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PolitikEuropa

Aktuell: Russland steigt wieder in Getreideabkommen ein

2. November 2022

Erst Samstag setzte Russland das Getreideabkommen aus, nun vollzieht Moskau eine Kehrtwende. Die USA warnen vor iranischen Raketen für Russland. Und Schweden wäre bereit, auch Atomwaffen zu stationieren. Der Überblick.

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Getreidesilos im Hafen der ukrainischen Stadt Odessa
Getreidesilos im Hafen der ukrainischen Stadt OdessaBild: ussi Nukari/Lehtikuva/dpa/picture alliance

Russland beteiligt sich wieder am Getreideabkommen

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Russland steigt wieder in Getreideabkommen mit Ukraine ein
  • USA warnen vor iranischen Raketen für Russland
  • Schweden denkt über Atomwaffen-Stationierung nach
  • Ukraine bittet um Hilfe bei der Energieversorgung
  • Pro Asyl sieht "Unterbringungskrise bei der Flüchtlingsaufnahme"
     

Russland nimmt nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau seine Teilnahme an dem Getreideexportabkommen mit der Ukraine wieder auf. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe zugesagt, dass die Vereinbarung noch ab Mittwoch wieder befolgt werde.

Russland und die Ukraine hatten sich unter Vermittlung der Vereinten Nationen (UN) und der Türkei im Sommer auf das Abkommen verständigt, das trotz des tobenden Kriegs ukrainische Getreidelieferungen per Schiff durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer ermöglicht. Am Wochenende setzte Russland nach Drohnenangriffen auf seine Schwarzmeerflotte seine Teilnahme jedoch aus und erklärte, man könne keine Sicherheitsgarantien mehr geben. Die Getreideexporte haben einen großen Einfluss auf die globalen Lebensmittelpreise, vor allem ärmere Länder hängen davon ab.

Kremlchef Wladimir Putin schloss inzwischen einen erneuten Ausstieg aus dem Getreideabkommen nicht aus, sollte es aus russischer Sicht Verstöße der Ukraine geben. Dies erklärte er bei einer Videokonferenz mit dem nationalen Sicherheitsrat. Auch bei einem Ausstieg aus dem Abkommen sei Moskau jedoch bereit, die für ärmere Länder bestimmten Getreidelieferungen durch den vereinbarten Korridor passieren zu lassen. Putin lobte die Rolle Erdogans bei der Vermittlung und "insgesamt die Neutralität der Türkei in dem Konflikt" mit der Ukraine.

"Familienfoto" der Staats- und Regierungschefs der Länder der Arabischen Liga beim Treffen in Algier
"Familienfoto" der Staats- und Regierungschefs der Länder der Arabischen Liga beim Treffen in Algier Bild: Tunisian Presidency/REUTERS

Arabische Liga lässt Russlands Verbündeten Syrien weiter außen vor

Die arabischen Länder pochen im Ukraine-Krieg auf einen Gewaltverzicht. Die 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga fordern stattdessen eine politische Lösung des Konflikts, wie aus einer Abschlusserklärung nach einem Gipfel der Organisation in der algerischen Hauptstadt Algier hervorging. Die Länder wollen demnach aber neutral bleiben. 

Die arabische Welt hält sich mit Kritik an Russland und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine zurück. Einige Beobachter werteten aber die Tatsache, dass Moskaus Verbündeter Syrien nicht wieder in die Reihen der arabischen Staats- und Regierungschefs aufgenommen wurde, als Schlappe für Russland. Die Arabische Liga hatte Syriens Mitgliedschaft vor elf Jahren wegen des brutalen Bürgerkriegs dort ausgesetzt. Putin hatte zum Auftakt des Gipfels die Zusammenarbeit zwischen Russland und den arabischen Staaten als Beitrag zum Frieden in der Welt gelobt.

USA warnen vor iranischen Raketen für Russland

"Wir sind besorgt über die Möglichkeit, dass der Iran Russland mit Boden-Boden-Raketen beliefern könnte", sagte John Kirby vom Nationalen Sicherheitsrat der USA. "Wir haben bislang nicht gesehen, dass sich das bestätigt, aber das ist eine Sorge, die wir haben."

Ein mobiler iranischer Raketenwerfer bei einer Militärübung (Archivfoto)
Ein mobiler iranischer Raketenwerfer bei einer Militärübung (Archivfoto)Bild: Iranian Army Office/ZUMA/picture alliance

Der Iran sei mit der Lieferung von Drohnen an Russland bereits daran beteiligt, "unschuldige Ukrainer zu töten", sagte Kirby weiter. "Das ist ein Regime in Teheran, das sich offen und freiwillig zum Komplizen beim Mord an unschuldigen ukrainischen Menschen auf ukrainischem Boden macht." Die Ukraine und westliche Staaten werfen Russland vor, im Ukraine-Krieg iranische Drohnen einzusetzen. Der Iran bestreitet Drohnenlieferungen an Russland.

