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Sambia: Mit Top-Star Barbra Banda zur WM

Lolade Adewuyi
11. Januar 2023

Wegen zu hoher Testosteronwerte durfte Sambias Kapitänin beim Afrika-Cup nicht mitspielen. Bei der WM im Sommer soll sie dabei sein - der Weltverband FIFA überarbeitet seine Regeln zur der Geschlechterbestimmungen.

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Barbra Banda im Trikot Sambias lacht und klatscht
Barbra Banda ist Sambias beste Spielerin und Teamkapitänin Bild: Shaun Roy/BackpagePix/empics/picture alliance

"Das ist ein großer Erfolg für Sambia", freut sich Ponga Liwewe im Gespräch mit der DW. Der ehemalige Geschäftsführer des sambischen Fußballverbands (FAZ) ist erleichtert, dass bei der WM, die im Sommer in Australien und Neuseeland stattfinden wird, wohl auch Barbra Banda wieder für Sambia auf dem Feld stehen kann. Die 22-jährige Angreiferin ist die beste Spielerin ihres Landes und macht oft den Unterschied aus.

Banda sollte im vergangenen Sommer eigentlich auch beim Afrika-Cup in Marokko für Sambia auf Torejagd gehen, wurde aber wegen zu hoher Testosteronwerte kurzfristig aus dem Kader gestrichen. Die Affäre löste einen Streit zwischen dem sambischen National- und dem afrikanischen Kontinentalverband (CAF) aus. Die FAZ verwies dabei laut ESPN darauf, dass die CAF-Regeln "viel strenger als die olympischen Regeln" seien und "zu viel Wert auf den Testosteronspiegel" legten.

Die CAF beharrte jedoch darauf, dass sie lediglich die von der FIFA vorgegebenen Standards anwende. Allerdings hat die FIFA bereits signalisiert, dass die Weltmeisterschaft im Sommer mit Banda stattfinden könnte. Gleichzeitig läuft beim Weltverband die Überarbeitung der Geschlechterbestimmungen.

FIFA im "Konsultationsprozess"

"Die FIFA überarbeitet derzeit die Regeln für die Spielberechtigung von Frauen und Männern - wir befinden uns gerade in einem Konsultationsprozess", sagte Sarai Bareman, FIFA-Beauftragte für Frauenfußball, gegenüber BBC Sport Africa. "In den kommenden Monaten wird die FIFA ein neues Regelwerk herausgeben, da viele Sportarten ihre eigenen Regeln ebenfalls überprüfen."

Die Ergebnisse werden vor Beginn der Weltmeisterschaft im Juli erwartet, aber bis dahin ist der sambische Fußball froh, dass der Star des Landes antreten kann. Eine Aussage Baremans macht Hoffnung. Sie erklärte, dass "wir uns darauf freuen, sie [Banda, Anm.d.Red.] nächstes Jahr in Australien und Neuseeland begrüßen zu dürfen".

Barbra Banda mit Spielball und Auszeichnung als beste Spielerin bei der COSAFA Womens Championship
Banda erzielte bei der COSAFA-Frauenmeisterschaft zehn Tore, darunter den Siegtreffer im FinaleBild: Shaun Roy/BackpagePix/empics/picture alliance

"Es war eine große Enttäuschung für Barbra Banda, als sie vom Afrika-Cup ausgeschlossen wurde", sagt Liwewe. "Für sie ist es eine große Erleichterung, dass sie wieder auf dem Fußballplatz steht und wieder auf höchstem Niveau spielen kann. Sie macht das mit voller Leidenschaft und gibt jedes Mal 100 Prozent, wenn sie das grüne Trikot von Sambia überstreift."

Sambia hat sich zum ersten Mal für eine WM qualifiziert. Vorfreude und Erwartungen sind hoch, schließlich belegte das Team beim Afrika-Cup auch ohne Banda den dritten Platz. Im "kleinen Finale" setzten sich die Sambierinnen gegen Nigeria durch. Viele Fans sind überzeugt davon, dass man mit Banda im Team sicher den Titel geholt hätte.

Für 300.000 Dollar nach China

Banda wurde international bekannt, als sie bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio als erste Spielerin zwei Hattricks in Folge erzielte, bei der 10:3-Niederlage gegen die Niederlande und beim 4:4-Unentschieden gegen China. Nachdem sie beim Afrika-Cup in Marokko nicht spielen konnte, meldete sie sich bei der regionalen COSAFA-Frauenmeisterschaft [Council of Southern Africa Football Associations, Anm.d.Red.] mit einem Paukenschlag zurück: In fünf Spielen erzielte sie zehn Tore und führte Sambia zum Titelgewinn gegen Südafrika.

