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KlimaGlobal

Die Welt im Klimawandel - Augenzeugen berichten

Jeannette Cwienk | Wiebke Feuersenger
7. Dezember 2023

Weltweit hat sich das Leben durch die Auswirkungen der Klimakrise schon verändert. Die DW hat Zeugen des Klimawandels gefragt, wie sie die Veränderungen vor Ort erleben.

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Eine Person liegt während einer Hitzewelle in Peking, China, auf einer Bank im Schatten und fächelt sich mit einem Fächer Luft zu
Auch in diesem Sommer litten viele Menschen, wie hier in China, unter starker HitzeBild: Andy Wong/AP Photo/picture alliance

Durch das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas hat sich die Erde im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bisher um durchschnittlich um 1,2 Grad Celsius erwärmt. Doch wie macht sich der dadurch verursachte Klimawandel im Alltag konkret bemerkbar - und was hat sich im Vergleich zu früher verändert? Dazu hat die DW Menschen in verschiedenen Ländern und Kontinenten befragt.

Es schneit immer später in Alaska

Alaska-Einwohnerin Utquiagvik seht in einer Kapuzenjacke vor einem DW-Mikrophon und zeigt auf einem staubigen Parkplatz
Utquiagvik wohnt in Alaska und beklagt einen Mangel an SchneeBild: DW

"Ich erinnere mich noch gut daran, wie es vor 20 Jahren geschneit hat, und zwar vor der Schule, denn die Schule begann in der zweiten Augustwoche, und die Kinder mussten im Schnee zur Schule laufen. Aber sehen Sie jetzt..!"

Alfonso Flore: "Dürre in Kolumbien beeinträchtigt die Stromversorgung"

Alfonso Florez steht vor einem Baum, im Hintergrund erstreckt sich der Blick über Häuser
Alfonso Florez aus Kolumbien ist 64 Jahre alt und hat als Philosophieprofessor gearbeitetBild: DW

"Die Dürre wirkt sich auf die Elektrizität in Kolumbien aus. Denn Kolumbien bezieht einen großen Teil seiner elektrischen Energie aus Wasserkraftwerken, aus Stauseen und Dämmen. Wir sind völlig abhängig vom Wasser, um Strom zu erzeugen. Und wenn die Stauseen austrocknen, stehen wir ohne Energie da."

In Somalia macht der Klimawandel Menschen zu Flüchtlingen

Mumino Roble aus Somalia sitzt vor dem Eingang eines Zelts in einem Flüchtlingslager
Die 60-jährige Mumino Roble aus Somalia musste wegen der Folgen des Klimawandels ihre Heimat verlassenBild: DW

"Die Gegend, in der wir lebten, war einmal wohlhabend. Wir haben Landwirtschaft betrieben, wir haben Tiere geschlachtet. Wir haben mit den wilden Tieren gelebt. Es gab den Elefanten, die Antilope, das Dikdik und andere wilde Tiere. Früher weideten die wilden Tiere zusammen mit den Haustieren.

Doch das Land hat sich verändert. Die wilden Tiere sind abgewandert, um ihr Leben zu retten. Wegen des Klimawandels gibt es keinen Regen. Auch wir sind geflohen, weil dort kein guter Ort mehr für uns ist. Wir haben den Fluss verloren, er ist ausgetrocknet. Wir haben das Problem mit unseren eigenen Händen verursacht. Der Mensch ist die Ursache. Wenn die Bäume nicht gefällt würden, wenn die wilden Tiere nicht gejagt würden, wäre das alles nicht passiert."

"Nur noch eine Jahreszeit in Südafrika"

Magqabi Buka steht in einer bunten Strickweste auf einer Wiese vor Bäumen, im Hintergrund ist ein Kinderspielplatz zu sehen
Der 80 Jahre alte Magqabi Buka arbeitet bei Warner Brothers in SüdafrikaBild: DW

"Jetzt sind die Jahreszeiten nicht mehr dieselben wie vorher. Früher hatten wir Sommer und Winter. Aber jetzt haben wir das nicht mehr. Es gibt nur noch eine Jahreszeit - das ganze Jahr über."

Österreich im Klimawandel: Sehnsucht nach Schnee

Susanne Schulze sitzt vor einem Fenster vor vielen Pflanzen
Rentnerin Susanne Schulze vermisst den Schnee in WienBild: DW

"Vor der Toren Wiens gibt es eine Wiese mit Skilift, da bin ich mit meinen Kindern Skifahren gegangen. Und das geht definitiv nicht mehr. Jetzt gibt es da eine Sommerrodelbahn und einen Mountainbikelift. Früher ist die alte Donau zugefroren, wir konnten dort eislaufen.

Und es ist einfach zu heiß im Sommer. Ich habe mich früher immer auf schönes Wetter gefreut. Und jetzt bin ich vorsichtig, wenn ich sage: Warum scheint heute nicht die Sonne? Ich bin schon fast froh, wenn es regnet. Was ist schlechtes Wetter? Schlechtes Wetter ist schon fast: Sonne!"

Die Menschen in Indien leiden unter Hitze und Regen

Sadashiv Gopal Raje aus Indien steht vor einem belebten Fischerhafen
Fischer Sadashiv Gopal Raje aus dem indischen Dorf Versova brauchte früher keine KlimaanlageBild: DW

"In meiner Kindheit gab es in unserem Dorf viele Kokosnussplantagen, es gab viel Platz und eine frische Brise, es gab keine Umweltverschmutzung. Wegen des Klimawandels benutzen wir jetzt Klimaanlagen, die damals nicht nötig waren. Die kühle Brise reichte aus, Strom wurde gespart, wir konnten in unseren Häusern ohne Ventilator schlafen. Jetzt müssen wir wegen des Klimawandels Ventilatoren und Klimaanlagen installieren."

Pravin Choudhur aus Indien steht an einem Strand mit viel Müll, hinter ihm waten Menschen im seichten Wasser
Pravin Choudhur arbeitet für eine Umweltorganisation in IndienBild: DW

"Als ich vielleicht 15 oder 16 Jahre alt war, begann der Regen am 17. oder 18. Juni und endete Ende Juli oder in der ersten Augustwoche. Aber jetzt gehen die Regenfälle von Mitte Juni bis Ende September. Das ist definitiv eine große Veränderung, die mit vielen Problemen einhergeht. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu und die Temperaturen steigen, was sich auf unser tägliches Leben auswirkt."

Indonesien: Wenn die Hitze alle Energie frisst

Der 70-jährige Toni Cahyono aus Indonesien steht neben einem Stuhl auf einem mit Pflanzen bewachsenen Innenhof
Der 70-jährige Toni Cahyono aus Indonesien arbeitet als freier KameramannBild: DW

"Die Hitze ist Wahnsinn. Und sie wird immer verrückter. Das liegt wahrscheinlich am El-Nino-Effekt, glaube ich. Also - wir bekommen das auch mit. Wenn man tagsüber rausgehen will, hat man keine Energie mehr dafür. Es fühlt sich an, als ob es pro Person je eine eigene Sonne gäbe."

Die Antworten wurden zum bessern Verständis gekürzt und teils neu formuliert.

DW-Redakteurin Jeannette Cwienk
Jeannette Cwienk Autorin und Redakteurin mit Fokus auf Klima- und Umweltthemen