1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Endspurt zum Pluto

Fabian Schmidt (mit dpa/dlr)12. Juli 2015

Vor über neun Jahren ist die Sonde "New Horizons" mit einem Geschwindigkeitsrekord für Raumschiffe gestartet. Ihr Ziel: die kaum bekannten äußeren Bereiche des Sonnensystems. Am Dienstag erreicht sie dort den Pluto.

https://p.dw.com/p/1FwKz
Sonde New Horizons im Kuipergürtel (Foto: NASA)
Bild: Southwest Research Institute (Dan Durda)/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory (Ken Moscati)

Viel weiß die Wissenschaft nicht über Pluto. Erst vor 85 Jahren wurde der - damals noch als Planet betrachtete - Himmelskörper entdeckt. Dass die Wissenschaft so wenig über ihn weiß hat gute Gründe: Er liegt im Kuiper-Gürtel, einer Region am äußeren Rande des Sonnensystems.

Vor 60 Jahren hatte der Astronom Gerard Kuiper die Vermutung geäußert, dass es in fünf bis zehn Milliarden Kilometern Entfernung zur Sonne einen orbitalen Bereich voller Himmelskörper gibt. Heute wissen die Astronomen, dass im nach ihm benannten Gürtel tatsächlich hunderttausende Eisbrocken herumfliegen. Wahrscheinlich sind es Überreste aus der Entstehungsgeschichte der Planeten.

Pluto selbst gilt seit einer Sitzung der Internationalen Astronomischen Union 2006 nicht mehr als Planet. Damals wurde beschlossen, dass Planeten Umlaufbahnen haben müssen, die beinahe kreisrund sind. Das ist bei Pluto nicht der Fall.

Die meisten Objekte im Kuiper-Gürtel sind vom Durchschnitt kleiner als 50 Kilometer. Pluto gehört mit einem Durchmesser von etwa 2300 Kilometern zu den größeren Körpern im Kuiper-Gürtel - neben dem erst 2005 entdeckten und fast gleichgroßen Eris. Zum Vergleich: Die Erde misst 12.742 Kilometer.

Plutos Geheimnisse

Fragen an Pluto gibt es viele: Gibt es dort einen Ozean? Wie ist die Atmosphäre zusammengesetzt? Wie wirken Pluto und sein größter Mond Charon aufeinander, und was bedeutet das für die anderen vier Pluto-Monde. "Pluto und sein etwas kleinerer Begleiter Charon stellen für die Planetenforschung eine noch fast unbekannte Welt dar" sagt Prof. Tilman Spohn, Direktor des Instituts für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Berlin. Daher erwarten Forscher weltweit mit Spannung die ersten Bilder.

Spohn hofft auf noch mehr: Dort könne man vielleicht auch "ökologische Nischen" finden, "in denen die Entwicklung von einfachen Lebensformen vorstellbar wäre." Die Eiszwerge im Kuiper-Gürtel seien, ähnlich dem Kometen 67p/Tschurjumow Gerasimenko, wahrscheinlich kaum durch geologische Prozesse verändert worden. Pluto könne also viel über die früheste Zeit des Sonnensystems verraten. Einen Nachweis von außerirdischem Leben wird "New Horizons" allerdings kaum erbringen können. Ebenso konnte die Sonde Rosetta einen solchen Beweis nicht erbringen.

Noch nie war ein anderes Raumschiff so schnell

Die Erkundung des Kuiper-Gürtels ist deshalb so schwierig, weil die etwa 500 Kilogramm schwere Raumsonde nicht nur weit reisen, sondern sich auch gegen das Gravitationsfeld der Sonne behaupten musste. Die Atlas-V-Rakete, die "New Horizons" am 19. Januar 2006 ins All trug, war die erste Rakete der Art, die mit vier Fest-Treibstoff-Boostern und drei Raketenstufen ausgestattet war. Sie steuerte sofort auf einen Sonnenabgewandten Kurs.

Zwergplanet Makemake (Foto: AP/ESO)
Der erst jüngst entdeckte Zwerplanet Makemake ist kleiner als Pluto und liegt noch tiefer im Kuiper-GürtelBild: AP

Durch einen physikalischen Trick, nämlich einen Vorbeiflug am Jupiter am 28. Februar 2007 und die Nutzung von dessen Gravitationsfeld als Katapult, gelang es, das Raumschiff auf 50.400 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Damit ist "New Horizons" bis heute der absolute Geschwindigkeitsrekordhalter unter den Raumschiffen.

Das Labor für Angewandte Physik (APL) der Johns-Hopkind-Universität in Laurel Maryland, das die Instrumente auf "New Horizons" betreibt, rechnet damit, dass die Bilder vom Vorbeiflug an Pluto und Charon am 15. Juli 2015 auf der Erde ankommen werden. Dafür ist die Sonde, die etwa so groß ist wie ein Klavier, extra mit einer großen Parabolantenne ausgestattet. Um Fotos von Pluto zu machen, hat die Sonde dann nur zwei Tage Zeit.