1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klimaaktivisten "wollen das Richtige"

3. Januar 2021

Für manche gehört er zum alten Eisen, viel politische Erfahrung hat Ex-SPD-Chef Franz Müntefering aber unbestritten. Jetzt meldet er sich - unter anderem - in der aktuellen Klima-Debatte zu Wort.

https://p.dw.com/p/3nSzl
Früherer SPD-Vorsitzender Müntefering
80 Jahre und kein bisschen müde: Ex-SPD-Chef Franz MünterferingBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat junge Klimaaktivisten dazu aufgerufen, in die Parteien und Parlamente zu gehen. "Die jungen Menschen, die sich jetzt für das Klima engagieren, wollen das Richtige", sagte Müntefering der Deutschen Presse-Agentur. "Aber dazu müssen sie jetzt in die Parteien und in die Parlamente, sie müssen sich demokratisch durchsetzen wollen", so Müntefering. "Oder sie müssen eine neue Partei gründen und so Einfluss suchen."

Runter auf den Platz

Der 80-Jährige, der jahrelang die Politik in Deutschland mitprägte, begründete die Aufforderung mit seinen eigenen Erfahrungen. Er habe als junger Erwachsener viel gelesen, viele Forderungen an die Politik gestellt, Leserbriefe und Anträge geschrieben. Nachdem aber bei der Bundestagswahl 1965 Union und FDP zu seiner Enttäuschung ihre damalige Mehrheit hätten behaupten könnnen, habe er es anders versucht - nach dem Motto: "Vom luftigen Hochsitz runter aufs geregelte Spielfeld."

Er sei in die SPD eingetreten und habe schnell gelernt: "Das geht nicht alles so, wie von Dir gedacht und gewollt." Er habe gesehen: Mit anderen nur ein paar ähnliche Gedanken zu teilen, reiche nicht. "Du musst Kompromisse machen, Mehrheiten suchen. Du bist im Dschungel und musst Wege bahnen." So seien auch Schritte nach vorn gelungen. Müntefering: "Mit 80 bin ich mir sicher: Meine Weichenstellung mit 25 war richtig."

"Demokratie ist die Essenz"

Jedes politische Engagement müsse die Gleichwertigkeit aller Menschen als oberste Maxime haben, betonte Müntefering, der sich heute als Aktivist für eine bessere Seniorenpolitik und als Buchautor engagiert. "Klimaschutz geht auch ohne Demokratie. So wie Wohlstand auch ohne Demokratie geht." Dies sei etwa die chinesische Botschaft. "Aber Demokratie ist die Essenz." Eindringlich warb Müntefering, daran die Politik stärker auszurichten.

Großbritannien Bristol | Fridays for Future-Protest | mit Greta Thunberg, schwedische Klimaaktivistin
Die Schwedin Greta Thunberg (M.) machte die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" großBild: Reuters/P. Nicholls

Er erinnerte dabei an das Ende des Ost-West-Konflikts und das Erstarken des Nationalismus in vielen Teilen der Welt. Deutschland müsse eine stabile Größe sein. "Wir müssen die Gleichwertigkeit aller Menschen als demokratischen Wert sichern helfen", sagte Müntefering. "Wohl wissend, dass wir nicht aus eigener Kraft allen Menschen in schwerer Not helfen können", räumte er ein. "Aber diese Wahrheit ist keine Entschuldigung, wenn wir nicht denen helfen, denen wir helfen können. Und es gibt welche."

Stolz auf Schwarz-Rot-Gold

Keine Scheu müssen aus Münteferings Sicht auch junge Menschen haben, stolz auf Deutschland zu sein. Als junger Erwachsener habe er sich mit Mitstreitern heftige Diskussionen über diese Frage geliefert - mit dem Ergebnis: "Wir dürfen stolz sein auf unsere Demokratie heute, seit 1949. Und Schwarz-Rot-Gold ist deren Farbe und damit unsere."

Michelle Müntefering bei der Präsentation der Deutschlerner-Erhebung 2020 des Auswärtigen Amts
Ehefrau Michelle Müntefering arbeitet als Staatsministerin im Auswärtigen AmtBild: DW/V. Tomaschko

In dem Zusammenhang schildert Müntefering, warum Deutschland vielen seiner Generation in den 1960er Jahren noch "ein bisschen unheimlich" gewesen sei: "Nazis und KZ, Krieg gegen Nachbarvölker und der Mord an Juden und an Minderheiten, beschwiegen und relativiert."

Die Geschichte mit der Eiche

In seiner Heimatgemeinde im Sauerland habe mitten im Ort eine Eiche gestanden. "Und ein älterer Mann erzählte so nebenher: Das ist die Adolf-Hitler-Eiche. Sie war gepflanzt worden, als Hitler Reichskanzler wurde." Es sei nicht die einzige gewesen. "Als Juso haben wir eine Aktion gemacht. Wir haben den Baum bekränzt und Plakate reingehängt und ihn in Friedens-Eiche umbenannt. Es gab Missbilligung, aber auch Beifall."

haz/wa (dpa)