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Ernest Cole: Chronist der Apartheid

Torsten Landsberg
1. Juni 2023

Als einer der ersten schwarzen Fotojournalisten dokumentierte Ernest Cole die Willkür und Demütigungen des Apartheid-Regimes in Südafrika. Erstmals ist eine große Werkschau nun in Deutschland zu sehen.

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Schwarze Kinder knien in einer südafrikanischen Schule während der Apartheid zum Schreiben auf dem Boden.
Bild: Ernest Cole/Magnum Photos

Der 1940 in einem Township nahe Pretoria geborene Fotograf Ernest Cole dokumentierte in den 1960er-Jahren die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung durch das Apartheits-Regime in Südafrika. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag auf der Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen, die in Armut lebten und kaum Zugang zu angemessener Schulbildung bekamen. Auf dem Foto oben knien Schulkinder zum Schreiben auf dem Boden, weil die Regierung im nach Hautfarben getrennten Schulsystem die Schulen für Schwarze nur unzureichend ausstattete.

Die Deutsche Börse Photography Foundation und Magnum Photos zeigen vom 2. Juni bis zum 17. September 2023 die erste große Werkschau von Ernest Cole in Deutschland. Die Ausstellung "House of Bondage" (deutsch: Haus der Knechtschaft) im "The Cube" in Eschborn geht auf den gleichnamigen Bildband des Fotografen aus dem Jahr 1967 zurück.

Schwarze Männer und Frauen klammern sich im Südafrika der 1960er-Jahre in die Türrahmen eines startenden Zuges.
Bild: Ernest Cole/Magnum Photos

Kürzlich erschien eine neue Auflage, die auch die miserablen Transportbedingungen von Schwarzen während der Apartheid dokumentiert. Das Bild oben nahm Cole im Berufsverkehr am Bahnhof in Johannesburg auf. Während der Zug sich bereits in Bewegung setzt, springen noch Menschen auf und klammern sich an die Türrahmen.

Die sogenannte Rassentrennung in Südafrika begann bereits Anfang des 20. Jahrhunderts und setzte sich in den 1940er Jahren als autoritäres Herrschaftssystem durch, in dem die weiße aus Europa stammende Bevölkerungsgruppe rechtlich über allen anderen stand.

Zwei Polizisten halten einen schwarzen Mann im Anzug zur Passkontrolle auf. Er beugt sich zu seiner abgestellten Aktentasche.
Bild: Ernest Cole/Magnum Photos

Die Apartheid endete 1994 mit einem demokratischen Regierungswechsel, in dessen Folge der zuvor jahrzehntelang eingesperrte Nelson Mandela Präsident wurde. Zu den Repressionen gehörten regelmäßige, anlasslose Passkontrollen, wie sie Ernest Cole hier festhielt. Häufig waren die Kontrollen von demütigenden Leibesvisitationen begleitet.

Die Repression der schwarzen Bevölkerung war im Alltagsbild allgegenwärtig. Selbst auf einer Parkbank Platz zu nehmen, war ihr untersagt, wenn diese für Weiße vorbehalten war. "Europeans only" (Nur für Europäer) steht auf dieser Bank, auf der eine weiße Frau sitzt.

Eine weiße Frau sitzt in den 1960er-Jahren in einem Kostüm mit Handtasche und Hut in Südafrika auf einer Bank, die der weißen Bevölkerung vorbehalten ist. Auf der Lehne steht der Aufdruck "Europeans only".
Bild: Ernest Cole/Magnum Photos

Als die Regierung in den 1950er-Jahren durchsetzte, dass Bildungseinrichtungen nach Hautfarben getrennt wurden, verließ Ernest Cole im Alter von 17 Jahren die Schule und begann für verschiedene Printredaktionen zu fotografieren. Im Alter von nur 49 Jahren erlag er 1990 einem Krebsleiden, in den letzten Jahren hatte er mittellos in New York gelebt.

Ernest Cole, House of Bondage. 2. Juni bis 17. September 2023, The Cube, Eschborn. Begleitend dazu zeigen die Arthouse Kinos Frankfurt die Filme "Mandela. Der lange Weg zur Freiheit" (18. Juni) sowie "The Bang Bang Club" (5. September).