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Diagnose HPV - Was kann ich tun?

Clare Roth
29. Juni 2023

Eine Infektion mit Humanen Papillomviren ist kein Grund zur Panik. Nur einige wenige Typen können Gebärmutterhalskrebs verursachen, und es gibt Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen. Hier einige wichtige Fakten zu HPV.

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Papilloma virus (HPV)
Bild: Cavallini/BSIP/picture alliance

HPV ist die Abkürzung für Humane Papillomaviren. Es gibt über 100 verschiedene Typen. Die meisten sind harmlos, nur etwa 14 Virenstämme können Krebs verursachen, etwa den gefährlichen Gebärmutterhalskrebs. Seit mehr als 30 Jahren versuchen Forschende, Möglichkeiten zu finden, um das Virus weltweit auszurotten. Ein entscheidender Schritt war die Entwicklung eines Impfstoffs. Seit 2006 ist er verfügbar.  

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden allein im Jahr 2020 604.000 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert. Mehr als die Hälfte von ihnen starb an der Erkrankung. 90 Prozent der Fälle wurden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen registriert. 

Nach Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention, CDC, infiziert sich fast jeder Mensch irgendwann in seinem Leben mit HPV.

Welche Symptome gibt es?

Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit HPV zeigt keinerlei Symptome. Einige aber entdecken Genitalwarzen an ihrem Körper. Das sind kleine Wucherungen im Genitalbereich oder auch im Mund. Sie sind die einzige klinische Manifestation von HPV.

Der Virenstamm, der diese Warzen verursacht, sei aber nicht der Typ, der zu Krebs führe, sagt Diane Harper, Medizinprofessorin an der Universität von Michigan. Sie hat sich auf HPV spezialisiert und war an den klinischen Studien zu den HPV-Impfstoffen Gardasil und Cervavix beteiligt. 

"Bei den Hochrisikotypen, die sich zu Krebs entwickeln, hat man keinerlei Anzeichen oder Symptome", sagt Harper. "Man hat absolut keine Ahnung, dass man sich damit infiziert hat. Das ist das wirklich Beunruhigende, wenn man positiv auf HPV getestet wurde. Und man fragt sich dann natürlich, wo man sich denn nun angesteckt hat."

Junge Frau wird geimpft.
Weltweit stehen mittlerweile Impfungen gegen HPV zur VerfügungBild: Zhu Huanan / CFOTO/picture alliance

Wie kann man sich mit HPV anstecken?

Übertragen werden HP-Viren vor allem beim Sex und über Hautkontakt, beim Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr. Ein Kondom hilft zwar, bietet aber keinen vollständigen Schutz, denn es deckt nicht das gesamte Areal um die Genitalien herum ab.

Doch die Vorstellung, dass man sich nur beim Sex mit HPV anstecken kann, sei ein Irrglaube, sagt Harper und fügt hinzu, dass zwischen 10 und 15 Prozent aller Kinder bereits mit dem Virus geboren werden. Das ist der Fall, wenn die Mutter während der Schwangerschaft infiziert ist und das Virus an das Ungeborene weitergibt.

Es ist möglich, das Virus im Körper zu haben, ohne damit bewusst in Berührung gekommen zu sein. Das ist einer der Gründe, warum man nie genau wissen kann, woher die HPV-Infektion kommt. Ein weiterer Grund ist, dass HPV nicht unbedingt direkt nach sexuellem Kontakt mit einer infizierten Person auftritt. Das Virus kann auch Jahre danach bei einem Routinetest nachgewiesen werden.

"Um an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, müssen die Frauen auf jeden Fall mit dem HP-Virus in Kontakt gekommen sein. Doch das muss nicht unbedingt durch den Partner passieren, mit dem sie Sex hatten", sagt Harper. "Männer haben oft viele sexuelle Kontakte, die das Virus verbreiten können, vor allem in der sexuellen Entwicklungsphase und in der Pubertät. Jeder einzelne dieser Kontakte kann sich auf die Frau übertragen, mit der sie jetzt zusammen sind."

Was bedeutet es, wenn ich HPV habe?

In den allermeisten Fällen ist eine HPV-Infektion ungefährlich und kein Grund zur Sorge. "Wenn eine Frau mit HPV infiziert ist und wenn es das erste Mal ist, dass bei ihr HPV festgestellt wird, kann ich die Patientinnen beruhigen. Bei 90 Prozent dieser Frauen heilt die Infektion von selbst aus. Deshalb testen wir junge Mädchen auch gar nicht mehr", sagt Harper.

HPV-Impfung: Spritze in der Nahaufnahme wird in den Oberarm gebracht
Mädchen sollten ab etwa elf Jahren geimpft werdenBild: ROBIN UTRECHT/picture alliance

Bei älteren Frauen kann HPV zwar besorgniserregend sein, aber das Risiko, Krebs zu entwickeln, ist auch dann noch gering. Haben sich Genitalwarzen gebildet, erhält die Frau Medikamente oder eine Creme. Weitere Therapien sind Vereisung, eine Laserbehandlung oder die sogenannte Elektrokauterisation. Dabei wird das Gewebe durch elektrische Hitze zerstört.

