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Musik

Elf kölsche Lieder, die man kennen muss

19. Februar 2020

Die 5. Jahreszeit ist da - in den Karnevalshochburgen wird gefeiert und gesungen. Aber keine Stadt der Welt wird so oft besungen wie Köln. Jedes Jahr gibt es neue Karnevals-Hits. Wir stellen die vor, die geblieben sind.

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Karneval in Deutschland 2019
Galaktisches Erlebnis: Auch Astro-Alex" Alexander Gerst singt im Karneval mitBild: Reuters/T. Schmuelgen

1. Denn wenn et Trömmelche jeit/Kölle Alaaf [dɛn vɛn ət 'tʀœməlʃə jɛɪ̯t/'kœlə alaːf]

Denn wenn et Trömmelche jeit, dann stonn mer all parat
Und mer trecke durch die Stadt und jeder hätt jesaht
Kölle Alaaf Alaaf! Kölle Alaaf!

Denn wenn die kleine Trommel geht, dann sind wir alle bereit
Und wir ziehen durch die Stadt und jeder sagt: Kölle Alaaf.

Das ist ein ganz klassisches Karnevalslied aus den 1980er-Jahren. Im Text geht es darum, dass es jedes Jahr im Winter wieder mit dem Karneval los geht und sich selbst die Oma so sehr darüber freut, dass sie ihr letztes Hab und Gut im Pfandhaus versetzt. Es ist ein fröhlicher Marsch, dessen Refrain auch den Weg ins Kölner Fußballstadion gefunden hat: Immer, wenn der 1. FC Köln ein Tor schießt, erklingt "Et Trömmelche".

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2. Superjeilezick ['su:pɐjaɪ̯lə'ʦɪk]

Nä wat wor dat dann fröher en superjeile Zick,
Met Träne en de Auge loor ich manchmol zuröck
Bin ich hück op der Roll nor noch halv su doll
Doch hück Naach weiß ich nit wo dat enden soll.

Nein, was war das doch früher 'ne supergeile Zeit
Mit Tränen in den Augen gucke ich manchmal zurück
Bin ich heute unterwegs, nur noch halb so verrückt
Doch heute Nacht weiß ich nicht, wo das enden soll.

Kölner Band Brings live auf der Bühne (Foto: picture alliance/Citypress 24)
Kölsch-Rock-Show mit BringsBild: picture alliance/Citypress 24

Der Song von der Gruppe Brings erzählt von ein paar Typen, die die Nacht durchmachen wollen, aber nicht so genau wissen, wo es lang gehen soll. Dann aber kommen ein paar Drogen und ein paar hübsche Mädchen, und dann geht die Party los. Das Lied war in der Kölner Karnevalsszene hoch umstritten, weil diese Art zu feiern den Offiziellen nicht geheuer war. Dennoch landete die ursprüngliche Rockband Brings mit diesem Song 2001 ihren ersten Karnevals-Hit und ist seitdem nicht mehr aus dem Karneval wegzudenken. 2017/18 überraschten sie ihre Fans mit einem ernsten Lied auf Hochdeutsch: In "Liebe gewinnt" wünschen sie sich ein Leben ohne Hass und Krieg. 2020 kommen sie mit dem Partykracher "Sünderlein" - wer genau hinhört, stellt schnell fest: Auch hier geht es um ein friedliches Miteinander.

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3. En unserem Veedel [en ʊnzrəm fe:dəl]

Wat och passeet, dat Eine es doch klor
et Schönste, wat m'r han schon all die lange Johr
es unser Veedel,
denn he hält m'r zosamme
ejal, wat och passeet - en uns'rem Veedel.

Was auch passiert, das eine ist doch klar:
Das Schönste was wir haben, all die vielen Jahre schon -
ist unser Stadtviertel.
Denn hier hält man zusammen. Egal, was auch passiert - in unserem Stadtviertel

Ohne Zweifel sind die Bläck Fööss die berühmteste Kölsche Band - und auch die dienstälteste. In diesem Jahr feiern sie mit ihrem neuen Hit "Die nächste Rund" ihr 50-jähriges Bandjubiläum. Seit 1970sorgen sie - mit sich verjüngender Besetzung - für kölsche Evergreens. Wenn dieses Lied vom "Veedel" ertönt, liegen sich wildfremde Menschen im Arm und besingen ihr Viertel, ihre Stadt und sich selbst mit einer Inbrunst, die ihresgleichen sucht. Egal übrigens, ob das auf einer wilden Karnevalsparty passiert oder am besinnlichen Liederabend in der Eckkneipe. 

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4. Nie mehr Fastelovend [ni: me:ɐ̯ 'fastəlɔvn̩t]

Met d'r Trumm Trumm Trumm
Met d'r Trumm Trumm Trumm
Met d'r Trumm Trumm Trumm
Mer trecke durch die Veedel
Met d'r Trumm Trumm Trumm
Bes mer dich jefunge han, un ich sag:
Nie mehr Fastelovend, nie mehr rud und wieß
Nie mehr Fastelovend - ohne dich.

