1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteUkraine

Ukraine: Afrikanische Staaten wollen Ende des Kriegs

Veröffentlicht 28. Juli 2023Zuletzt aktualisiert 28. Juli 2023

Der von afrikanischen Ländern vorgelegte Friedensplan verdiene Beachtung, hieß es beim Russland-Afrika-Gipfel. Die ukrainische Armee meldet die Rückeroberung des Dorfes Staromajorske. Ein Überblick.

https://p.dw.com/p/4UUWV
2nd Russia-Africa Summit: plenary session
Afrikanische Staaten haben beim Gipfel in St. Petersburg noch einmal zur Wiederherstellung des Friedens aufgerufenBild: Mikhail Tereshchenko/TASS/dpa/picture alliance

Das Wichtigste in Kürze:

  • Afrikanische Staaten erhöhen Druck auf Putin
  • Ukrainische Armee berichtet über militärische Erfolge
  • Russland meldet Drohnenangriff in der Region Moskau
  • USA: China liefert Technologie für russisches Militär

 

Kremlchef Wladimir Putin hat nach Friedensappellen beim Afrika-Gipfel in St. Petersburg erneut seine Bereitschaft zu Verhandlungen im Konflikt um die Ukraine betont. "Wir haben mehrfach gesagt, ich habe offiziell mitgeteilt, dass wir bereit sind zu Verhandlungen", sagte Putin dazu. Russland habe aber keine Möglichkeit, eine Seite zu solchen Gesprächen zu zwingen.

Hintergrund des Konflikts seien die "Sicherheitsbedrohungen für Russland seitens der USA und der NATO", sagte er bei einer Plenarsitzung mit Vertretern afrikanischer Staaten, die ihn aufriefen, ihre Initiative für eine Lösung des Konflikts aufzunehmen.

Putin, der für Freitagabend noch Sondertreffen mit afrikanischen Vertretern zu seinem Krieg gegen die Ukraine geplant hatte, sagte, dass Russland dankbar sei für die Initiative. Dazu hatte es bereits im Juni ein Treffen in St. Petersburg gegeben.

Die afrikanischen Vorschläge umfassen eine militärische Deeskalation, Sicherheitsgarantien für beide Seiten und eine gegenseitige Anerkennung der Souveränität. Neue Entwicklungen dazu gibt es laut Kreml nicht. Der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, bezeichnete Putins Aussagen als "Jammerei". Verhandlungen hätten keinen Sinn, "weil die Russische Föderation das internationale Recht und die globale Sicherheitsordnung untergräbt".

Ukrainische Soldaten in der Donezk-Region in einem Trainingslager
Ukrainische Soldaten in der Donezk-Region in einem TrainingslagerBild: Mathias Bölinger/DW

Ukraine meldet Rückeroberung des Dorfes Staromajorske

Die Ukraine hat die Befreiung des Dorfes Staromajorske im Südosten des Landes bekanntgegeben. "Unser Süden! Unsere Jungs! Ruhm der Ukraine!", schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem Social-Media-Kanal. Dazu veröffentlichte er ein Video, das in dem Ort im Gebiet Donezk aufgenommen worden sein soll.

Zu sehen sind darin mehrere Soldaten, die sich als Kämpfer der 35. Brigade vorstellen und die eine ukrainische Flagge halten. Sie hätten Staromajorske vollständig befreit, sagt einer der Männer. Das Zurückdrängen russischer Truppen aus dem Dorf wäre seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive einer der ersten Erfolge dieser Art an der Front im Süden des Landes.

Auch südlich der russisch besetzten Stadt Bachmut will die ukrainische Armee Geländegewinne erzielt haben. "Wir bewegen uns schrittweise voran", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar. Schwerpunkte der harten Kämpfe seien die Ortschaften Klischtschijiwka, Kurdjumiwka und Andrijiwka. Laut Maljar wurden auch russische Gegenangriffe nördlich von Bachmut abgewehrt.

