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Pisa-Studie: Schüler in Deutschland so schlecht wie nie

5. Dezember 2023

Im internationalen Vergleich sind die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland stark abgefallen. Die Autoren der Pisa-Studie machen hierfür vor allem zwei Ursachen aus.

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Ein Exemplar der in Berlin vorgestellten Pisa-Studie
Ein Exemplar der in Berlin vorgestellten Pisa-Studie Bild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben in der internationalen Leistungsstudie Pisa im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Sowohl im Bereich Lesekompetenz als auch in Mathematik und bei den Naturwissenschaften hätten sich die Leistungen deutlich verschlechtert, heißt es weiter in der Studie der Industriestaatengruppe OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), die in Berlin vorgestellt wurde. Im Vergleich zur letzten Erhebung 2018 lägen die Leistungen der 15-Jährigen in Mathematik und Lesen ein ganzes Schuljahr zurück.

Corona-Pandemie ...

Eine Ursache für das schlechte Abschneiden Deutschlands sehen die Autorinnen und Autoren der Studie unter anderem in der Corona-Pandemie. Die Ergebnisse zeigten, dass Schulschließungen einen negativen Effekt auf den Kompetenzerwerb hatten. In Deutschland sei der Distanzunterricht weniger mit digitalen Medien - und mehr mit Materialien, die an die Jugendlichen geschickt wurden - bestritten worden als im OECD-Durchschnitt. 

Schüler mit FFP2-Masken
Während der Corona-Pandemie fiel der Unterricht im Klassenzimmer oft aus Bild: Eibner-Pressefoto/picture alliance

71 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland gaben an, dass an ihrer Schule wegen der Pandemie mehr als drei Monate lang kein Unterricht vor Ort stattgefunden habe. Im OECD-Durchschnitt der 81 untersuchten Länder erlebten dagegen nur 51 Prozent ähnlich lange Schulschließungen.

... und schlechte Deutsch-Kenntnisse

Die Schulleiter, die für die Pisa-Studie befragt wurden, sehen die Ursache für viele Schwierigkeiten auch im Mangel an gut qualifizierten Lehrkräften. Zugenommen hat außerdem der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund, bei denen kein Elternteil in Deutschland geboren ist. Er hat sich von 2012 bis 2022 auf 26 Prozent verdoppelt. Knapp zwei Drittel der befragten zugewanderten Schüler gaben an, dass sie zu Hause meist eine andere Sprache als Deutsch sprechen. 

Kurs- und Übungsbücher zur deutschen Sprache liegen auf einem Tisch - mehrere Personen beugen sich darüber
Deutschunterricht für Zugewanderte aus der Türkei und anderen Ländern (Archivbild) Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Ein zentraler Grund für das schlechte Abschneiden sei sicherlich, "dass wir es nach wie vor nicht geschafft haben, eine frühe Sprachförderung für alle, die sie benötigen, durchgängig sicherzustellen", sagte Studienleiterin Doris Lewalter, Bildungsforscherin an der Technischen Universität München und Vorstandsvorsitzende des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien. "Wenn wir Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungshintergrund haben, können wir nicht davon ausgehen, dass sie die deutsche Bildungssprache schon beherrschen, wenn sie nach Deutschland kommen."

Auch international ist die Leistung gesunken

Auch international sei die durchschnittliche Leistung drastisch gesunken, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin mit. Deutschland liegt in der aktuellen Erhebung im internationalen Vergleich in den Bereichen Mathematik und Lesekompetenz dennoch nahe am OECD-Durchschnitt und in Naturwissenschaften etwas darüber - doch das sei kein Grund zum Aufatmen, heißt es.

Francesco Avvisati (v.r.n.l.), Ko-Autor der PISA-Studie, Doris Lewalter, Nationale PISA-Projektleiterin, Katharina Günther-Wünsch (CDU), Senatorin für Bildung, Jugend und Familie in Berlin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, und Jens Brandenburg (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Sie stellten die Pisa-Studie vor - unter ihnen Francesco Avvisati (r.), Bildungsexperte und Ko-Autor der Erhebung Bild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Asiatische Länder vorne

In allen drei getesteten Kompetenzbereichen liegen Schülerinnen und Schüler aus Singapur weit vorn. Insgesamt schneiden asiatische Länder und Volkswirtschaften am besten ab. So gehören auch Japan, Südkorea und getrennt betrachtete chinesische Regionen in allen Bereichen zu den leistungsstärksten. Aus Europa holten nur die Schüler aus Estland in allen drei Bereichen Ergebnisse, mit denen sie in der Spitzengruppe landeten.

Pisa steht für "Programme for International Student Assessment" und ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie. Es werden die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften erfasst. Seit dem Jahr 2000 wird die Studie alle drei Jahre vorgenommen.

Insgesamt absolvierten 690.000 Schüler die Pisa-Runde 2022. In Deutschland nahmen 6116 Jugendliche in 257 Schulen an den Tests teil.

se/uh (dpa, afp, rtr)