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Philipp Lahm: DFB-Team kann von U17-Weltmeistern lernen

Thomas Gennoy
4. Dezember 2023

Ein halbes Jahr vor der EURO 2024 in Deutschland ist die Stimmung in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und im Umfeld eher gedrückt. EM-Organisationschef Philipp Lahm empfiehlt einen Blick auf die U17-Weltmeister.

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Philipp Lahm posiert im Frankfurter Fußballstadion neben dem EM-Pokal
Philipp Lahm, Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 2014, ist heute Turnierdirektor der EURO 2024 in DeutschlandBild: Eibner-Pressefoto/Florian Wiegand/picture alliance

Wenn Deutschland bei der Heim-EM 2024 eine realistische Chance auf den Titelgewinn haben will, müssen sich nach Ansicht von Philipp Lahm noch einige Dinge ändern. Das hätten die Niederlagen in den letzten Länderspielen des Jahres 2023 gegen die Türkei und in Österreich gezeigt, so der Organisationschef der Europameisterschaft nach der Auslosung der Vorrundengruppen in Hamburg.

"Ich vermisse bei der Mannschaft einiges, sonst wären die jüngsten Ergebnisse so nicht möglich gewesen. Denn eigentlich haben wir ja die Qualität im Kader", sagte Lahm der DW. "Es ist wichtig, dass man das Gesicht der Mannschaft erkennt. Dass die Spieler auf ihren besten Positionen eingesetzt werden, dann gibt es auch ein bisschen mehr Ordnung. Daran muss der Bundestrainer meines Erachtens noch arbeiten."

Deutsches U17-Nationalteam bejubelt im Konfetti-Regen den WM-Sieg in Indonesien, DFB-Trainer Christian Wück hält den WM-Pokal nach oben.
Die U17-Junioren, trainiert von Christian Wück (vorne, 4.v.l.) zeigten bei der WM, was nötig ist, um erfolgreich zu sein Bild: Achmad Ibrahim/AP Photo/picture alliance

Ein Blick auf die U17-Junioren des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), die im Juni Europameister und am vergangenen Samstag auch Weltmeister wurden, könne durchaus helfen. "Ordnung ist wichtig, dazu Leidenschaft und die Begeisterung, für sein Land zu spielen. Das ist die Basis, um erfolgreich Fußball zu spielen zu können, und die U17 hat das auf beeindruckende Weise gezeigt", sagte der Weltmeister von 2014 und frühere Mannschaftskapitän der Nationalmannschaft. "Diese Leidenschaft und die Bereitschaft, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen, wünschen wir uns auch von der ersten Mannschaft."

Weidenfeller: "Teamgeist kann Berge versetzen"

Das sieht auch Ex-Weltmeister Roman Weidenfeller so. Der deutsche Fußball liege aktuell am Boden, so Weidenfeller, der beim WM-Triumph 2014 die Nummer zwei hinter Torwart Manuel Neuer war. Das DFB-Team könne von der Juniorenmannschaft einiges lernen. "Die Arbeitseinstellung der U17 und auch die Art und Weise, wie sie mit Rückschlägen umgegangen ist, waren beeindruckend", sagte der frühere BVB-Torwart der DW.

Roman Weidenfeller mit Sonnebrille und WM-Pokal bei der Siegesfeier am Brandenburger Tor nach dem WM-Sieg 2014
Roman Weidenfeller, bis 2018 Torwart bei Borussia Dortmund, blieb 2014 ohne WM-EinsatzBild: Markus Gilliar/GES/DFB/dpa/picture alliance

Weidenfeller verwies auf die beiden gewonnenen Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Argentinien und im Finale gegen Frankreich sowie den Umstand, dass die Mannschaft das Endspiel in Unterzahl beenden musste. "In diesem Team stehen sehr viele charakterstarke Spieler, die auf den Punkt da waren. Und es ist offensichtlich, dass das Verhältnis zwischen den Spielern und dem Trainerstab um Christian Wück sehr gut ist. Der Teamgeist kann Berge versetzen."

Nagelsmann über U17-Helden: "Noch zu jung"

Auch wenn die U17 Bundestrainer Julian Nagelsmann gezeigt haben könnte, an welchen Stellschrauben er drehen muss, um in die Erfolgsspur zurückzufinden, ist ein schneller Einsatz der WM-Helden in der A-Nationalmannschaft eher unwahrscheinlich. So hat Torhüter Konstantin Heide, der im Halbfinale und im Finale zum Elfmeterhelden wurde, erst ein Spiel für den Drittligisten SpVgg. Unterhaching bestritten. Der 17-Jährige war bei der Endrunde in Indonesien nur deshalb zwischen die Pfosten gerückt, weil Stammtorhüter Max Schmitt vor dem Halbfinale erkrankt war.

Und Paris Brunner, bei der Junioren-WM als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet, war noch im Oktober von seinem Verein Borussia Dortmund "aus disziplinarischen Gründen" suspendiert worden - offenbar nicht zum ersten Mal.

"Sie sind noch zu jung", sagte Nagelsmann über die deutsche U17. "Es ist nicht der richtige Weg, sie nach dem Gewinn der U17-Weltmeisterschaft in die erste Nationalmannschaft zu drängen. Sie müssen sich gesund entwickeln."

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.