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Kräftiges Lohnplus in der Chemiebranche

18. Oktober 2022

Für rund 580.000 Beschäftigte in der wichtigen Industriebranche gibt es deutlich mehr Geld. Arbeitgeber und Gewerkschaft haben sich auf ein Paket aus Einmalzahlungen und dauerhaften Entgeltsteigerungen geeinigt.

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Deutschland | Steamcracker bei BASF in Ludwigshafen
Chemieanlage bei BASF in LudwigshafenBild: Ronald Wittek/dpa/picture alliance

Gewerkschaft und Arbeitgeber haben sich mitten in der Energiekrise auf ein neues Tarifpaket für die 580.000 Beschäftigten der Chemieindustrie geeinigt. Das Tarifpaket sieht Sonderzahlungen von insgesamt 3000 Euro pro Kopf vor, zudem greifen zum Januar 2023 und 2024 Entgelterhöhungen von je 3,25 Prozent.

Wie die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, macht das in Summe 6,5 Prozent. "Dieser Abschluss hat Signalwirkung über die Branche hinaus", sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis: "Beweist er doch, dass gut gemachte Tarifpolitik zentraler Baustein eines gesamtgesellschaftlichen Bollwerks gegen Inflation und Energiekrieg sein kann."

Der stellvertretende Vorsitzende der IG BCE, Ralf Sikorski, sprach von der "höchsten Tariferhöhung in der Chemie seit mehr als 30 Jahren". Für die Arbeitgeber hielt Verhandlungsführer Kai Beckmann, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC) fest: "Mit diesem Ergebnis halten wir die Balance zwischen der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und den Interessen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Der Abschluss in der Chemie- und Pharmaindustrie könnte ein Signal sein, wie andere Branchen mit der Rekordinflation umgehen.

Größter industrieller Energieverbraucher

Die Tariferhöhungen könnten von den Unternehmen aus wirtschaftlichen Gründen mittels Betriebsvereinbarung um bis zu drei Monate verschoben werden, für die Sonderzahlung gelte dies aber nicht, hieß es weiter. Mit dem "tariflichen Inflationsgeld" werde das Angebot der Bundesregierung, zur Entlastung der Menschen Zahlungen der Arbeitgeber von bis zu 3000 Euro steuer- und abgabenfrei zu stellen, voll ausgenutzt, teilte die Gewerkschaft weiter mit.

Die Chemiebranche ist als größter industrieller Energieverbraucher in Deutschland von den explodierten Energiepreisen massiv betroffen. Für die Unternehmen ist Gas nicht nur der wichtigste Energieträger, sondern wird auch in großen Mengen zur Produktion ihrer Produkte benötigt. Ihnen fällt es immer schwerer, steigende Kosten durch höhere Preise an die Kunden weiterzugeben.

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF schrieb im dritten Quartal in Deutschland rote Zahlen und kündigte in der vergangenen Woche ein neues Sparprogramm an, das auch Stellenstreichungen vorsieht.

Die Chemiebranche mit 1900 Betrieben ist Deutschlands drittgrößter Industriezweig nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau.

hb/bea (dpa/rtr)