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Politik

UN geißeln strukturellen Rassismus

28. Juni 2021

Das UN-Menschenrechtsbüro hat systemischen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze angeprangert. In vielen Ländern seien Menschen mit afrikanischen Wurzeln sozial, wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt.

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Symbolbild Antirassismus Deutschland Demonstration
"Black Lives Matter"-Demonstration in Berlin (Archivbild)Bild: Ben Kriemann/Geisler-Fotopress/picture alliance

Vor allem in Nord- und Lateinamerika sowie in Europa litten Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Ein konsequentes Vorgehen gegen rassistische Diskriminierung von Menschen mit afrikanischen Wurzeln fordern die Vereinten Nationen allerdings weltweit. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, sagte bei der Vorlage eines UN-Berichts zu systemischem Rassismus in Genf, oftmals würden die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, bürgerlichen und politischen Rechte dieser Menschen verletzt. Durch die "Dehumanisierung von Menschen afrikanischer Herkunft" sei die Duldung von Diskriminierung, Ungleichheit und Gewalt kultiviert worden.

"Der jetzige Zustand ist unhaltbar"

Jahrhundertelange Gewalt und Diskriminierung hätten staatliche Strukturen hervorgebracht, in denen Schwarze durch Polizei und Ämter, Gesetze, Verordnungen und Einstellungen systematisch benachteiligt werden, heißt es in dem Bericht weiter. Dieser strukturelle Rassismus werde bis heute weitgehend abgestritten. Länder müssten sich den Folgen des Sklavenhandels und des Kolonialismus endlich stellen und um Wiedergutmachung kümmern, heißt es in dem Bericht weiter. "Der jetzige Zustand ist unhaltbar", sagte Bachelet: "Ich rufe alle Länder auf, Rassismus nicht mehr abzustreiten, sondern abzubauen."

Hochkommissarin für Menschenrechte Michelle Bachelet
Kleine Anpassungen reichten nicht, die Systeme müssten grundlegend reformiert werden, fordert UN-Menschenrechstskommissarin BacheletBild: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa/picture alliance

Vor allem in Nord- und Lateinamerika und Europa lebten unverhältnismäßig viele Menschen mit schwarzer Hautfarbe in Armut und hätten es schwer, grundlegende Menschenrechte wie etwa auf Bildung, Gesundheitsdienste, Arbeit, angemessenen Wohnraum und sauberes Wasser durchzusetzen. Stereotype entstünden teils schon in der Kindheit, wenn Lehrerinnen und Lehrer Kindern mit afrikanischen Wurzeln weniger zutrauten als anderen und sie auf Bildungswege lenkten, die ihnen weniger Chancen einräumen. Wenn es um Leistung gehe, würden Schwarze oft nur in Bereichen wie Sport, Musik und Tanz erwähnt.

Ausdrückliches Lob für Deutschland

Als herabwürdigend wird in dem Bericht ausdrücklich eine Aussage von Ex-US-Präsident Donald Trump kritisiert, der Teilnehmer an Protesten gegen Rassismus als "kranke und geistesgestörte Anarchisten und Agitatoren" bezeichnet hatte. Es gebe in verschiedenen Ländern Wiedergutmachungsinitiativen, aber nicht genug, heißt es in dem Bericht. Lobend erwähnt wird etwa, dass die Bundesregierung vor kurzem die Gräueltaten der deutschen Kolonialmacht an den Volksgruppen der Herero und Nama im heutigen Namibia als Völkermord anerkannt hat und offiziell um Vergebung bitten will. Deutschland will die Nachfahren in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen.

Der Bericht des UN-Menschenrechtsbüros zum Rassismus gegen Schwarze war 2020 nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA beauftragt worden.

qu/kle (dpa, rtr, epd)