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Politik

Großdemo gegen Landflucht in Spanien

31. März 2019

In Madrid haben zehntausende Menschen auf die Entvölkerung bestimmter ländlicher Regionen aufmerksam gemacht. Die Regierung kündigte eine Notfallstrategie an, die nicht nur dem Land, sondern auch ihr selbst nützen kann.

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Spanien Protest gegen Entvölkerung in ländlichen Regionen in Madrid
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Armangue

Die Organisatoren sprachen von rund 100.000 Teilnehmern, die nach Madrid gekommen sind, um unter dem Motto "Der Aufstand des leeren Spaniens" auf die Straße zu gehen. Auf Transparenten forderten sie eine Gleichbehandlung von Dörfern und Städten durch den Staat und wiesen darauf hin, dass Spanien auch auf das ländliche Leben angewiesen sei.

Zu der Kundgebung hatten die Plattformen Teruel existe und Soria Ya! aufgerufen, die seit Jahren versuchen, der Landflucht entgegenzuwirken. Regierungsangaben zufolge liegt die Bevölkerungsdichte in rund 48 Prozent aller spanischen Gemeinden bei weniger als 12,5 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das wird in der Europäischen Union als geringe Dichte mit Entvölkerungsrisiko eingestuft. 90 Prozent der spanischen Bevölkerung haben sich mittlerweile auf rund 30 Prozent des spanischen Territoriums angesiedelt. Tausende Dörfer sind bereits vollständig verlassen und stehen zum Teil zum Verkauf.

Besonders stark unter der Landflucht leiden die Provinzen Teruel in Aragonien und Soria in Kastilien-León. Soria Ya! hatte vor der Demo vorgerechnet, dass alle 89.000 Einwohner der Provinz ins Fußballstadion des FC Barcelona passen würden. Die Vereinigung rief auf Twitter dazu auf, den Kampf um mehr Unterstützung durch die Regierung nicht aufzugeben: "Wir werden nicht zulassen, dass wir wie Spanier zweiter Klasse behandelt werden."

Erst am Freitag hatte die sozialistische Regierung von Pedro Sánchez angekündigt, mit einer Notfallstrategie aus 70 verschiedenen Maßnahmen auf die Entvölkerung zu reagieren. Wichtige Punkte des Plans sind unter anderem eine bessere Internetanbindung im ländlichen Raum und die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten speziell für Jugendliche.

Kritiker bezeichneten diese Ankündigung als wahlkampftaktisches Manöver. Die Spanier wählen am 28. April ein neues Parlament. Bei der Abstimmung könnte die Landbevölkerung das berühmte Zünglein an der Waage sein, das darüber entscheidet, ob die Sozialisten ihre Macht behalten dürfen oder nicht.

djo/kle (ap, dpa)