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Golf: Mickelson und Co. verklagen PGA Tour

4. August 2022

Der Machtkampf im internationalen Golfsport zwischen der etablierten PGA Tour und der von Saudi-Arabien finanzierten LIV-Golf-Serie geht in die nächste Runde.

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Phil Mickelson beim Putten während des LIV-Golf-Turniers in Bedminster
Phil Mickelson beim Putten - während des LIV-Golf-Turniers in BedminsterBild: Peter Foley/UPI Photo/Newscom/picture alliance

"Der Zweck dieser Klage ist es, die wettbewerbswidrigen Regeln und Praktiken der PGA Tour zu unterbinden, die diese unabhängigen Golfer daran hindern, zu spielen, wann und wo sie wollen", heißt es in der Klage von elf Golfprofis, angeführt vom sechsmaligen Major-Turniersieger Phil Mickelson und Bryson DeChambeau, Sieger der U.S. Open 2020.

Die elf Profigolfer gehörten zu 17 Spielern, die im Juni bis auf Weiteres für die PGA Tour gesperrt worden waren. Sie waren beim ersten Turnier der von Saudi-Arabien finanzierten LIV-Golf-Einladungsserie in London gestartet. Einer der Suspendierten war auch der Deutsche Martin Kaymer, der jedoch nicht zu den Klägern vor dem US-Bezirksgericht von Nordkalifornien zählt.

Jay Monahan, Chef der PGA Tour, reagierte gelassen auf die Klage, in der es um mutmaßliche Verstöße seiner Organisation gegen US-Kartellrecht geht. "Im Grunde genommen haben diese suspendierten Spieler - die jetzt Angestellte der Saudi Golf League sind - die Tour verlassen und wollen nun wieder einsteigen", schrieb Monahan an die Mitglieder der PGA Tour.

Woods schlug mehr als 700 Millionen Dollar aus

Das Handbuch der Tour verbietet es Profis generell, an Veranstaltungen teilzunehmen, wenn zur gleichen Zeit eine von der PGA genehmigte oder gesponserte Veranstaltung stattfindet. Im Falle des LIV-Eröffnungsturniers in London im Juni waren dies die Canadian Open in Toronto. Seitdem wurden zwei weitere Turnier der neuen Serie gespielt - in den USA, quasi vor der Haustür der PGA in Portland und zuletzt auf dem Kurs in Bedminster, der Donald Trump gehört. Der Ex-Präsident der USA weilte unter den Zuschauern. Im Zuge des zweiten und dritten LIV-Einladungsturniers suspendierte die PGA weitere Golfprofis.

Donald Trump grüßte beim Golfturnier auf seinem eigenen Platz in Bedminster mit erhobenen Zeigefingern seine Fans
Ex-Präsident Doand Trump beim LIV-Golf-Turnier auf seiner eigenen Golfanlage in BedminsterBild: Seth Wenig/AP Photo/picture alliance

Die Macher der LIV-Serie ködern die Stars der Szene mit exorbitanten Handgeldern. So bestätigte Vorstandschef Greg Norman indirekt, dass Superstar Tiger Woods ein Angebot von 700 bis 800 Millionen Dollar ausgeschlagen habe. "Das war zwar vor meiner Zeit als CEO, aber es lag in dieser Größenordnung", sagte der frühere australische Weltklassegolfer in einem Interview des Trump nahestehenden US-Senders "Fox News".

Vier Millionen Dollar Siegprämie

Andere waren gegenüber der PGA nicht so loyal wie Woods. So gab der zweimalige Major-Turniersieger Dustin Johnson - er gewann die U.S. Open 2016 und das Masters 2020 - seine PGA-Tour-Lizenz zurück und startet jetzt bei der Konkurrenzveranstaltung.

Bislang wirkte sich ein solches Verhalten noch nicht auf die Teilnahme an den Majors aus, den vier wichtigsten Golfturnieren des Jahres. Dazu gehören neben den U.S. Open und dem Masters noch die PGA Championship und die British Open. Diese Turniere werden von unabhängigen Veranstaltern ausgerichtet, die ihre Qualifikationskriterien selbst bestimmen. So beschlossen sowohl die Macher der US-Open im Juni im Bostoner Vorort Brookline als auch die Veranstalter der Open Championship im Juli im schottischen St. Andrews, LIV-Starter nicht auszuschließen.

Bedminster-Sieger Henrik Stenson taxiert kniend die Position des Golfballs, eine Hand am Schläger, eine auf dem linken Knie
Das hat sich gelohnt: Mehr als vier Millionen Dollar strich Henrik Stenson in Bedminster einBild: Peter Foley/UPI Photo/Newscom/picture alliance

Es rechnet sich für die Profis, bei der neuen Serie anzutreten. Selbst der Letztplatzierte der jeweils 48 Turnierstarter kassiert noch 120.000 US-Dollar. Der Sieger streicht vier Millionen US-Dollar ein. Im Falle des früheren British-Open-Siegers Henrik Stenson aus Schweden, der das Turnier in Bedminster für sich entschied, kamen dazu noch 375.000 Dollar dazu. Sein Viererteam landete in der Mannschaftswertung auf dem zweiten Rang. Das siegreiche Quartett um Dustin Johnson teilte sich eine Prämie von drei Millionen Dollar.

Vorwurf Sportswashing

An Geld mangelt es dem Veranstalter der Serie nicht. Hauptanteilseigner von LIV Golf Investments ist der saudische Staatsfonds PIF (Public Investment Fund), der ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Dollar verwaltet. Im vergangenen Jahr übernahm der Fonds 80 Prozent der Anteile des englischen Fußball-Traditionsklubs Newcastle United. PIF-Vorsitzender ist der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman, der nach eigenen Worten mit seinem Entwicklungsplan "Vision 2030" das Land modernisieren und unabhängiger von Öleinnahmen machen will. Auch Investitionen in den Sport spielen dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Menschenrechtsorganisationen werfen Saudi-Arabien "Sportswashing" vor. Die Machthaber in Riad wollten mit Hochglanz-Sportveranstaltungen von den Menschenrechtsverletzungen im Land ablenken, heißt es. 

Wie Monopoly

LIV-Golf-Chef Norman hält die Debatte für heuchlerisch. Auch die meisten der über 20 Sponsoren der PGA Tour machten Geschäfte mit Saudi-Arabien, sagte der Australier im "Fox News"-Interview. Zudem sei das saudische Unternehmen Aramco, der größte Ölkonzern der Welt, der Hauptsponsor der Ladies European Tour. Das zeige, so Norman, dass es bei dem Streit um die LIV-Serie nur um Macht und Geld gehe: "Es ist ein Monopoly-Spiel. Sie wollen uns einfach ausschalten, wo immer sie können."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter