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Staatsbankett in Versailles für Charles III. und Camilla

Nadine Wojcik
21. September 2023

Das französische Schloss Versailles war Ort vieler geschichtsträchtiger Treffen. Nun lud Präsident Emmanuel Macron das britische Monarchenpaar hier zum Staatsbankett.

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König Charles und Präsident Macron lachen sich an. Beide tragen Anzug und Krawatte.
Nachgeholter Staatsbesuch: Mit einem halben Jahr Verspätung treffen sich aktuell der britische König und der französische PräsidentBild: Christian Hartmann/REUTERS

Von einer "Hommage an unsere Vergangenheit" und einer "Garantie für die Zukunft" sprach der französische Präsident Emmanuel Macron beim prachtvollen Abendessen während des Staatsbesuchs vom britischen Königspaar Charles III. und Camilla im Schloss Versailles. Standesgemäß dinierten alle Gäste des Staatsbanketts - darunter Prominente aus beiden Ländern wie Hugh Grant, Mick Jagger und Charlotte Gainsbourg - am ersten Abend des dreitägigen Besuchs der britischen Royals im imposanten Spiegelsaal des weltweit bekannten Prunkbaus westlich von Paris.

Der historische Ort war einst das Machtzentrum Frankreichs: Im 17. Jahrhundert empfing der Sonnenkönig Ludwig XIV. hier seine Gäste und 1919 wurde im Spiegelsaal der Versailler Vertrag unterzeichnet, der den Ersten Weltkrieg auf völkerrechtlicher Ebene beendete. Wenngleich mit der Französischen Revolution von 1789 bis 1799 der Monarchie eine Absage erteilt und das damalige Königspaar im Jahr 1793 enthauptet wurde, können die Franzosen nicht ohne ihre einstige Königsresidenz: Versailles bleibt von politischer Symbolik.

Versailles: Ein Ort für Staatsempfänge

Menschen im Versailler Spiegelsaal beim Staatsbankett.
Im Spiegelsaal von Versailles dinierten neben dem britischen Königspaar noch weitere namhafte GästeBild: Photoshot/picture alliance

In den Nachkriegsjahren empfing Präsident Charles de Gaulle hier die US-Präsidenten John F. Kennedy und Richard Nixon. François Mitterrand öffnete das Schlosstor für den sowjetischen Staatsmann Michail Gorbatschow. Nicolas Sarkozy lud den libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi und François Hollande den chinesischen Präsidenten Xi Jinping ins Prunkschloss ein. Der aktuelle Präsident Macron hieß hier 2017 bereits den russischen Präsidenten Wladimir Putin willkommen, noch bevor dieser durch die russische Invasion der Ukraine zur Persona non grata wurde.

Das Schloss Versailles atmet auch französisch-britische Geschichte: Sie begann mit Napoleon, der 1855 einen Ball für Königin Victoria mit 1.200 Gästen veranstaltete. Dies war seit mehr als 400 Jahren die erste offizielle Reise einer britischen Monarchin nach Paris. Beide Länder waren immer wieder in Kriege verwickelt gewesen. Als George VI. 1938 in Versailles empfangen wurde, riefen die Franzosen: "Lang lebe der König!" 

Nicht in Versailles, sondern im Élysée-Palast wurde seine Tochter und Nachfolgerin Elisabeth II. 1957 empfangen. Der Élysée-Palast ist der offizielle Amtssitz des französischen Präsidenten. Beim festlichen Abendessen stand naturgemäß Foie Gras auf dem Speiseplan, eine berühmte französische Delikatesse aus Enten- und Gänseleber. Von Königin Elisabeth ist bekannt, dass sie eine Vorliebe für die "Fette Leber" hatte.

Erneuerung der französisch-britischen Freundschaft

Bei ihrem Sohn König Charles III., der als tierlieb gilt, durfte die Gänsestopfleber nun auf keinen Fall auf den Teller: Die Pastete ist umstritten, da sie durch Zwangsfütterung von Enten oder Gänsen gewonnen wird. So standen bei Charles III. stattdessen blauer Hummer, Krabben und ein regionales Geflügelgericht auf der Speisekarte. Das Gala-Diner war der Höhepunkt des ersten von drei Besuchstagen.

