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Afrika-Cup: Durchbruch für Afrikas Trainer?

Jonathan Harding
7. Februar 2022

Senegal hat den Afrika-Cup gewonnen - unter Nationaltrainer Aliou Cissé, einem Senegalesen. Ist die Zeit vorbei, in denen die Fußball-Nationalteams Afrikas meist von Europäern trainiert wurden?

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riumph beim Afrika-Cup: Senegals Spieler lassen Trainer Aliou Cissé hochleben
Triumph beim Afrika-Cup: Senegals Spieler lassen Trainer Aliou Cissé hochleben Bild: Alain Guy Suffo/Sports/empics/picture alliance

Nach der Halbfinalniederlage gegen den späteren Turniersieger Senegal zollte Burkina Fasos Cheftrainer Kamou Malo dem senegalesischen Trainer Aliou Cissé Respekt. Cissé kämpfe als einer der wenigen afrikanischen Trainer "einen Kampf, der mir am Herzen liegt", sagte Malo und fügte hinzu: "Die Führungspersonen Afrikas müssen einheimischen Trainern vertrauen."

Genau das ist beim frisch gebackenen Afrikameister-Trainer Cissé seit langem der Fall. Der ehemalige Profi, der das Nationalteam Senegals bei der Weltmeisterschaft 2002 als Kapitän bis ins Viertelfinale geführt hatte, betreut seit sieben Jahren als Cheftrainer das Fußball-Nationalteam seines Heimatlandes. Und auch in vielen anderen afrikanischen Ländern scheint sich die Einsicht durchgesetzt zu haben, dass man nicht wie früher auf europäische Trainer setzen muss, um Erfolg zu haben: 15 der 24 Cheftrainer beim diesjährigen Afrika-Cup stammten aus den Ländern, deren Nationalteams sie betreuten. Ist der Durchbruch von Afrikas Trainern bereits gelungen?

Immer noch Stolpersteine

Anthony Kimani ist ein ehemaliger kenianischer Nationalspieler, der derzeit als Assistenztrainer beim kenianischen Erstligisten Bandari F.C. in Mombasa arbeitet ist. Nachdem er seine Karriere verletzungsbedingt hatte beenden musste, begann Kimani 2015 seine Trainerausbildung. Zwei Jahre später folgte der zweite Lehrgang in Kenia. 2021 erhielt Kimani die B-Lizenz des afrikanischen Kontinentalverbands CAF. Damit darf der 32-Jährige nun Erstligisten und Junioren-Nationalteams trainieren. Der B-Lizenzkurs, den er absolvierte, war der erste, der in Kenia seit zehn Jahren angeboten wurde.

"Als angehender Trainer bin ich auf einige Stolpersteine gestoßen. Der größte war der, dass es nur wenige Lehrgänge gab und die auch noch in großen Zeitabständen", sagt Kimani der DW. "Ich denke, die CAF und ihre Mitgliedsverbände sollten dieses Problem angehen, damit alle Trainer in Afrika faire Bedingungen vorfinden und sich weiterentwickeln können."

Kimani verweist auch auf bürokratische Hindernisse: Er und die 24 anderen Teilnehmer des Kurses hätten drei bis vier Jahre lang warten müssen, ehe ihre vorherigen Trainerkurse endlich zertifiziert worden seien. Dies habe ihn noch mehr frustriert, so Kimani, weil die Kurse im Gegensatz zu vielen Lehrgängen der Vergangenheit eigentlich anspruchsvoll und professionell gewesen seien.

Schwierige Jobsuche

Früher konnte ein Trainer mit einer B-Lizenz der CAF auch an Kursen des europäischen Verbands UEFA für eine A-Lizenz teilnehmen. Das ist jedoch offenbar nicht mehr der Fall. Sowohl die CAF als auch die UEFA reagierten bisher nicht auf Anfragen der DW, dazu Stellung zu nehmen.

Für afrikanische Trainer ist es weiterhin nicht leicht, einen Job zu finden. "Die beiden größten Teams in Kenia scheinen den einheimischen Trainern keine Chance zu geben, ihre Philosophien zu entwickeln", sagt Kimani. "Alle Trainer haben die gleichen Chancen verdient. Wenn man Trainer A zwei Jahre Zeit gibt, ist es nur fair, Trainer B die gleiche Zeit zu geben."

"Pläne schmieden und darauf hinarbeiten"

Für Mas-Ud Didi Dramani ist Planung das A und O. "Wir müssen die Ausbildung und die Kommunikation abstimmen, dann arbeiten die Spieler auch an ihrer Einstellung und ihren Werten. Das ist der Schlüssel für die Entwicklung des afrikanischen Fußballs", sagt Dramani der DW. Der 55-Jährige ist technischer Direktor der ghanaischen Fußball-Akademie "Right to Dream". Dramani hat die Entwicklung des Trainerwesens in Ghana und ganz Afrika seit seinem Rücktritt vom aktiven Fußball im Jahr 2000 miterlebt. Er war Assistenztrainer der ghanaischen Frauen-Nationalmannschaft und nahm 2007 am ersten Trainerkurs der CAF teil.

"Jeder will Geld. Aber wenn du bei einer Bank arbeitest, folgt dir dann automatisch das Geld nach Hause?", fragt Dramani. "Man muss Pläne schmieden und darauf hinarbeiten." Dramani gibt seine Erfahrungen in der Akademie täglich an rund 50 Trainer weiter. Damit die afrikanischen Vereine und Trainer professioneller werden, bedarf es seiner Meinung nach unter anderem einer Sportbehörde, die Trainerlizenzen ausstellt, einer besseren sportlichen Infrastruktur und Förderprogrammen für den Fußballnachwuchs.

Hilfe für weniger privilegierte Trainer

Nach wie vor mangelt es im afrikanischen Trainerwesen nach Einschätzung von Ezirim Kennedy an Chancengleichheit. Kennedy hat die African Coaches League (ACL) ins Leben gerufen, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Nigeria, die weniger privilegierten Fußballtrainern in Afrika Unterstützung anbietet. "Ich habe die ACL gegründet, um etwas gegen die unter Trainern in Afrika weit verbreitete Unkenntnis zu tun, die auch die Entwicklung vieler Kinder beeinflusst," sagt Kennedy der DW.

Bessere Trainer könnten Kindern "Moral, Respekt, Werte und eine gute Orientierung" vermitteln. Über eine Messenger-Gruppe versorgt Kennedy mehr als 1000 Trainer regelmäßig mit Trainingsmaterialien, Bildungsangeboten und Lehrvideos: "Ich möchte eine echte Entwicklung an der Basis sehen - in den Ländern Afrikas, in denen es noch nicht läuft."

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.