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Tod von Soldaten im Kongo stellt SADC-Mission infrage

Kate Hairsine
12. April 2024

Sie sollten helfen, den Krieg im Kongo zu beenden: Drei tansanische Soldaten sind bei ihrem Einsatz gegen die M23-Rebellen ums Leben gekommen. Es zeigt sich einmal mehr, wie schwach die SADC-Mission ausgestattet ist.

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Menschengedränge um südafrikanische Panzer am Rande einer Straße bei Sake im Kongo
Zahlreiche Militäroperationen hat es im Ostkongo gegeben - jetzt hat der südafrikanische Staatenbund SADC Truppen entsandtBild: AUBIN MUKONI/AFP

Der Einsatz gegen Rebellen im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat erneut Soldaten aus dem Ausland das Leben gekostet. Die drei Tansanier waren im Rahmen einer Mission der südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft SADC dort stationiert. Sie wurden getötet, als Rebellen ihre Stellungen mit Granaten beschossen. Drei weitere SADC-Soldaten wurden bei dem Angriff verletzt.

Wieder steht die Frage im Raum, inwieweit die noch junge SADC-Mission im Kongo (SAMIDRC) in der Lage ist, die Rebellion der M23 (Bewegung des 23. März) zu beenden.

Neben tansanischen Soldaten kämpfen auch Südafrikaner und Malawier in der Mission. Die ersten SADC-Truppen waren im Dezember entsandt worden, nachdem das Mitgliedsland DR Kongo einen Hilferuf gestartet hatte. Die Regierung in Kinshasa hatte sich auf den Verteidigungspakt des Staatenbunds berufen.

Dass Soldaten bei ihrem Einsatz ums Leben gekommen sind, nennt Gilbert Khadiagala, Experte für internationale Beziehungen, im DW-Gespräch "in hohem Maß besorgniserregend". Der Vorfall zeige die Entschlossenheit der M23, ihre weitreichenden Angriffe im Osten des Landes fortzuführen.

Die M23, die als zerschlagen galt, hatte Ende 2021 erneut zu den Waffen gegriffen. Seitdem hat sie weite Teile der kongolesischen Provinz Nord-Kivu erobert. Zuletzt auch mehrere strategisch wichtige Städte am Rande der Provinzhauptstadt Goma.

Durch das jüngste Aufflammen der Kämpfe hat sich die ohnehin schon katastrophale humanitäre Situation weiter verschlechtert: Mehr als 6,3 Millionen Menschen sind im Kongo auf der Flucht.

Angriff auf Stützpunkt bei Goma

Die drei Soldaten wurden bei einem Angriff auf den SAMIDRC-Stützpunkt in Mubambiro getötet. Der Stützpunkt liegt etwas außerhalb der Stadt Sake, etwa 20 Kilometer von Goma entfernt. Hier waren bereits Mitte Februar zwei südafrikanische Soldaten durch eine Mörsergranate getötet und drei weitere verletzt worden.

Soldaten geleiten einen Sarg mit südafrikanischer Flagge, trauernde Frauen im Hintergrund
Erst vor Kurzem waren zwei südafrikanische Soldaten beim Einsatz im Kongo getötet wordenBild: Marco Longari/AFP

"Das zeigt, wie verletzlich dieser Stützpunkt ist", antwortet Piers Pigou, Programmleiter für das südliche Afrika beim Institut für Sicherheitsstudien in Pretoria, auf eine DW-Nachfrage. "Und weil die Kämpfer weiter auf Artillerie setzen, ist es wahrscheinlich, dass dies so bleiben wird. Das wirft die Frage auf, ob die SAMIDRC in der Lage ist, solche Stützpunkte zu verteidigen und wann sie über die erforderlichen Verteidigungsmöglichkeiten verfügen wird."

M23 gewinnt an Stärke

Die Demokratische Republik Kongo, die Vereinten Nationen (UN) und viele westliche Länder beschuldigen Ruanda, die M23-Rebellen zu unterstützen, um die reichen Bodenschätze der Region zu kontrollieren. Diese Anschuldigung hat Kigali wiederholt zurückgewiesen.

Die M23-Rebellen verfügen inzwischen über militärische Waffen, die normalerweise nicht mit Milizen in Verbindung gebracht werden. Darunter befinden sich hochentwickelte Sturmgewehre, GPS-gesteuerte Langstreckenmörser und Boden-Luft-Raketen.

