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Nach Eberl-Aus: RB Leipzig zwingt FC Bayern zu Aufholjagd

Tobias Oelmaier
30. September 2023

Einen Tag nach der Entlassung von Sport-Geschäftsführer Max Eberl nimmt RB Leipzig Titelverteidiger FC Bayern im Topspiel der Fußball-Bundesliga Punkte ab. Leipzig schnuppert sogar am Sieg gegen den Rekordmeister.

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Leipzigs Stürmer Benjamin Sesko versucht vergeblich, einen Flankenball im Sprung und mit weit nach vorne gestrecktem Bein noch zu erreichen
Ein paar Zentimeter fehlen Leipzigs Benjamin Sesko (r.) in der Nachspielzeit zum Siegtreffer gegen die BayernBild: Hendrik Schmidt/picture alliance/dpa

"Wir sind uns absolut sicher, dass unsere Entscheidung keinen Impact auf dieses Spiel hat", hatte Leipzigs Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff vor der Bundesliga-Partie gegen die Münchener Bayern ins Sky-Mikrofon gesagt. Und er wiederholte seine Aussage wieder und wieder. Das "Commitment" zu RB Leipzig habe Sport-Geschäftsführer Max Eberl gefehlt, da sei nichts mehr zu retten gewesen. So tief muss der Riss gewesen sein, dass die RB-Gremien nicht davor zurückgeschreckt sind, Eberl nur einen Tag vor dem absoluten Topspiel zu beurlauben.

Und Mintzlaff sollte recht behalten: Die Trennung hatte tatsächlich keinen Einfluss auf die Leistung seines Team - zumindest keine negativen, auch wenn Trainer Marco Rose überrascht von dieser Personalie war. Er habe "immer vertrauensvoll mit Max zusammengearbeitet".

Aber Leipzig wirkte zunächst fokussiert, willig und auch geistig wacher gegen die Bayern, die als Tabellenführer nach Sachsen gereist waren und gerne Revanche nehmen wollten für die Niederlage im Supercup kurz vor Saisonbeginn im eigenen Stadion.

Leipzigs Spieler jubeln nach dem Tor zum 2:0 durch Lukeba (2. v.l.)
Auf der Siegerstraße: Leipzig feiert den Treffer zum 2:0 durch Lukeba (2. v.l.)Bild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

Nach gut zwei Minuten hatte Jamal Musiala zwar die große Chance auf das 1:0 für seine Münchener, doch der Nationalspieler vergab alleine vor und gegen Torwart Janis Blaswich. Danach übernahmen die Gastgeber die Initiative, kamen immer wieder gefährlich vor das Tor der Bayern, auch weil deren Abwehr nicht immer gut sortiert wirkte. Besonders Sven Ullreich zeigte große Unsicherheiten. 

Ulreich mit Unsicherheiten

Am 1:0 für die Leipziger war der Bayern-Interimstorwart jedoch schuldlos. Minjae Kim fälschte einen Schuss von Lois Openda in der 20. Minute aus kurzer Distanz unhaltbar ab - Openda übrigens ist eine Eberl-Verpflichtung. Wenig später segelte Ulreich dann unter einem Eckball hindurch, Castello Lukeba erhöhte auf 2:0 (26.). Bayern schien geschlagen, wie in den beiden vorherigen Aufeinandertreffen.

Spielszene: Harry Kane schießt und verwandelt den Strafstoß zum Tor
Achter Treffer im sechsten Spiel - Harry Kane verwandelt den Strafstoß zum AnschlusstrefferBild: Matthias Schrader/AP/picture alliance

Aber mit dem Seitenwechsel kam neuer Wind ins Spiel des Rekordmeisters. Harry Kane, der sonst weitgehend blass blieb, verwandelte einen Elfmeter nach Handspiel und Videobeweis (57.) - Benjamin Henrichs hatte den Ball bei einem Freistoß von Leroy Sané gegen den Ellbogen bekommen. Und in der 70. Minute hatte Sane dann seinen großen Auftritt, als er nach einem Steilpass den Ball zum Ausgleich ins lange Eck schlenzte. 

Rettungstat in der Nachspielzeit

In der Folge wogte das Spiel bei hohem Tempo hin und her, in der Nachspielzeit vergab zunächst der eingewechselte Eric-Maxim Coupo-Moting eine Kopfballchance, dann machte Ulreich all seine Fehler wieder gut, als er mutig herausstürmend im letzten Moment einen sicheren Treffer von Benjamin Sesko mit einer Fußabwehr weit vor dem eigenen Strafraum verhinderte. Der Traumpass auf Sesko war vom von Eberl verpflichteten Neuzugang Xavi Simons gekommen, einem 20-jährigen Supertalent. "Wir haben zuvor zweimal verloren, es ging schon um den Stolz", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach dem Spiel. "Die zweite Halbzeit war schon ein wilder Ritt".

Leipzig bleibt in dieser Form in dieser Saison ein Titelkandidat. Zum vierten Mal in Folge bleibt man gegen Bayern München ungeschlagen. Von Max Eberl war nach dem Schlusspfiff schon lange keine Rede mehr, obwohl er entscheidenden Anteil an der Kaderzusammensetzung von RB hatte. "Es ist halt so im Fußball", sagte Urgestein Youssuf Poulsen nach der Partie bei Sky und wünschte Eberl alles Gute für die Zukunft. "Max ist ein guter Typ". Gut möglich, dass Max Eberl schon beim nächsten Aufeinandertreffen auf der Bayern-Tribüne sitzt. Für viele Beobachter gilt es als sicher, dass er in München die Nachfolge des im Mai geschassten Hasan Salihamidzic antreten wird.