Mit der Trommel Trommel Trommel (…) Wir ziehen durch die Stadtviertel mit der Trommel - bis wir dich gefunden haben. Und ich sag: Nie mehr Karneval, nie mehr rot und weiß, nie mehr Karneval - ohne dich.

Die Truppe "Querbeat" ist eine bunte und fröhliche Marching Band, die seit einigen Jahren die Karnevalsbühnen unsicher macht. Mit gefühlten fünfzig Musikern stürmen sie auch altehrwürdige Karnevalsveranstaltungen und bringen mit Trommeln, Trompeten und treibenden Rhythmen einen Hauch Südamerika nach Köln. Zuerst adaptierten sie alte Karnevalsklassiker mit Pop- und Sambarhythmen, seit 2016 schreiben sie die Stücke selbst - und das mit bundesweitem Erfolg. 2017 haben sie mit dem Song "Dä Plan" den Sessionshit gelandet und legten 2018 mit dem Album "Randale & Hurra" erfolgreich nach. Dass sie mittlerweile hochdeutsche Songs schreiben, tut ihrer Beliebtheit im Kölner Karneval gerade bei jungen Menschen keinen Abbruch. Songs wie "Romeo" und "Heimatkaff" bringen die Karnevalskneipen zum Kochen. Ihr größter Karnevals-Hit stammt aus dem Jahr 2015: In "Nie mehr Fastelovend" sind sie auf der Suche nach einer im Getümmel verloren gegangenen Karnevalsbekanntschaft.

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5. Et jitt kei Wood [ət jɪt kɛɪ̯ vut]

Et jitt kei Wood dat sage künnt wat ich föhl,
wenn ich an Kölle denk,
Wenn ich an ming Heimat denk!

Es gibt kein Wort, das sagen könnte, was ich fühle,
wenn ich an Köln denke,
wenn ich an meine Heimat denke.

Kölner Band Cat Ballou auf der Bühne (Foto: picture-alliance/dpa/H. Galuschka)
Lokalpatriotismus auch für junge Menschen: Cat BallouBild: picture-alliance/dpa/H. Galuschka

Eine weitere junge Band - Cat Ballou - hat 2013 den Kölnern eine neue Lieblingshymne beschert. Der Text beschreibt, wie sehr ein Lokalpatriot seine Stadt mit seiner Sprache, seinen Liedern, seinen Häusern und natürlich mit dem Dom liebt. So sehr, dass er niemals weg will. Cat Ballou gehören inzwischen nicht mehr zu den Newcomern - sie sind etabliert und haben eine große Fangemeinde auch außerhalb des Karnevals. Ihre Musik ist poppiger als die der anderen jungen Bands; auch karnevalsfremde Genres sind für sie kein Problem: 2017 haben sie zusammen mit dem Kölner Rapper Mo Torres und Fußballstar Lukas Podolski eine neue Köln-Hymne veröffentlicht: "Liebe deine Stadt".

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6. Du bes Kölle [du: bɛs 'kœlə]

Du bes Kölle, ov de wells oder och nit
Du bes Kölle, weil et söns kei Kölsche jitt
Du bes Kölle, du bes supertolerant,
nimms jeden op der Ärm und an de Hand.

Du bist Köln, ob du willst oder auch nicht
Du bist Köln, weil es sonst keine Kölner gibt
Du bist Köln, du bist supertolerant,
nimmst jeden auf den Arm und an die Hand.

Bei allen Kölner Hymnen liegen sich die Leute in den Armen und singen lauthals mit. Die meisten Kölner können die kompletten Lieder auswendig. Dieses Lied beschreibt die Stadt mit ihren Vierteln, Plätzen und Eigenheiten. Die Stadt wäre nichts ohne ihre Bewohner. Gesungen wird es von Tommy Engel. Im Youtube-Clip zu sehen beim "Birlikte"-Festival gegen Ausländerhass im Juni 2014. Engel ist schon seit 50 Jahren im Kölner Musikgeschäft und begann seine kölsche Karriere bei der berühmtesten Kölner Band - den "Bläck Fööss" - und prägte deren Sound fast 25 Jahre lang.

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7. Mer bruche keiner [mɔ bʀʊχə kɛɪ̯nɐ]

Mer bruche keiner, keiner dä uns sät,
wie man Fastelovend fiere dät

Mer bruche keiner, dä die Schnüss op määt,
dä se besser halden tät

Denn he in Kölle danz dä Bär,
mer fiere Fasteleer

Mer mache et seit zweidausend Johr
Und et bliev su wie et wor.

Wir brauchen keinen, keinen, der uns sagt
wie man Karneval feiert.

Wir brauchen keinen, der den Mund aufmacht
und ihn besser halten sollte.

Denn hier in Köln tanzt der Bär,
wir feiern Karneval.

Wir tun das seit zweitausend Jahren
und das wird immer so bleiben.

"Mer bruche keiner" ist ein Stimmungslied im Sambarhythmus. Der Inhalt geht aus dem Refrain hervor: Wir lassen uns hier in Köln nichts vorschreiben, egal von wem. Auch dieses Lied stammt von den Bläck Fööss und ist ein Dauerbrenner auf Karnevalspartys. 

