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Rekordspiel endet für Schiri Felix Brych mit Kreuzbandriss

26. November 2023

Es hätte ein freudiger Abend werden sollen, doch steht für Schiedsrichter Felix Brych nach seinem 344. Einsatz in der Fußball-Bundesliga wegen einer schweren Knieverletzung die Fortsetzung der Karriere auf dem Spiel.

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Schiedsrichter Felix Brych kniet mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden
Schlimmer Verdacht bestätigt: Schiedsrichter Felix Brych hat sich einen Kreuzbandriss zugezogenBild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

"Es ist wie es ist. So ist das Leben. Jetzt stehe ich hier und habe den Rekord. Das freut mich auch. Andererseits bin ich auch down", sagte Felix Brych nach dem Bundesliga-Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart. Es war der 344. Einsatz des Unparteiischen in der Fußball-Bundesliga, eine Rekordmarke, die bislang nur Wolfgang Stark erreicht hatte. Doch statt nach der Partie wenigstens ein wenig zu feiern, endete der Abend für den 48-jährigen Brych im Krankenhaus.

Zuvor war er nach knapp über 30 gespielten Minuten bei einer Bewegung mit seinem rechten Knie weggeknickt und anschließend nur noch über das Feld gehumpelt. Das Spiel wurde unterbrochen, Brych ließ sich auf der Frankfurter Bank behandeln und kehrte schließlich mit einem weißen Tape-Verband auf den Rasen zurück. 

"Leider schlechte Diagnosen"

"Ich bin zweimal am Boden gelegen und dachte: Das kann nicht wahr sein. Ich bin weggeknickt. Ich habe schon gemerkt, dass es nicht gut ist im Knie", sagte er hinterher. Und es ging auch nicht mehr lange gut: In der Pause fiel die Entscheidung, dass Brych nicht weitermachen kann. Für ihn übernahm der vierte Offizielle Patrick Schwengers, der damit unverhofft zu seiner Bundesliga-Premiere als Hauptschiedsrichter kam.

"Es gibt leider schlechte Diagnosen", sagte Brych beim TV-Sender Sky nach einer ersten Rückmeldung von den Ärzten und teilte mit, dass er sich möglicherweise einen Kreuzbandriss zugezogen habe. Eine MRT-Untersuchung sollte Klarheit über die tatsächliche Schwere der Verletzung geben. Am Sonntagmorgen bestätigte der Deutsche Fußballbund (DFB) dann, dass Brychs Kreuzband tatsächlich gerissen ist, der Schiedsrichter "recht bald" operiert werden soll und anschließend auf noch unbestimmte Zeit ausfällt.

Fortsetzung der Karriere in Gefahr

Damit steht womöglich sogar die Fortsetzung von Brychs Karriere auf dem Spiel. Zwar gibt es keine feste Altersgrenze für Bundesliga-Schiedsrichter, jedoch ist das erst seit kurzer Zeit der Fall: Ex-Referee Manuel Gräfe hatte erfolgreich gegen die zuvor bestehende unausgesprochene Regel geklagt, dass man nicht mehr in der Bundesliga eingesetzt wurde, nachdem man das 47. Lebensjahr überschritten hatte. Das Landgericht Frankfurt erklärte das im Januar 2023 für rechtswidrig.

Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe bei Gerichtstermin
Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe klagte Anfang 2023 erfolgreich gegen eine Altersgrenze Bild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Gräfe selbst hatte von diesem Urteil in seinem Sinne nichts mehr, jedoch erklärte Brych anschließend, dass er weitermachen wolle, obwohl er in der Saison 2022/2023 47 Jahre alt geworden war. "Ich habe im Rahmen des Winter-Trainingslagers in Lagos gegenüber der sportlichen Leitung meine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, auch über die laufende Bundesliga-Spielzeit hinaus als Schiedsrichter zur Verfügung zu stehen", sagte er damals.

Tatsächlich setzte ihn der DFB auch weiterhin ein. Doch sein Kreuzbandriss, gleichbedeutend mit monatelanger Pause und Reha, könnte dem nun ein Ende machen. Dann wäre das 344. Bundesliga-Spiel für Felix Brych nicht nur das Rekordspiel, sondern zugleich auch das letzte seiner Laufbahn gewesen.

Lange, international erfolgreiche Karriere

Begonnen hatte die in der Bundesliga im August 2004, als Brych das Spiel zwischen Hertha BSC und dem FSV Mainz 05 leitete. Es war der Beginn einer erfolgreichen Schiedsrichter-Karriere. Brych, der aus München stammt, Jura studiert hat und im Hauptberuf Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband ist, wurde fünfmal "Schiedsrichter des Jahres" in Deutschland (2013, 2015, 2016, 2018, 2021), zudem "Weltschiedsrichter" der Jahre 2017 und 2021.

Schiedsrichter Felix Brych lächelt bei der Siegerehrung nach dem Champions-League-Finale 2017
Die Leitung des Champions-League-Finales 2017 war einer der Höhepunkte in Brychs KarriereBild: Marvin Ibo Güngör/GES/picture alliance

Er war bei den Weltmeisterschaften 2014 in Brasilien und 2018 in Russland im Einsatz, leitete 2017 das Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin. Insgesamt pfiff Brych bei 64 Länderspielen und 103 Europapokal-Partien. Seine internationale Laufbahn beendete er nach der EM im Jahr 2021.

Endet nun auch seine Bundesliga-Karriere? "Ich bin natürlich stolz, weil diese Zahl auch eine gewisse Langlebigkeit ausdrückt. Weil wir Schiris nie wirklich etwas gewinnen können, definieren wir uns eben über solche Rekorde", war Brych vor seinem Rekordspiel in einer Mitteilung des DFB zitiert worden. Den Rekord hat er nun, ob er ihn mit weiteren Bundesliga-Einsätzen ausbauen kann, muss sich zeigen.

Der Text wurde am 26. November aktualisiert.