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Fachkräftemangel - zentrale Wachstumsbremse in Deutschland

26. Februar 2024

Viele Unternehmen in Deutschland suchen dringend Arbeits- und Fachkräfte. Bis 2035 müssen sieben Millionen Stellen neu besetzt werden. Die Bundesregierung will helfen.

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Arbeitsminister Hubert Heil an einem Tisch mit einer jüngeren Frau und mehreren Männern
Arbeitsminister Hubert Heil spricht mit Auszubildenden beim Kongress "Mehr Power fürs Fachkräfteland"Bild: Carsten Koall/dpa/picture alliance

Der Fach- und Arbeitskräftemangel dämpft das Wirtschaftswachstum in Deutschland. Nach den Worten von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil droht er gar zur zentralen Wachstumsbremse zu werden. Der SPD-Minister hat deshalb mehr als 700 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden und Ausbildungseinrichtungen zu einem eintägigen Kongress nach Berlin geladen. "An diesem Tag machen wir die vielen guten Ideen zur Fachkräftesicherung bekannter, die es heute schon gibt", sagte Heil, der die Veranstaltung gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eröffnete.

In Deutschland gebe es 46 Millionen Erwerbstätige und damit so viele wie noch nie. "Also schon ein fleißiges Land", sagte Heil. Erster Ansatzpunkt sei die Ausbildung. Es gebe 1,6 Millionen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren ohne berufliche Erstausbildung, so der Minister. Es sei wichtig, jedem jungen Menschen die Chance für einen Berufseinstieg zu geben.

Mehr Frauen und ältere Beschäftigte

Heil forderte, alle Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, zu nutzen. "Da geht es um eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, von älteren Beschäftigten und auch von Menschen mit Behinderungen." Und es gehe auch darum, "kluge Köpfe und helfende Hände aus dem Ausland" für Deutschland zu gewinnen. "Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung", betonte der Arbeitsminister.

Robert Habeck an einem Tisch im Gespräch mit Auszubildenden
Wirtschaftsminister Robert Habeck: Uns fehlen Hände und Köpfe Bild: Carsten Koall/dpa/picture alliance

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger betonte die Möglichkeit der dualen Ausbildung. "Das ist ein toller Türöffner in einen beruflichen Lebensweg", sagte die FDP-Politikerin. Jedes Jahr verließen 45.000 junge Leute oder mehr die Schulen ohne einen Abschluss. Daher habe die Bundesregierung eine Milliardenförderung über das Startchancen-Programm aufgelegt, um 4000 Schulen zu unterstützen.

DGB: Schlechte Arbeitsbedingungen oft die Ursache

Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, sieht in schlechten Arbeitsbedingungen eine gravierende Ursache für den Fachkräftemangel in Deutschland. "Wo die Bedingungen schlecht und die Belastungen hoch sind, fehlen über kurz oder lang Fachkräfte", sagte Fahimi den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schlechte Arbeitsbedingungen seien für Beschäftigte ein wichtiger Grund, den Beruf zu wechseln oder gar nicht erst zu ergreifen.

Das setze oft "einen Teufelskreis in Gang", sagte die DGB-Chefin. "Denn durch Personalmangel wird die Arbeit für die verbleibenden Fachkräfte noch belastender."

Yasmin Fahimi vor einer Wand mit der mehrfachen Aufschrift DGB
DGB-Chefin Yasmin Fahimi Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Fahimi forderte bessere Arbeitsbedingungen für Angestellte sowie Anti-Stress-Programme oder Entlastungstarifverträge. Stress sei ein deutlicher Hinweis für Arbeitgeber, etwas gegen die psychische und körperliche Belastung der Beschäftigten zu tun. "Arbeitgeber, die das missachten oder Fachkräftemangel nur mit Mehrarbeit kompensieren, schaden nur sich selbst und das oft genug zu Lasten der ganzen Gesellschaft."

Ähnlich äußerte sich das IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "Das Problem ist nicht eine allgemeine Knappheit an Arbeitskräften", sagte Urban. Personalengpässe gebe es da, wo Arbeitsbedingungen und Entlohnung besonders schlecht oder wo Qualifikationsbedingungen besonders hoch seien. Viele Unternehmen hätten noch nicht begriffen, dass Arbeitgeberattraktivität inzwischen eine Schlüsselkompetenz sei.

se/gri (rtr, dpa, afp)