Taganrog Explosion Russland
Zerstörung im Stadtzentrum von Taganrog - Russland macht die Ukraine verantwortlichBild: VASILY GOLUBEV/REUTERS

Moskau macht Kiew für Raketenangriff verantwortlich

Moskau hat Kiew die Schuld am Raketenangriff in der südrussischen Stadt Taganrog am Asowschen Meer gegeben. Die russische Luftverteidigung habe die Rakete abgefangen, Trümmerteile seien jedoch herabgefallen, teilte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram mit. Der Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew berichtete später von einer zweiten Rakete, die über dem Landkreis Asow unweit von Taganrog abgeschossen worden sei. Unabhängig konnten die russischen Angaben nicht überprüft werden. 15 Menschen sollen verletzt worden sein.

Die Ukraine wies die Anschuldigungen zurück. "Die Vorgänge in Taganrog sind nichts anderes als die absolut unfähigen Handlungen der Bediener der russischen Flugabwehr", schrieb Olexij Danilow, Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, auf Twitter. Die Äußerung dürfte auch eine rhetorische Retourkutsche sein: Moskau hatte in der Vergangenheit mehrfach behauptet, nur militärische Ziele in der Ukraine zu beschießen.

Ukraine will Getreide-Infrastruktur verteidigen

Der Ukraine fehlen nach eigenen Angaben bei der Verteidigung gegen russische Luftangriffe auf ihre Getreide-Infrastruktur am Schwarzen Meer entscheidende Mittel. Man brauche nicht erst in zwei oder drei Monaten eine "verstärkte, leistungsstarke, moderne" Raketen- und Luftabwehr, um "die Arten von Raketen abzuwehren, die der Feind gegen uns einsetzt", sagte die ukrainische Armeesprecherin Natalia Gumenjuk.

Insbesondere benötige die Ukraine US-Kampfjets vom Typ F-16, die in der Lage seien, russische Waffensysteme und Schiffe ins Visier zu nehmen, die für Angriffe auf den Süden der Ukraine eingesetzt würden. Andernfalls gebe es womöglich bald keine ukrainischen Häfen mehr.

Ukraine Zerstörung in Odessa
Ein zerstörtes Getreidelager in der Region OdessaBild: Ukrainian Ground Forces/ZUMA Wire/IMAGO

Derzeit seien "praktisch alle" Schwarzmeer-Häfen von Russland blockiert, sagte Gumenjuk weiter. Kein Schiff könne auslaufen. Den russischen Streitkräften warf sie vor, eine "Vorherrschaft im Schwarzen Meer" anzustreben. "Sie wollen ein Getreidemonopol für sich selbst. Sie wollen die Ukraine als ein Land ausschalten, das die Welt ernähren kann", fügte die Armeesprecherin hinzu.

Lesen Sie dazu auch: Putin verspricht Getreidelieferungen auf Afrika-Gipfel

Russland meldet Drohnenangriff in der Region Moskau

Russland hat nach eigenen Angaben erneut einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Region Moskau vereitelt. Die Luftabwehr habe eine ukrainische Militärdrohne abgefangen, bevor sie ihr Ziel in der Nähe der russischen Hauptstadt habe attackieren können, zitiert die Nachrichtenagentur RIA das russische Verteidigungsministerium. Es habe keine Opfer und Schäden gegeben.

Zuvor hatte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin mitgeteilt, es sei ein "Versuch eines feindlichen Drohnenangriffs" unternommen worden. Einen genauen Ort nannte er zunächst nicht.

Russlands Hauptstadt Moskau und die Region liegen rund 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und waren bereits Ziel von Drohnenangriffen. Am Montag war eine Drohne in der Nähe des Verteidigungsministeriums im Zentrum Moskaus abgestürzt, eine weitere traf ein Bürogebäude in einem südlichen Bezirk. Anfang Mai wurden zwei Drohnen über dem Kreml, dem Amtssitz von Staatschef Wladimir Putin, abgeschossen.

Selenskyj in Odessa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in der Hafenstadt Odessa die bei Angriffen schwer beschädigte Verklärungskathedrale besichtigt. Er habe sich in Kenntnis setzen lassen über das Ausmaß der Zerstörungen in dem Gotteshaus, teilte Selenskyj auf seiner Homepage mit. Nun sollen Spezialisten die Möglichkeiten zur Restaurierung des berühmten Bauwerks prüfen.