Zuvor nahmen König Charles III. und Königin Camilla an einer Gedenkzeremonie am Arc de Triomphe teil. Es ist der 35. offizielle Besuch des 73-jährigen Monarchen, jedoch der erste in seiner neuen Rolle als König. In einem Tweet ging der französische Präsident darauf ein:

Beim Toast bestärkten Charles III. und Macron die französisch-britischen Beziehungen: "Wir müssen unsere Freundschaft erneuern, damit sie den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird", so der König. Der Präsident erwiderte: "Trotz des Brexits und aufgrund unserer so alten Beziehungen weiß ich, dass wir gemeinsam vorankommen werden."

König Charles III. (links) und Emmanuel Macron prosten sich zu.
Der König und der Präsident: Ein Prosit auf britisch-französische BeziehungenBild: Arthur Edwards/Avalon/Photoshot/picture alliance

In seiner Rede vor den Abgeordneten des französischen Senats sagte der Monarch am Donnerstag (21.09.2023), dem zweiten Tag seines Besuchs: "Ich verspreche, in meiner Amtszeit als König alles dafür zu tun, die unersetzliche Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich zu stärken und lade Sie ein, dies ebenfalls zu tun."

Erster Staatsbesuch im Frühjahr wurde verschoben

Eigentlich sollte König Charles III. bereits vor einem halben Jahr nach Frankreich reisen, noch vor seiner eigentlichen Krönung im Mai 2023. Die gewaltsamen Ausschreitungen rund um die Rentenproteste in Frankreich hatten zur Folge, dass ein neuer Termin gefunden werden musste und der erste offizielle Staatsbesuch des neuen Königs in Deutschland stattfand. Mittlerweile ist die französische Rentenreform verabschiedet und die Lage in der Hauptstadt erschien ruhig genug, um den königlichen Besuch nun nachzuholen.

Über die heftigen Massenproteste verloren weder der Staatsmann noch der König rückblickend ein öffentliches Wort. Auch die drängende Frage der Migrationspolitik hatte offiziell bisher keinen Raum bei der Visite. Dabei meldeten erst Anfang September britische Behörden einen neuen Tagesrekord an Flüchtlingen, die die englische Küste vom französischen Calais aus erreichen.

König Charles III. am Rednerpult im französischen Parlament.
König Charles III. im französischen Senat. Er ist der erste britische Monarch, der hier eine Rede hältBild: Emmanuel Dunand/Pool/AP/picture alliance

Charles will eine "Entente für die Nachhaltigkeit"

Immerhin ging es bei bisherigen Zusammenkünften schon um ein anderes wichtiges Thema, das Charles III. sehr am Herzen liegt: der Umwelt- und Klimaschutz. "Lassen Sie uns die 'Entente Cordiale' erneuern und zu einer 'Entente für die Nachhaltigkeit' machen, um die Klimakrise und die Bedrohung der Artenvielfalt gemeinsam anzugehen", so Charles III. weiter in seiner Rede. Bei der "Entente Cordiale" (Französisch für "herzliches Einverständnis") handelt es sich um ein 1904 geschlossenes Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich, das die Einflussgebiete beider Staaten in Afrika regelte.

Das Königspaar Charles III. und Camilla steigt aus einem Flugzeug.
Königspaar Charles III. und seine Frau Camilla: Angereist sind sie mit dem Flugzeug, weiter geht's im ZugBild: Miguel Medina/AFP/pool/AP/picture alliance

Auf ihrer Staatsreise sind Charles und Königin Camilla bewusst umweltfreundlich unterwegs: Neben Paris steht am dritten und letzten Tag das südwestliche Bordeaux auf dem Plan. Die rund 500 Kilometer lange Strecke wird das Königspaar im Hochgeschwindigkeitszug TGV in nur zwei Stunden zurücklegen. Derweil werden Macron und seine Minister immer wieder kritisiert, wenn sie auf Kurzstrecken nicht den Schnellzug, sondern den kaum schnelleren Regierungsjet nutzen. In Bordeaux, das beginnend im Hundertjährigen Krieg (1337 bis 1453) zeitweise unter englischer Herrschaft stand, wird das Königspaar ein Aufforstungsprogramm und Biowinzer besuchen.