Barbra Banda lacht gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen von Shanghai Shengli beim Training
Seit 2020 spielt Barbra Banda für Shanghai Shengli in der chinesischen LigaBild: Jiang Wenyao/Xinhua/picture alliance

Bandas fußballerische Laufbahn begann in Lusaka, Sambias Hauptstadt, wo sie im Alter von sechs Jahren begann, gemeinsam mit Jungen Fußball zu spielen. Nach einer kurzen Zeit als Boxerin kehrte sie zu ihrem Sport zurück, musste das aber vor den Eltern verheimlichen. So warf sie zum Beispiel ihre Fußballschuhe aus dem Fenster, wenn sie das Haus verließ, um zum Training zu gehen, damit niemand etwas mitbekam.

Allerdings blieb ihr Talent nicht lange unentdeckt. Im Gegenteil: Der Fußball führte Banda später sogar ins Ausland - zunächst nach Logrono in Spanien, anschließend nach China, wo sie derzeit für Shanghai Shengli spielt. Ihre Verpflichtung durch die Chinesen für 300.000 Dollar war einer der größten Transfers von Fußballerinnen weltweit. Ihre erste Saison in China beendete Banda mit 18 Treffern in 13 Einsätzen als Torschützenkönigin.

Inspiration durch die Pionierin

Bandas Erfolge - mit dem Verein und im Nationalteam - haben Folgen: Immer mehr Mädchen aus Sambia möchten auch Fußball spielen und entdecken ihr Potenzial. "Barbra Banda ist eine Pionierin des Frauenfußballs", sagt auch der ehemalige FAZ-Geschäftsführer Liwewe. "Die Schritte, die sie im Ausland unternommen hat, haben so viele junge Mädchen im Lande dazu inspiriert, Fußball zu spielen, was vor einigen Jahren noch nicht der Fall war."

Aber nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch andere Profi-Spielerinnen nehmen sich laut Liwewe an Sambias Ausnahmespielerin ein Beispiel. "Sie hat den Spielerinnen in den Top-Ligen die Augen geöffnet, dass wir, wenn wir für die Nationalmannschaft spielen, die Chance auf noch größere Dinge haben, wenn wir auf den Märkten in Übersee spielen."

Sambia profitiert von Investitionen in den Frauenfußball

Der Erfolg von Banda und ihren Teamkolleginnen ist das Ergebnis der Bemühungen der FAZ, den Frauenfußball zu fördern. Die Einführung einer neuen Frauen-Superliga hat dafür gesorgt, dass die Spielerinnen nun landesweit antreten können. Zuvor waren sie auf regionale Wettbewerbe beschränkt. Große Vereine wie Zesco United, Red Arrows, Green Buffaloes und andere haben Frauenteams in der Super Division aufgestellt. Die FAZ nahm zudem Änderungen vor, die dazu führten, dass die A-Nationalmannschaft der Frauen nicht mehr auf dem Landweg reist und die gleichen Bedingungen erhält wie die A-Nationalmannschaft der Männer.

Ponga Liwewe mit dem sambischen Frauen-Fußballteam
Ponga Liwewe (schwarzes Polohemd) feiert mit Sambias Frauenteam nach der Olympia-QualifikationBild: Twitter.com/Ponga Liwewe

"Wir haben die Aufwandsentschädigungen überarbeitet, der Liga einen hohen Stellenwert eingeräumt und den Frauenfußball neu strukturiert. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Ergebnisse erste Früchte tragen würden", so Liwewe. "Spätestens bei den Olympischen Spielen hat sich gezeigt, dass sich die Bemühungen Sambias um den Frauenfußball auszahlen, und ich denke, dass der Frauenfußball seither im eigenen Land große Unterstützung erfährt."

Auch auf kommerzieller Ebene gebe es erste Anzeichen für den Zufluss von Ressourcen. Liwewe hofft auch auf eine gute Leistung bei der WM im Sommer, damit sich das sambische Frauenteam als aufstrebende Kraft im globalen Fußball etabliert. Die Mannschaft steht allerdings vor schweren Aufgaben: In Gruppe C sind Spanien, Costa Rica und Ex-Weltmeister Japan die Gegner.

"Realistisch gesehen würden wir uns freuen, wenn Sambia zum jetzigen Zeitpunkt der Entwicklung des sambischen Fußballs das Viertelfinale erreicht", sagt Liwewe. "Die Sambierinnen sind talentiert und haben das nötige Können, aber die Weltmeisterschaft wird für jede Mannschaft ein schwieriges Unterfangen, vor allem für eine afrikanische Mannschaft." 

Immerhin haben die Chancen Sambias mit der Rückkehr von Banda in die Mannschaft einen willkommenen Aufschwung erfahren.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.