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Kehrtwende in Sachen Super League

21. April 2021

Zwei Tage lang schockt die Super League den europäischen Fußball. Jetzt ziehen die ersten Klubs wieder zurück. Karl-Heinz Rummenigge ist durch das Drama zurück auf der großen Funktionärsbühne.

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England Chelsea-Fans Proteste
Bild: Ian West/PA Wire/dpa/picture alliance

Nach weniger als 48 Stunden im maximalen Proteststurm des europäischen Fußballs ist die Super League schon wieder kollabiert. Als erster Klub bestätigte am Dienstagabend der englische Titelaspirant Manchester City in einer dreizeiligen Mitteilung den Rückzug aus dem Milliarden-Projekt. Wenig später schlossen sich Manchester United, der FC Liverpool, der FC Arsenal, Tottenham Hotspur und der FC Chelsea diesem Schritt an. Am Mittwoch bestätigten auch die beiden Mailänder Klubs Inter und AC, sowie Atletico Madrid ihren Rückzug von den Plänen zu Super League.  

Juventus-Boss Andrea Agnelli, neben Real-Präsident Florentino Perez, der als Vorsitzender der Super League vorgesehen war, die treibende Figur der Pläne bestätigte nach Bekanntwerden der Rückzieher aus England das Aus für das Projekt. "Ohne die englischen Klubs geht es nicht", lautet das Urteil des der 45-Jährigen, das der Klub auf Nachrage der dpa bestätigte. Liverpool-Besitzer John W. Henry wandte hatte sich zuvor in einer Videobotschaft an die Fans des amtierenden englischen Meisters gewandt und um Entschuldigung gebeten. "Wir haben euch gehört, ich habe euch gehört. Ich entschuldige mich bei Jürgen [Klopp, Anm. d. Red.], dem Team und den Fans. Ich alleine bin für die unnötigen, negativen Ereignisse des letzten Tage", sagte der 71-jährige US-Amerikaner. 

Der britische Premierminister Boris Johnson schrieb bei Twitter von einer "absolut richtigen Entscheidung" der englischen Klubs. Er hoffe, dass die anderen Initiatoren der Super League dem Beispiel folgen. Aleksander Ceferin, Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und ärgster Widersacher des Konkurrenzwettbewerbs, zeigte sich hocherfreut. Die City-Führung habe überaus vernünftig gehandelt, "auf die vielen Stimmen, insbesondere der eigenen Fans" zu hören, sagte der Slowene. Am Dienstagabend hatten bereits etliche Chelsea-Fans vor dem Stadion Stamford Bridge in London gefeiert, wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen war. 

Super League: "Europäischer Fußball muss sich ändern"

Die Macher der Super League gaben sich ungeachtet des Rückziehers der englischen Vereine kämpferisch. "Wir schlagen einen neuen europäischen Wettbewerb vor, weil das bestehende System nicht funktioniert", teilte die Super League mit. Man sei "überzeugt, dass unser Vorschlag vollständig mit den europäischen Gesetzen und Vorschriften in Einklang steht", werde die Schritte aber noch einmal überdenken. Die Super League sei davon "überzeugt, dass sich der aktuelle Status quo des europäischen Fußballs ändern muss". 

Für den europäischen Fußball waren am Dienstagabend zwei denkwürdige Tage vergangen. Karl-Heinz Rummenigge kehrte plötzlich als Hoffnungsträger zurück auf die internationalen Funktionärsbühne. Beim Treffen des UEFA-Exekutivkomitees in Montreux wurde der Vorstandschef des FC Bayern nach vier Jahren Pause wieder in die Fußball-Kontinentalregierung aufgenommen - als Ersatzmann für den geschassten Juve-Boss Andrea Agnelli. Rummenigge soll im Streit um die Super League vermitteln.

Bei dem UEFA-Treffen wurde zudem DFB-Vizepräsident Rainer Koch für vier Jahre in der UEFA-Exekutive bestätigt. Peter Peters, ebenfalls DFB-Vize, rückt für den gleichen Zeitraum ins Council des Weltverbands FIFA auf, wo der deutsche Fußball nach zwei Jahren Pause wieder vertreten ist.

Sanktionen angedroht

UEFA-Präsident Ceferin, der in Montreux mit einem Ausschluss der Super-League-Klubs aus der Champions League und der Spieler jener Vereine von der anstehenden Europameisterschaft gedroht hatte, erhielt Unterstützung von FIFA-Präsident Gianni Infantino. "Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenzen leben", sagte Infantino. Auch DFB-Präsident Fritz Keller hatte deutlich Sanktionen angemahnt. "Das egoistische Verhalten dieser zwölf Vereine hat mit dem Spiel, in das wir uns als Kinder verliebt haben, nichts mehr zu tun", sagte Keller. "Die Vereine und ihre Nachwuchsmannschaften sollten von allen Wettbewerben ausgeschlossen werden, bis sie wieder an ihre vielen Anhänger denken, die sie erst zu den größten Clubs der Welt gemacht haben - und nicht nur an ihre Geldbeutel."

jst/tk/sn (sid/dpa)