Schauplatz großer Geschichten: Der Wald

James Cameron wusste es: In "Avatar" (2010) - lange Zeit der erfolgreichste Film aller Zeiten - erzählt er vom ökologischen GAU, ausgelöst durch die Gier der Menschen. Diese haben ihre Heimat heruntergewirtschaftet und müssen nun neue Kolonien erobern. "Pandora" heißt die Neue Welt, ein Paradies voller wundersam leuchtender Fauna. Dort leben die Na'vi in einer Symbiose mit Pflanzen und Tieren.

J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe"-Trilogie oder auch der "Hobbit" spielen in Mittelerde, einem Gebiet voller dichter Wälder. Der Fangornwald ist der Überrest eines Urwaldes, ein verzauberter Platz, der böse Eindringlinge abwehren kann. Der Wald bleibt eine Bastion. Doch nach Schlachten und verheerenden Rodungen schwinden die Wälder von Mittelerde und sind nur noch Zeugen einer vergangenen Zeit.

Rudyard Kiplings "Dschungelbuch" erzählt die Geschichte von Mogli, der unter Wölfen aufwächst. Die Erzählungen, die u.a. von Walt Disney verfilmt wurde, gehört zum Kanon der Weltliteratur. Mogli ist hin- und hergerissen zwischen dem Leben in der Wildnis und dem unter Menschen. Weil diese respektlos mit seinen Freunden umgehen, zieht er in den Dschungel zurück und wird Anführer des Wolfsrudels.

"Twin Peaks" (hier eine Szene aus der Staffel von 2017) ist der Name einer legendären TV-Serie von Regisseur David Lynch. Sie spielt in einer Kleinstadt in den nordamerikanischen Wäldern. Es geht unter anderem um die industrielle Vernichtung des Paradieses. Die holzverarbeitende Industrie rodet den Wald und weckt seine Dämonen.

Japans Animationsfilm "Prinzessin Mononoke" (1997) aus dem Studio Ghibli handelt vom Umweltschutz und vom Konflikt zwischen Fortschritt und Ökologie. In dem Film zerstören die Betreiber einer Eisenhütte, die viel Holznachschub braucht, einen Wald, in dem mystische Tiere leben. Mononoke wurde dort von Wölfen aufgezogen und versucht, den Wald zu retten. Vorlage waren die Wälder der Insel Yakushima.

Captain Benjamin Willard heißt die Hauptfigur in "Apocalypse Now", ein Soldat im Vietnamkrieg 1969. Er soll Abtrünnige aufspüren und muss dafür mit seinen GIs tief in den Dschungel. Ein Höllentrip, in dem Francis Ford Coppola nicht nur den Irrsinn des Krieges zeigt, sondern auch die Schwierigkeiten im Urwald - umgeben von Feinden, wilden Tieren und gefährlichen Pflanzen - zu überleben.

Eine Frau ist allein in einer Hütte im Wald gefangen - um sie herum eine unsichtbare Wand. Die Verfilmung des österreichischen Literaturklassikers "Die Wand" (1963) von Marlen Haushofer erzählt von Urängsten wie sie auch schon in deutschen Märchen thematisiert wurden. In der Isolation auf sich zurückgeworfen, muss die Frau sich mit der Natur arrangieren.

Rotkäppchen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel - in mehr als der Hälfte der 160 Märchen der Gebrüder Grimm spielt der Wald eine Rolle. Wer ihn betritt, muss Prüfungen bestehen, um wieder herauszufinden. Die Gebrüder Grimm lebten im 19. Jahrhundert zur Zeit der Romantik, die im Wald eine Gegenwelt zur Zivilisation sah.

Ein Kind wächst fernab der Zivilisation im Wald auf. Es kann nicht aufrecht gehen, nicht sprechen und nicht schreiben. Ein Arzt entdeckt den Jungen 1798 und kümmert sich um ihn, um herauszufinden, was mit Bildung zu diesem Entwicklungszeitpunkt nachzuholen ist. Die wahre Geschichte des Wolfsjungen diente als Vorlage mehrerer Bücher und wurde u.a. von dem Franzosen François Truffaut verfilmt.

Die japanische Bestsellerautorin Hanya Yanagihara erzählt die Geschichte von Norton Perina. Der Mediziner bricht zu einer Forschungsreise auf, um ein isoliert lebendes Volk auf einer mikronesischen Insel zu studieren. Im Urwald stößt er auf eine unberührte Natur und entdeckt eine Schildkrötenart, deren Verzehr den körperlichen Alterungsprozess verlangsamt, nicht aber den geistigen Verfall.