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Rammstein: Universal setzt Zusammenarbeit aus

16. Juni 2023

Die Plattenfirma schränkt ihre Arbeit für die Band vorerst ein. Zuvor war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Berlin gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann unter anderem wegen sexueller Übergriffe ermittelt.

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Rammstein Konzert - Hamburg
Rammstein-Sänger Till Lindemann vergangenes Jahr im Volksparkstadion in HamburgBild: picture alliance/dpa

Eine Unternehmenssprecherin von Universal erklärte am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass die Plattenfirma nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann "die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band bis auf Weiteres ausgesetzt" habe. "Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist und ebenfalls im Interesse der gesamten Band liegen muss."

Die Universal-Sprecherin fügte hinzu, dass die Vorwürfe gegen Rammstein die Firma "schockiert" hätten, "und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben". 

Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt

Die Vorwürfe gegen Till Lindemann werden nun auch strafrechtlich untersucht. Die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte am Mittwochabend, dass wegen "Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln" gegen den Rammstein-Frontmann ermittelt werde. 

Das Verfahren sei aufgrund mehrerer Strafanzeigen und von Amts wegen eingeleitet worden, sagte eine Sprecherin der Behörde. Es handele sich um Anzeigen Dritter, "nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen". Weitere Angaben könnten derzeit nicht gemacht werden, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden und die Persönlichkeitsrechte der potenziell Geschädigten und des Beschuldigten zu schützen. 

Till Lindemann steht in rotem Kostüm mit roter Farbe im Gesicht auf einer Bühne und reißt den Mund weit auf.
Till Lindemann ist mit Rammstein derzeit auf TourBild: Ismael Rosas/Zuma Press/picture alliance

Claudia Roth fordert "umfassende Untersuchung"

Dass die Staatsanwaltschaft Berlin Ermittlungen gegen den Musiker aufgenommen habe, "unterstreicht, dass die Vorwürfe sehr ernst zu nehmen sind", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) gegenüber dem "Tagesspiegel". Sie fordert eine umfassende Untersuchung der Vorwürfe gegen Lindemann. "Diese Vorwürfe sollten nun auch restlos aufgeklärt werden."

Roth fügte hinzu: "Starkult verbunden mit Macho-Mackertum und Machtmissbrauch bis hin zu sexuellen Übergriffen sollten in der Musikbranche wirklich und definitiv vorbei sein". Dafür werde sie sich "entschieden einsetzen".

Menschen mit Schildern wie "Keine Show für Täter", davor Polizisten
Vor Beginn des Rammstein-Konzerts in München kam es auch zu ProtestenBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Schwere Anschuldigungen

Mehrere Frauen werfen Rammstein-Sänger Till Lindemann sexuelle Übergriffe während und nach Konzerten vor. Die bekannteste deutsche Band, die derzeit durch Europa tourt, ließ die Anschuldigungen über eine Anwaltskanzlei als "ausnahmslos unwahr" zurückweisen. Die Kanzlei kündigte an, "wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte gegen die einzelnen Personen" einzuleiten. Zu den Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft haben sich die Anwälte bislang nicht geäußert.

Drogen und Alkohol

Mutmaßlich betroffene Frauen schildern Situationen im Umfeld von Rammstein-Konzerten, die sie zum Teil als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollten. Dabei soll es nach den Angaben Einiger auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein, teilweise unter Einfluss von Drogen.

Zuvor hatte die Berliner Innensenatorin Iris Spranger Aftershow-Partys im Rahmen der im Juli geplanten Rammstein-Konzerte bereits untersagt. In der Schweiz haben mehrere Verbände nach den Missbrauchsvorwürfen gegen Lindemann eine Absage der zwei geplanten Konzerte in Bern gefordert. Tausende haben eine entsprechende Petition unterschrieben.

pj/sw/rb (AFP, dpa)