Ukraine-Krieg | Selenskyj in der Verklärungskathedrale von Odessa
Wolodymyr Selenskyj in der Verklärungskathedrale von OdessaBild: Presidential Office of Ukraine

Seit dem Ausstieg Russlands aus dem Abkommen zum Transport ukrainischen Getreides durch das Schwarze Meer hat die russische Armee wiederholt die Hafenstädte Odessa und Mykolajiw attackiert. Die Altstadt von Odessa, in der die Verklärungskathedrale liegt, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

USA: China liefert Technologie für russisches Militär

China hilft Russland nach Darstellung der Vereinigten Staaten bei der Umgehung westlicher Sanktionen. So liefere die Volksrepublik Güter nach Russland, die dessen Armee in der Ukraine einsetze, heißt es in einem Bericht des Büros der US-Geheimdienstkoordinatorin (Office of the Director of National Intelligence, ODNI) Avril Haines. Dabei soll es sich laut Zollunterlagen um Navigationsausrüstung, Störtechnik und Teile für Kampfjets handeln.

Der bilaterale Handel werde verstärkt in der chinesischen Währung Yuan abgewickelt, berichtet das ODNI. China habe seinerseits die Importe von russischen Öl und Gas erhöht. Die Volksrepublik hat wiederholt bestritten, Russlands Krieg in der Ukraine mit der Lieferung von Rüstungsgütern zu unterstützen.

Faeser nach Fecht-Eklat: "Volle Solidarität"

Deutschlands Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat auf den Eklat bei der Fecht-WM in Mailand reagiert und ihre Position in Bezug auf Athletinnen und Athleten aus Russland unterstrichen. "Zu dieser Situation hätte es nie kommen dürfen", erklärte die für den Sport zuständige Sozialdemokratin nach der Disqualifikation der Ukrainerin Olha Charlan: "Russland hat im Moment im internationalen Sport nichts zu suchen. Die volle Solidarität des Sports muss der Ukraine gelten", betonte Faeser.

Charlan war aus dem Wettbewerb genommen worden, nachdem sie ihrer russischen Gegnerin Anna Smirnowa den Handschlag verweigert hatte. Der ist im Fechten verpflichtend. Charlan folgte dem Beispiel ukrainischer Tennisprofis, die auf der Profitour ihren Gegnern aus Russland und Belarus zwar gegenübertreten, aber nach den Matches ebenso nicht die Hand reichen.

Italien Mailand | Fecht-Weltmeisterschaften | Charlan disqualifiziert
Kein Handschlag: Olha Charlan (l.) und Anna SmirnowaBild: Tadashi Miyamoto/AFLOSPORT/IMAGO

Zum Eklat war es in Mailand auch gekommen, weil Smirnowa mit einem Sitzstreik auf den verweigerten Handschlag reagierte und erst nach 45 Minuten die Fechtbahn verließ. Der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt, selbst ehemaliger Fechter, sprach von einer "spezifischen Provokation der russischen Seite". Das Internationale Olympische Komitee hatte den Weltverbänden "empfohlen", Russen und Belarussen als "neutrale Athleten" wieder zu Wettkämpfen zuzulassen. Der Fechtverband FIE war einer der ersten, der den Bann lockerte.

Orthodoxe Kirche der Ukraine wechselt Kalender

In Abgrenzung zu Russland hat die Orthodoxe Kirche der Ukraine den Übergang zum modernen Kalender beschlossen. Der neujulianische Kalender, der feststehende Feiertage wie Weihnachten betrifft und Berechnungen zufolge bis zum Jahr 2800 mit dem heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender übereinstimmt, soll zum neuen Kirchenjahr ab dem 1. September eingeführt werden.

Mit dem Wechsel des Kalenders, der die orthodoxen Feiertage an die der Katholiken und Protestanten angleicht, distanziert sich die 2018 mit staatlicher Hilfe gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine demonstrativ weiter vom Kriegsgegner Russland. Die Russisch-Orthodoxe Kirche folgt bis heute dem julianischen Kalender.

uh/gri/se/AR/wa/bru (afp, dpa, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.