Aber selbst wenn die Warzen verschwunden sind, können die Patientinnen den Erreger noch immer im Körper haben. Die Papeln von der Größe einer Stecknadel können wiederkommen, sogar noch Monate bis Jahre nachdem sie zum ersten Mal aufgetaucht sind. HP-Viren sind unberechenbar.

Sind alle HP-Viren krebserregend?

Nur einige wenige HPV-Stämme können Krebs verursachen: Diejenigen, bei denen ein solcher Virenstamm entdeckt wurde, sollten regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen, damit sich Krebs gar nicht erst entwickelt oder aber um etwa Gebärmutterhalskrebs adäquat behandeln zu können. 

Der Krebs entsteht in den Zellen des Gebärmutterhalses, also dem unteren Teil der Gebärmutter. Er verbindet diese mit der Vagina. Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung seien vor allem abnorme, vaginale Blutungen, sagt Harper. "Es ist wichtig, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, noch bevor solche Symptome auftreten, denn wenn das der Fall ist, können die Ärzte nur noch wenig tun", so Harper weiter. Gebärmutterhalskrebs ist weltweit eine der häufigsten Krebsarten bei Frauen und endet bei jeder zweiten Frau tödlich.

Aber auch andere Körperregionen können betroffen sein. Laut der CDC, der US-amerikanischen Behörde für Krankheitskontrolle und Prävention, gehen 70 Prozent der Fälle von Rachenkrebs in den USA auf das Konto von HP-Viren. Die Zahlen sind in den letzten Jahren gestiegen. Noch aber ist nicht eindeutig, ob HP-Viren die einzige Ursache für diese Krebsart sind oder ob etwa die Kombination mit Rauchen eine wichtige Rolle spielt.

Mikroaufnahme von Papilloma-Virus in Zellen der Gebärmutter
Das HP-Virus infiziert die Epithelzellen und die Schleimhaut Bild: Gladden W. Willis/picture-alliance

Bei Männern kann das HP-Virus Krebs im Rachenraum verursachen oder beispielsweise Peniskrebs. Dieser ist allerdings eine seltene Krebsart. Auf jeden Fall sollten Männer vorsichtig sein, wenn bei einer Partnerin HPV diagnostiziert wurde und sich untersuchen lassen.

Wen sollte ich über eine HPV-Infektion informieren?

Harper rät dazu, nur den aktuellen Partner über die HPV-Diagnose zu informieren. Zum einen könne er der Betroffenen dann bei den Nachuntersuchungen zur Seite stehen, und zum anderen könnten sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und etwa Kondome benutzen. So kann eine weitere, unkontrollierbare Verbreitung des Virus zumindest eingedämmt werden.

Bei Partnern, die beide infiziert sind und monogam leben, ist es nach Meinung von Harper nicht nötig, Kondome zu benutzen. "Kondome verhindern etwa 60 Prozent der HPV-Übertragung. Die Frage ist also: Reicht das überhaupt? Ich denke, das ist eine sehr persönliche Entscheidung", sagt sie.

Harper rät ihren Patientinnen nicht dazu, ihren früheren Sexualpartnern von einer Infektion zu erzählen. "Anders als bei Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder Chlamydien gibt es für eine HPV-Infektion keine Behandlung." Meist heilt die Infektion von selbst aus. 

Sollte ich mich impfen lassen?

Die beste Vorbeugung gegen HPV ist die Impfung, aber der Impfstoff bietet keinen hundertprozentigen Schutz gegen das Virus. Das werde immer wieder vergessen, so Harper. Der HPV-Impfstoff Gardasil 9 schützt nur gegen sieben HPV-Typen. Das ist etwa die Hälfte der krebserregenden Arten. Zu diesen sieben gehören die Stämme 16 und 18. Sie können am ehesten Krebs verursachen.

"Die Patienten müssen das wissen: Die HPV-Impfung ist eine sehr gute Ergänzung zum Screening. Die Impfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz", erklärt Harper. Wenn Menschen glaubten, dass sie kein Screening bräuchten, wenn sie sich impfen ließen, dann könne das durchaus ein Problem werden. Dennoch rät Harper unbedingt zur Impfung.

HPV-Impfung für Ältere

Gibt es eine Altersgrenze?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen HPV seit 2007 für Mädchen und seit Juni 2018 auch für Jungen.

Jungen und Mädchen sollten im Alter von 9 bis 14 Jahren gegen HPV geimpft werden, denn bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Zahl der Neuinfektionen am höchsten, da sie die sexuell besonders aktiven Gruppen darstellen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Neuinfektionsrate ab.

Wie kann ich feststellen, ob das Virus verschwunden ist?

Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen kann das das HP-Virus im Auge behalten werden. STI-Tests, mit denen sexuell übertragbare Infektionen getestet werden, können HPV nicht nachweisen. Das können sogenannte Pap-Abstriche. Sie werden angewendet, um Veränderungen in den Zellen des Gebärmutterhalses zu erkennen und werden entsprechend für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzt. Dennoch sind auch sie nicht so genau wie die speziellen HPV-Tests, die auf das Virus äußerst empfindlich reagieren.

In den meisten Fällen ist das HP-Virus nach einigen Jahren nicht mehr nachweisbar. Das ist jedoch keine Garantie dafür, dass es ausgemerzt ist. Das Virus kann in Einzelfällen wieder auftreten, auch wenn das äußerst selten der Fall ist.