Schweden denkt über Atomwaffen-Stationierung nach

Der neue schwedische Regierungschef Ulf Kristersson hat sich im Falle von Schwedens NATO-Mitgliedschaft offen für die Stationierung von Atomwaffen in seinem Land gezeigt. Zuvor hatte bereits Finnland erklärt, "für die Zukunft keine Türen verschließen wollen". Schwedens sozialdemokratische Vorgänger-Regierung hatte eine Stationierung von Atomwaffen noch abgelehnt.

Schwedens Nachbarn, die NATO-Länder Dänemark und Norwegen, haben dem Bündnis bislang die Einrichtung ständiger Militärstützpunkte oder die Stationierung von Atomwaffen auf ihrem Boden in Friedenszeiten verweigert. Schweden und Finnland hatten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mit ihrer jahrzehntelangen Tradition der militärischen Bündnisneutralität gebrochen und im Mai einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft gestellt.

Ukraine bittet um Hilfe bei der Energieversorgung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine diplomatischen Bemühungen um eine Lösung für die schwierige Energieversorgung fortgesetzt. In seiner täglichen Videobotschaft informierte er auch über sein Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und über den Kiew-Besuch mit der EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson. Im Mittelpunkt der Gespräche standen dabei vor allem die fortgesetzten russischen Angriffe gegen die Energie-Infrastruktur der Ukraine.

Ein Auto auf einer unbeleuchteten Straße in Kiew
Dunkle Straßen in KiewBild: Danylo Antoniuk/ZUMA Wire/IMAGO

In seiner Ansprache forderte Selenskyj auch einen langfristigen Schutz für die Getreideexporte seines Landes über das Schwarze Meer. Russland müsse verstehen, "dass es eine harte, umfassende Antwort auf alle Maßnahmen erhalten wird, die unsere Nahrungsmittelexporte stören".

Pro Asyl sieht "Unterbringungskrise bei der Flüchtlingsaufnahme"

Vor dem Treffen der deutschen Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder hat die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl vor einer Krise bei der Unterbringung Geflüchteter gewarnt. Bund und Länder müssten sich an diesem Mittwoch darauf einigen, die Kommunen und Landkreise "viel stärker" finanziell zu unterstützen, sagte Karl Kopp, Leiter der Europa-Abteilung, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 

Doppelstockbetten in einer Flüchtlingsunterkunft in der Turnhalle des Gymnasiums Kirchseeon in Bayern
Ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine müssen in Deutschland vielerorts noch in Turnhallen untergebracht werdenBild: Wolfgang Maria Weber/IMAGO

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, forderte von Bund und Ländern einen Ausbau der Erstaufnahmeeinrichtungen. Bei dem Bund-Länder-Treffen soll auch die Unterbringung von Geflüchteten ein Thema sein. Eine Beschlussvorlage sieht vor, Länder und Kommunen bei der Versorgung von Flüchtlingen mit insgesamt 4,25 Milliarden Euro aus Bundesmitteln zu unterstützen.

Russische Propaganda verfängt zunehmend in Deutschland

Immer mehr Menschen in Deutschland glauben pro-russischen Verschwörungserzählungen über den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das geht aus einer repräsentativen Untersuchung des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) hervor, die dem RND vorliegt.

Rund 18 Prozent der bundesweit Befragten stimmten demnach etwa der Aussage zu, der russische Präsident Wladimir Putin gehe gegen eine globale Elite vor, die im Hintergrund die Fäden ziehe. Bei einer vorangegangenen CeMAS -Umfrage im April waren es noch 12 Prozent. Außerdem glaubten 12 Prozent, die Ukraine habe zusammen mit den USA geheime Biolabore zur Herstellung von Biowaffen betrieben - eine von staatlichen russischen Stellen verbreitete, aber nie belegte Behauptung. Im April stimmten dieser Aussage noch sieben Prozent der Befragten zu.

Demonstranten in Chemnitz schwenken russische Fahnen
Montagsdemonstration im Oktober in ChemnitzBild: HärtelPRESS/IMAGO

In Ostdeutschland stimmte demnach jeder Dritte der Aussage zu, die NATO habe Russland so lange provoziert, dass es in den Krieg ziehen musste. In Westdeutschland stimmten dem hingegen nur 16 Prozent zu. 14 Prozent der ostdeutschen Befragten glaubten zudem, der Krieg in der Ukraine würde nur der Ablenkung von der Corona-Pandemie dienen. In Westdeutschland seien es sieben Prozent.

Besonders hohe Zustimmungswerte erhielten pro-russische und verschwörungsideologische Aussagen von Wählerinnen und Wählern der AfD.

rb/fab (AFP, AP, dpa, epd, KNA, Reuters)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.