Die M23 sei heute "ganz anders" ist als 2013, als internationale Truppen die Rebellengruppe im Kongo besiegten, nachdem sie vorübergehend Goma eingenommen hatte, sagt Stephanie Wolters, Expertin für die Region der Großen Seen. Jetzt sei die M23 eine "sehr entschlossene militärische Kraft" und werde "stark von Ruanda unterstützt".

"Ruanda ist hoch motiviert", stellt die Senior Research Fellow am Südafrikanischen Institut für Internationale Angelegenheiten (SAIIA) fest. "Ich denke, es wird so viel wie möglich in die Unterstützung der M23 investieren, um eine Niederlage zu vermeiden."

SADC-Mission ist unterbesetzt und unterversorgt

Der M23 steht eine SADC-Truppe gegenüber, die deutlich kleiner ist als die ursprünglich zugesagten 5000 Soldaten. Die Leiterin der UN-Friedensmission MONUSCO im Kongo, Bintou Keita, sagte dem UN-Sicherheitsrat Ende März, dass 2000 SADC-Soldaten im Kongo eingesetzt seien.

Immer mehr Flüchtlinge in der DR Kongo

Südafrika hatte 2900 Soldaten angekündigt, doch südafrikanische Medien haben bislang nur etwa 600 Soldaten gezählt. Malawi und Tansania wollten 2100 Soldaten schicken. Analyst Piers Pigu hält es für unwahrscheinlich, dass die zugesagte Truppenstärke voll ausgeschöpft werden wird - eine Einschätzung, die andere Analysten teilen.

Außerdem mangelt es der SAMIDRC an essenzieller Ausrüstung. In einem Interview mit dem südafrikanischen Sender Newzroom Afrika erklärte die Gewerkschaft des südafrikanischen Militärs, die Soldaten hätten nicht genügend Feldküchen, Feldlazarette oder medizinisches Personal. Insbesondere haben Experten wiederholt kritisiert, dass es der Mission an Luftfahrzeugen wie Transport- und Kampfhubschraubern mangele. Diese gelten als unverzichtbar, um die M23 im schwierigen Gelände des Ostkongo zu besiegen.

Die dichten Wälder und die "hohe Mobilität der Rebellengruppen" verlangen besondere Maßnahmen. "Das bedeutet, dass robuste Luftkapazitäten für eine effektive Gebietsüberwachung, eine schnelle Verlegung der Truppen und logistische Unterstützung von entscheidender Bedeutung sind", schrieb Militäranalyst Darren Oliver in einem Artikel für SA Flyer, Afrikas größtes Luftfahrtmagazin. Nur so gebe es eine realistische Chance, die Rebellen aufzuspüren, einzudämmen und zu besiegen.

Vielfalt der Akteure

Die SADC-Truppen bekämpfen die Rebellen jedoch nicht allein. Sie sind Teil einer informellen Koalition, zu der die kongolesische Armee, Streitkräfte aus den Nachbarländern Burundi und Uganda sowie mit der kongolesischen Regierung verbündete bewaffnete Gruppen gehören.

Blick aus einem PKW auf einen Pickup mit burundischen Soldaten in Minova, Kongo
Burundis Beteiligung ist nicht offiziell - aber Soldaten des Nachbarlandes wurden schon gesichtet, wie hier in Minova im SüdkivuBild: ALEXIS HUGUET/AFP

Die Vereinten Nationen haben unterdessen mit dem Abzug ihrer 15.000 Einsatzkräfte begonnen: Seit Jahren hatte es Kritik am Vorgehen und der vermeintlichen Untätigkeit der Blauhelme gegeben. Zuletzt hatte Kinshasa die MONUSCO aufgefordert, zu gehen, weil es ihr nicht gelungen sei, die Sicherheit im Land zu garantieren.

"Die beste denkbare Situation ist, dass die SADC ausreichend militärischen Druck auf die M23 ausüben, um Ruanda zu zwingen, sich auf Verhandlungen einzulassen und seine Unterstützung der M23 zurückzufahren", sagt Analystin Stephanie Wolters. "Es muss eine politische Lösung geben. Das hier wird sich nicht militärisch lösen lassen."

Aus dem Englischen adaptiert von Philipp Sandner.