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Kölner Band Bläck Fööss auf der Bühne
Die Bläck Fööss in der Kölner PhilharmonieBild: picture-alliance/dpa/R. Pfeil

8. Drink doch eine met [drɪnk dɔχ ɛɪ̯nə mɛt]

Drink doch eine met, stell dich nit esu ahn.
Du steihs he de janze Zick eröm.
Häs de och kei Jeld, dat es janz ejal,
drink doch met un kümmer dich nit dröm.

Trink mit uns, stell dich nicht so an, du steht hier die ganze Zeit nur rum. Auch wenn du kein Geld hast, ist das egal, trink mit uns und kümmer dich nicht darum.

Noch ein Klassiker der Bläck Fööss aus dem Jahr 1974, ein Plädoyer fürs Miteinander. Ein alter Mann traut sich nicht in die Kneipe hinein, weil er kein Geld hat, um sich etwas zu trinken zu bestellen. Niemand beachtet ihn zunächst. Doch dann kommt jemand auf ihn zu, drückt ihm ein Bier in die Hand und holt ihn in die fröhliche Runde. Bei diesem Lied schunkeln alle miteinander und bringen im Refrain auch gerne den Schlachtruf "Zick, Zick, Zick eröm", der Jahre später entstanden ist, als die Kölsche Rap-Formation "4 Reeves" dieses Lied gecovert hat.

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Band De Höhner auf der Bühne (Foto: picture-alliance/dpa)
Auch diese Herren sind seit Jahrzehnten dabei - de HöhnerBild: picture-alliance/dpa

9. Ich bin ne Räuber [ɪç bɛn nə 'rɔɪ̯bɐ]

Ich ben ne Räuber, leev Mariellche,
ich bin ne Räuber, durch und durch

Ich kann nit treu sinn, läv in d'r Daach rin,
ich ben ne Räuber, mach m'r kein Sorch.

Ich bin ein Räuber, liebes Mariellchen,
ich bin ein Räuber, durch und durch.
Ich kann nicht treu sein, lebe in den Tag hinein,
ich bin ein Räuber und mache mir keine Sorgen.

Dieser Walzer (Achtung! Schunkel-Alarm!) stammt von den "Höhnern" (Hühner). Auch sie gehören zu den dienstältesten kölschen Bands. In diesem Lied aus dem Jahr 1983 geht es um einen Lebenskünstler, der sich von niemandem seine Freiheit nehmen lässt und mitnimmt, was er kriegen kann. Auch Frauen. Als er sich dann doch ernsthaft verliebt, muss er feststellen, dass seine Angebetete genau so ein Schlawiner ist und ihn sitzen lässt.

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10. Unser Stammbaum [ʊnzə 'ʧambaʊ̯m]

Su simmer all he hin jekumme, mir sprechen hück all die selve Sproch.
Mir han dodurch su vill jewonne.
Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing, dat is jet wo mer stolz drop sin.

So sind wir alle hier hin gekommen, wir sprechen heute alle die selbe Sprache. Wir haben dadurch so viel gewonnen. Wir sind wie wir sind, wir Verrückten am Rhein, und darauf sind wir stolz.

Diese Hymne der Bläck Fööss handelt von der Multikultigesellschaft in Köln. Es geht ums Zusammenleben, egal welcher Nationalität die Menschen sind, oder welcher Religion sie angehören. Das Lied wird seit dem Jahr 2000 nicht nur an Karneval gesungen, sondern regelmäßig bei Demonstrationen und Veranstaltungen, die sich gegen rechte Gesinnung und Ausländerfeindlichkeit richten. 

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Kölner Band Kasalla bedankt sich für den Applaus (Foto: picture-alliance/Citypress24/Krick)
Kölsch-Rock-Pop: Kasalla haben seit 2012 vier Studioalben veröffentlichtBild: picture-alliance/Citypress24/Krick

11. Pirate [pi'ra:tə]

Pirate, wild und frei, dreimol Kölle Ahoi
Rette sich, wer kann mer lääje an
Pirate, wild und frei, dreimol Kölle ahoi,
Und dä Dudekopp op unsrer Fahn hät en rude Pappnas aan.
Heyo! Hey Hey Ho!

Piraten, wild und frei, drei Mal Kölle Ahoi
Rette sich wer kann, wir legen an,
Piraten, wild und frei, drei Mal Kölle Ahoi!
Und der Totenkopf auf unserer Fahne hat eine rote Pappnase an.

Die Band Kasalla knackte mit diesem Song 2012 die Bastion der alten kölschen Bands. Frech und jung enterten die fünf Jungs mit diesem feuchtfröhlichen Rocksong den Karneval. In dem Lied fahren "elf schwarze Seelen" mit ihrem Schiff über den Rhein, legen in Köln an und feiern die ganze Nacht. Kasalla sind Vorbild für viele neue Kölner Bands, die in den letzten Jahren entstanden sind und treten inzwischen auch in ganz Deutschland auf. In ihrer Hochburg Köln füllen sie inzwischen die größten Hallen mit mehr als 13.000 Fans - und werden im Juni 2020 ihr erstes Stadionkonzert geben.

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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online