Zaidi, und die Umweltbehörde EPA kündigten in Dubai neue Standards an, die die Öl- und Gasproduzenten dazu verpflichten sollen, Methan-Lecks zu schließen. Außerdem sollen Bohrlöcher besser überwacht werden, damit der ungewollte Austritt des Gases verhindert werden kann. Das zweitwichtigste Treibhausgas Methan entweicht unter anderem bei der Förderung von Kohle, Öl und Erdgas. Es bleibt zwar kürzer in der Atmosphäre, ist dafür aber schädlicher als Kohlendioxid (CO2).

UN-Klimakonferenz in Dubai

Mit den Maßnahmen streben die USA an, bis 2038 den Ausstoß von geschätzten 58 Millionen Tonnen Methan zu verhindern - das entspricht den Angaben zufolge 1,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Die Vereinigten Staaten haben gemeinsam mit der EU vor zwei Jahren eine internationale Initiative ins Leben gerufen, die das Methan-Problem gemeinsam angehen will. Mittlerweile haben sich mehr als 150 Staaten angeschlossen.

US-Vizepräsidentin Kamala Harris sicherte in Dubai zu, dass ihr Land drei Milliarden Dollar in den Grünen Klimafonds (GCF) einzahlen werde. Es handelt sich um die erste Einzahlung der USA in den Fonds seit 2014. Der GCF ist eines der wichtigsten Instrumente der internationalen Klimafinanzierung. Mit dem Fonds sollen derKlimaschutz und die Anpassung an Klimafolgen in Entwicklungsländern zu unterstützt werden. Für diese Ziele hatten die Industrieländer eigentlich ab 2020 pro Jahr 100 Milliarden Dollar zugesagt, die teilweise in den GCF fließen. 

Scholz: Raus aus den fossilen Energieträgern

Auf der Klimakonferenz steht generell der Ausbau erneuerbarer Energien im Vordergrund. Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte in seiner Rede auf der COP28 einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen an. Alle müssten jetzt die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen, zuallererst aus der Kohle. Dafür könnten bei der Klimakonferenz die Segel gesetzt werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Rede auf der UN-Klimakonferenz (COP28) in Dubai
Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Rede auf der UN-Klimakonferenz (COP28) Bild: AP/Rafiq Maqbool/picture alliance

Noch sei es möglich, die Emissionen innerhalb dieses Jahrzehnts so zu senken, dass das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleibe, so Scholz weiter. Damit soll erreicht werden, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter deutlich unter zwei Grad Celsius zu halten, möglichst aber auf 1,5 Grad zu begrenzen. Allen geopolitischen Spannungen zum Trotz müsse man sich dafür aber sehr beeilen, betonte der SPD-Politiker. Konkret sprach er sich für eine Einigung auf zwei verbindliche Ziele bis zum Jahr 2030 aus: eine Verdreifachung des Ausbaus erneuerbarer Energien sowie die Verdopplung der Energieeffizienz. Bisher haben sich mehr als 110 Staaten dazu bereit erklärt, die Ökostromproduktion in diesem Tempo auszubauen. 

Zudem pochte der Kanzler auf den Umbau der internationalen Finanzinstitutionen. Dabei sei man immerhin bei der Weltbank ein Stück vorangekommen. Viele Länder des globalen Südens, aber auch China, fordern eine stärkere Beteiligung an den immer noch westlich dominierten Institutionen wie Weltbank und Internationalem Währungsfonds sowie neue Finanzierungsinstrumente.

Erneuerbare Energien verdreifachen

Auf der Weltklimakonferenz teilen neben Deutschland bereits fast 120 Staaten das Ziel, die Energieerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 zu verdreifachen. "Ich rufe alle Staaten dazu auf, so schnell wie möglich an Bord zu kommen", sagte der Präsident der Weltklimakonferenz aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Sultan al-Dschaber, in Dubai. Knapp 120 Staaten hätten bereits unterschrieben. Dazu gehören auch Deutschland und die anderen EU-Staaten. Ferner setzen sich die Länder dafür ein, bis zum Jahr 2030 die Rate der Energieeffizienz von rund zwei Prozent auf mehr als vier Prozent zu steigern. Das bedeutet, dass zur Produktion von Gütern oder Leistungen weniger Energie notwendig werden soll. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte derweil 2,3 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt in den nächsten zwei Jahren an, "um die Energiewende in unserer Nachbarschaft und rund um den Globus zu unterstützen".

sti/se (afp, dpa, epd)