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Wie feministisch sind Schönheitswettbewerbe?

Sophia Prinzen
12. Dezember 2021

Bei den Miss Universe-Wettbewerben wird die vermeintlich schönste Frau gekürt. Die Organisatoren gaben sich diesmal feministisch. Doch die Teilnahmebedingungen sprechen eine andere Sprache, wie ein Blick zeigt.

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Silberne Krone
Krone der Miss UniverseBild: Robin Rayne/ZUMA Wire/picture alliance

Sie soll selbstbewusst sein und authentisch, sie muss in der Lage sein, ihren Ehrgeiz zu artikulieren. Das sind nur einige der Anforderungen aus den Bewerbungsunterlagen für den Schönheitswettbewerb "Miss Universe", der sich gerade mit der Austragung in Israel zum 70. Mal jährte. Mit solchen Kriterien scheint sich der Wettbewerb als besonders feministisch zu inszenieren. 

Auf ihrer Webseite schreibt die "Miss Universe Organization" über sich selbst, dass sie eine globale und integrative Organisation sei, die "Frauen aus allen Kulturen und mit unterschiedlichem Hintergrund" unterstütze. Sie würde Frauen die Möglichkeit geben, ihre Ziele zu verwirklichen, indem sie Erfahrungen sammelten, die ihr Selbstvertrauen stärken und Möglichkeiten für den Erfolg schaffen. Doch wer sind diese Frauen? Ein Blick auf die Teilnahmebedingungen zeigt: ausschließlich junge, unverheiratete und kinderlose Bewerberinnen werden für die Wahl der "Miss Universe" berücksichtigt.

Feministinnen wehren sich 

Gegen genau diese Vorstellung, dass Frauen erfolgreich und emanzipiert sein dürfen, solange sie nur normschön, alleinstehend und kinderlos sind, wehren sich nun junge Frauen und Feministinnen in den sozialen Netzwerken. Besonders die französische Frauenrechtsgruppe "Osez le féminisme" ("Wagt den Feminismus") machte in den vergangenen Wochen unter dem Hashtag #PasTaMiss ("Nicht deine Miss") auf sich aufmerksam. 

Die Frauenrechtlerinnen verklagten im Oktober 2021 die Produktionsfirma Endemol ("Miss France") wegen Diskriminierung. Denn: auch bei der "Miss France" müssen die Bewerberinnen unverheiratet und kinderlos sein. "Stoppt den Wunsch, das Aussehen und Verhalten von Frauen zu kontrollieren!", forderte die Vorsitzende der Frauenrechtsgruppe Alyssa Ahrabare daraufhin. Zuvor waren drei Kandidatinnen ausgeschieden, die nicht den bestehenden Teilnahmebedingungen entsprachen. Auch die französische Frauenministerin Élisabeth Moreno bezeichnete die Miss-Wahl anschließend als "rückständig". 

Schönheit kennt (k)ein Alter

Und auch im Ursprungsland der Schönheitswettbewerbe, den USA, hagelt es Kritik auf die Teilnahmebedingungen von Veranstaltungen wie "Miss Universe" oder "Miss World". So tweetet die 28-jährige Molekularbiologin Raven Baxter, dass sie schon immer an einer Miss-Wahl teilnehmen wolle, sie sich aber aufgrund ihres Alters nicht mehr bewerben könne. Sie hingegen wolle einen Wettbewerb ins Leben rufen, bei dem jede Person teilnehmen könne. 

Doch das Problem sitzt tiefer. So kritisiert nicht zuletzt die britische Journalistin und Feministin Laurie Penny, dass junge Mädchen bereits von Geburt an mit dem Gedanken konfrontiert würden, "schön" sein zu müssen. "Ich bin nicht hier, um darüber zu diskutieren, was 'schön' ist und was nicht. Ich bin hier, um zu fragen, warum wir Frauen von Geburt an mit der Pflicht tyrannisieren, "schön" zu sein.", schreibt sie auf Twitter.  

Laurie Penny Journalistin
Feministin und Journalistin Laurie Penny Bild: picture-alliance/Photoshot

Urteilen über weibliche Körper

Auch die neuseeländische Sängerin Lizzie Marvelly brachte ihren Unmut gegenüber Schönheitswettbewerben auf Twitter zum Ausdruck. "Ironischerweise ist es genau das, was Schönheitswettbewerbe fördern: die fehlgeleitete Vorstellung, dass Menschen das Recht haben, über den Körper von Frauen zu urteilen und sich dazu zu äußern", tweetete sie.

Viele junge Frauen sind sich sicher: So wie in den Teilnahmebedingungen der "Miss World" oder "Miss Universe" sollten Schönheitswettbewerbe im 21. Jahrhundert nicht mehr aussehen. Sie sprechen sich im Netz insgesamt für ein progressiveres und inklusiveres Frauenbild bei Schönheitswettbewerben aus. Doch davon sind die großen Veranstaltungen offensichtlich noch weit entfernt. Denn ein Wettbewerb, der Feminismus propagiert, sieht anders aus.