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KonflikteIrak

Schwedische Botschaft in Bagdad in Brand gesetzt

20. Juli 2023

Hunderte Demonstranten haben in der irakischen Hauptstadt die diplomatische Vertretung Schwedens gestürmt. Anlass war eine angekündigte Koran-Verbrennung in Schweden. Der Irak weist die schwedische Botschafterin aus.

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Demonstranten klettern über die Absperrungen vor der schwedischen Botschaft in Bagdad
Demonstranten klettern über die Absperrungen vor der schwedischen Botschaft in Bagdad Bild: Ahmed Saad/REUTERS

Aufgebrachte Iraker sind vorübergehend in die schwedische Botschaft in Bagdad eingedrungen und haben dort Feuer gelegt. Laut Augenzeugen zogen Hunderte von Demonstranten in der Nacht zum Donnerstag zur diplomatischen Vertretung, viele von ihnen kletterten über die Absperrungen und skandierten Parolen wie "Ja, ja zum Koran". Bilder in sozialen Netzwerken zeigten an dem Gebäude Feuer und Rauchwolken. Der Protest war von Anhängern des einflussreichen irakischen Schiitenführers Moktada al-Sadr ausgerufen worden - als Reaktion auf eine geplante Koran-Verbrennung in Schweden.

Die schwedische Polizei hatte am Mittwoch eine für diesen Donnerstag angekündigte Protestaktion vor der irakischen Botschaft in Stockholm genehmigt. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT wollte dabei eine Person eine Ausgabe des Korans und eine irakische Flagge verbrennen. Wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtet, trat der 37-Jährige inzwischen zwar auf den Koran. Doch anders als zunächst angekündigt, verbrannte der Iraker, der nach Schweden geflohen war, die heilige Schrift der Muslime offenbar nicht.

Diplomatische Eiszeit

Der Irak verwies unter Protest die schwedische Botschafterin des Landes und rief zugleich seinen Geschäftsträger aus Stockholm zurück. Wie die Regierung in Bagdad mitteilte, wurde auch dem schwedischen Telekommunikationsunternehmen Ericsson als Reaktion auf die Vorfälle die Genehmigung zur Tätigkeit im Irak entzogen. Schwedens Außenminister Tobias Billström warf seinerseits der irakischen Regierung vor, das Wiener Übereinkommen zum Schutz von Botschaften ignoriert zu haben. Der Vorfall sei völlig inakzeptabel. Der Geschäftsträger des Iraks - der höchste Diplomat des Landes in Schweden - war zwischenzeitlich ins Außenministerium zitiert worden.

Iraker nahe der schwedischen Botschaft mit einem Bild des Schiitenführers Moktada al-Sadr
Iraker nahe der schwedischen Botschaft mit einem Bild des Schiitenführers Moktada al-Sadr Bild: Ahmed Saad/REUTERS

Das irakische Außenministerium hatte den Angriff auf die diplomatische Vertretung zunächst verurteilt. Die Regierung habe die Sicherheitskräfte angewiesen, "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Umstände des Vorfalls aufzuklären und die Täter zu identifizieren", erklärte ein Sprecher. Auf Videoaufzeichnungen des nächtlichen Tumults ist allerdings wenig Widerstand irakischer Sicherheitskräfte zu sehen.

Papst "wütend und angewidert" 

Bereits Ende Juni war bei einer Demonstration vor der Großen Moschee in Stockholm ein Koran-Exemplar angezündet worden. Die Aktion löste in der islamischen Welt heftige Proteste aus. Marokko zog seinen Botschafter aus Schweden ab, Saudi-Arabien bestellte den schwedischen Botschafter ein. Auch Papst Franziskus äußerte sich zu dem Vorfall und zeigte sich "wütend und angewidert". 

Mutwillige Koranschändungen gelten im Islam als blasphemisch. In vielen islamischen Ländern stehen darauf schwerste Strafen.

se/as/jj/uh (dpa, afp, rtr)