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Deutsches Erfolgsmodell Familienfirma

Dirk Kaufmann
29. August 2019

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Unternehmen, die in Familienbesitz sind oder von einer Familie kontrolliert werden, oft erfolgreicher sind als Firmen, die im Besitz von Investoren sind.

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Schon 2009 hatte eine Studie der Technischen Universität München mit einem Vorurteil aufgeräumt: Noch vor einer Generation hatte die Ansicht vorgeherrscht, dass ein typisches Familienunternehmen dem Mittelstand angehöre. Eine solche Firma sei klein und überschaubar, sie sei allenfalls ein mittelständisches Unternehmen, "deren Eigentumsanteile zumeist ausschließlich bei der Eigentümerfamilie liegen", so die Münchner Forscher.

In Wirklichkeit aber, so hatte die damalige Studie des Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) der Technischen Universität München (TUM) gezeigt: Familienunternehmen machten "nahezu die Hälfte der Anzahl und etwa ein Drittel der Marktkapitalisierung der zwischen 1998 und 2008 im Composite Dax (CDax) an der Börse notierten Unternehmen" aus. Familienunternehmen waren auch vor zehn Jahren bereits eine wesentliche Unternehmensgruppe am deutschen Kapitalmarkt.

Zwar habe die Gesamtzahl der deutschen börsennotierten Unternehmen im der letzten Dekade insgesamt stark abgenommen, bemerken die Forscher: Während 2008 noch 618 Unternehmen im CDax notiert waren, sind es im Untersuchungszeitraum bis 2018 nur noch 426. Doch auf Basis der in der Studie angewandten "Founding-Family-Definition" sind noch immer etwa 40 Prozent aller Nicht-Finanzunternehmen im CDax Familienunternehmen zuzuordnen.

Familien kontra Investoren

Die aktuelle Studie der TUM wurde im Auftrag der "Stiftung Familienunternehmen" erstellt. Dabei arbeiteten Wissenschaftler des Zentrums für Unternehmens- und Finanzstudien der Universität unter der Leitung der Ökonomin Ann-Kristin Achleitner, die auch als Aufsichtsrätin in verschiedenen großen Unternehmen tätig ist.

Die Ökonomen untersuchten fast 500 börsennotierte Firmen - an 40 Prozent von ihnen ist eine Familie beteiligt, und bei 20 Prozent hat die Familie der Gründer noch einen substanziellen Einfluss. Firmen der Finanzbranche und solche aus dem Immobiliensektor wurden nicht untersucht. Gegenstand der Studie waren sowohl Traditionsfirmen wie auch junge Unternehmen.

Im Schnitt hält eine Gründerfamilie demnach knapp ein Viertel der Anteile. Bei Nicht-Familienfirmen hingegen spielen strategische Investoren die Hauptrolle, sie halten laut der Studie im Schnitt 28 Prozent des Kapitals.

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"Hohe operative Performance"

Die Ökonomen weisen in ihrer Studie nach, dass börsennotierte Unternehmen, an denen eine Familie beteiligt ist oder die unter dem substanziellen Einfluss einer Eignerfamilie stehen, ertragreicher sind als Unternehmen, die keinem familiären Einfluss unterliegen.

"Familienunternehmen", so die Forscher, "verzeichnen ein höheres Wachstum bei Umsatz und Beschäftigung". Diese Firmen zeichneten sich auch bei der Erwirtschaftung einer hohen Rendite aus, und zwar durch eine "signifikant bessere operative Performance". Allerdings sind die Familienunternehmen durchschnittlich kleiner als die von Investoren gesteuerten Vergleichsfirmen.

"Je stärker der Familieneinfluss auf das Unternehmen, desto höher ist die operative Performance", heißt es in der Studie. Die Familienunternehmen erwirtschafteten demnach im Untersuchungszeitraum von 2009 bis 2018 eine jährliche Rendite aus Kurs- und Dividendengewinnen von 23,2 Prozent. Bei Nicht-Familienunternehmen waren es nur 15,2 Prozent. Die untersuchten Familienunternehmen konnten in diesem Zeitraum den Umsatz um 122 Prozent steigern, bei Nicht-Familienfirmen waren es nur rund 50 Prozent.

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... Baumarktkette Hornbach zu den untersuchten Unternehmen.Bild: picture-alliance/Keystone/J. Zick

Hohe Diversität - schlanke Strukturen

Ein weiterer Unterschied zu Nicht-Familienunternehmen zeige sich bei den "Corporate-Governance-Strukturen". Dabei unterschieden sich die Familienunternehmen deutlich voneinander und grenzten sich vor allem ganz entschieden von Nicht-Familienunternehmen ab. Das sei bemerkenswert, weil "das Wissen um die Merkmale börsennotierter Familienunternehmen auch für die Kapitalmarktregulierung oder die Gesetzgebung von Bedeutung" sein könne.

Einen weiteren Unterschied zwischen Familienunternehmen und Firmen in Investorenbesitz zeigt sich laut Studie auch in den Strukturen: Seien bei beiden Gruppen die Vorstände in etwa gleich groß, sei das bei den Aufsichtsgremien anders: Investoren bauen im Durchschnitt auf etwa ein Dutzend Aufsichtsratsmitglieder, Familienfirmen begnügen sich dagegen in der Regel mit der Hälfte der Aufseher. Dabei werde auch oft ein Aufsichtsratsmandat von einem Mitglied der Besitzerfamilie wahrgenommen.

Volkswirtschaftlich bedeutsam

Darüber hinaus sind Familienunternehmen deutlich kleiner als Nicht-Familienunternehmen - unabhängig davon, ob man Unternehmensgröße anhand der Bilanzsumme, der Umsatzerlöse oder der Anzahl der Beschäftigten misst.

Dabei, so die Münchener Ökonomen, sei bemerkenswert, dass die Beschäftigung bei Familienunternehmen im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2018 deutlich stärker gewachsen ist als bei Nicht-Familienunternehmen - durchschnittlich um 54 Prozent statt um 21 Prozent, wie bei der Konkurrenz in Investorenbesitz.

Dies unterstreiche einmal mehr die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen ebenso wie die Beobachtung, dass diese Firmen, die öfter mit der Rechtsform einer SE und KGaA daherkommen, über eine höhere Eigenkapitalquote als Nicht-Familienunternehmen verfügen.