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Gesellschaft

Depp verliert gegen Boulevardblatt "Sun"

2. November 2020

Ein klares Urteil in einem Rosenkrieg: Hollywood-Star Johnny Depp hat seine Ex-Frau Amber Heard körperlich misshandelt - die britische "Sun" darf dies auch so schreiben. Doch Depp will das nicht akzeptieren.

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 Johnny Depp beim Prozessauftakt in London
Der exzentrische US-Amerikaner Johnny Depp kommt im Juli zur Anhörung vor dem High Court in London Bild: picture-alliance/dpa/R. Tang

Für sein Gerichtsurteil hat der zuständige Richter am High Court in London drastische Worte gewählt: Amber Heard habe wegen Johnny Depp die "Angst ihres Lebens" ausstehen müssen, heißt es in dem im Internet veröffentlichten Urteil. "Es muss furchterregend für sie gewesen sein." Zum Ende des Rechtsstreits und der Abweisung der Verleumdungsklage des Schauspielers gegen das britische Boulevardblatt "The Sun" gab es vor Ort keinen Termin mehr.

Zwölf von 14 Vorwürfen gegen Johnny Depp, erhoben in einem Artikel der "Sun" 2018, hätten sich als wahr erwiesen, so der Richter weiter. Depp hatte den Verlag der "Sun" und Chefredakteur Dan Wootton verklagt. Wootton hatte unter anderem den 57-Jährigen als "Ehefrau-Schläger" tituliert und geschildert, wie er seine Ex-Frau Amber Heard (34) körperlich misshandelte.

Großbritannien London | Prozessauftakt | Amber Heard
Amber Heard (M.) mit ihrer Schwester Whitney Heard (l.) im Juli auf dem Weg zum Gericht in London Bild: picture-alliance/dpa/Grant

Nach den strikten britischen Gesetzen gegen Verleumdung lag die Beweislast in dem Verfahren bei der "Sun". Die Zeitung musste vor Gericht belegen, dass die Vorwürfe gegen den "Fluch der Karibik"-Star den Tatsachen entsprechen.

So entwickelte sich der Promi-Prozess im Juli in London zum handfesten Rosenkrieg zwischen den beiden US-Schauspielern und erregte weltweit Aufmerksamkeit. Wochenlang überzogen sich Depp und seine 23 Jahre jüngere Ex-Ehefrau ("Zombieland") gegenseitig mit den bittersten Anschuldigungen. Fäkalien auf der Bettdecke, blutgetränkte Nachrichten am Spiegel und eine abgetrennte Fingerkuppe waren nur einige davon. Wie letztere abhanden gekommen sei, ließe sich nicht nachvollziehen, erklärte das Gericht. Dass Depp mit seinem Blut aber einen Spiegel beschmiert habe, zeige das Ausmaß seines Zorns.

Die Schauspielerin sagte vor dem High Court aus, sie habe Todesangst vor Depp gehabt. Er habe sie oft angeschrien, getreten und sogar gewürgt. Der Beschuldigte behauptete wiederum, seine Ex sei selbst gewalttätig gewesen. Heard mit einer diagnostizierten Borderline-Persönlichkeitsstörung wolle sein Leben zerstören, sagte Depp. 

Johnny Depp und Amber Heard
Ein Foto aus 2015, dem Jahr ihrer Hochzeit - 2016, nach nur 15 Monaten Ehe, trennte sich das Paar Bild: picture-alliance/empics/J. Brady

Völlig unstrittig war in dem Verfahren: Depp litt immer wieder unter seiner Drogen- und Alkoholsucht, die ihn die Kontrolle verlieren ließ. Auch er selbst räumte dies ein.

Triumph der Pressefreiheit 

Die "Sun", die hinter den prominenten Hauptfiguren des Prozesses fast in den Hintergrund rückte, feierte ihren Sieg als Triumph der Pressefreiheit. "Opfer von häuslicher Gewalt dürfen niemals zum Schweigen gebracht werden", sagte ein Sprecher der Zeitung und dankte Heard für ihren Mut, so umfassend auszusagen.

Depp will sich mit dem Urteil allerdings nicht abfinden. "Das Urteil ist so fehlerhaft, dass es lächerlich wäre, wenn ihr Mandat keinen Einspruch einlegen würde", teilte Depps Anwältin, Jenny Afia, mit. Das Gericht habe sich ausschließlich auf die Aussagen von Heard verlassen und Gegenbeweise von Polizei, Medizinern und anderen Zeugen ignoriert.

Weiterer Prozess in den USA 

Heards Anwältin kündigte dagegen noch "gewaltigere Beweise" an, die "wir sehr bald in den USA vorlegen". Die Schlammschlacht wird also weitergehen. In den USA klagt Depp direkt gegen Heard. Sie hatte in der "Washington Post" über ihre Gewalterfahrungen berichtet - ohne Depp allerdings beim Namen zu nennen.

se/rb (rtr, dpa, ap, afp)