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Was hinter dem FIFA-Milliardenangebot steckt

11. April 2018

Verkauft der Fußball-Weltverband FIFA erstmals ganze Turniere? Ein milliardenschweres Angebot einer Investorengruppe für die Klub-WM und eine globale Nations League liegen vor. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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FIFA - Gianni Infantino
Bild: picture-alliance/dpaE. Leanza

Was ist geschehen?
Laut übereinstimmenden Medienberichten informierte FIFA-Präsident Gianni Infantino die anderen 35 Mitglieder des Council bei der Sitzung des höchsten Gremiums im März in Bogota über ein Angebot eines Finanzkonsortiums aus dem Nahen Osten und Asien. Angeblich wollen die Investoren für rund 25 Milliarden US-Dollar (gut 20 Milliarden Euro) zwei FIFA-Wettbewerbe kaufen: zum einen die Klub-WM, die vorher reformiert werden soll, zum anderen die globale Nations League, die es noch gar nicht gibt. Wer genau hinter dem Angebot steht, soll Infantino offen gelassen, wohl aber auf eine schnelle Antwort gedrängt haben, angeblich innerhalb von 60 Tagen. Der Vorstoß des FIFA-Chefs soll im Council wegen der dünnen Informationen auf wenig Gegenliebe gestoßen sein. 

Wer steckt hinter dem Milliarden-Angebot?
FIFA-Chef Infantino soll sich bei der Sitzung in Bogota auf eine angebliche Verschwiegenheitsklausel mit dem Konsortium berufen haben. Es wird spekuliert, dass die Investoren aus Saudi-Arabien und China kommen könnten. Saudi Arabien will künftig nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch im Sport eine tragende Rolle spielen - auch in Abgrenzung zum ungeliebten Nachbarn Katar, dem Ausrichter der Fußball-WM 2022. "Wir streben danach, uns im Sport hervorzutun und in ausgewählten Sportarten regional und global eine Führungsrolle zu übernehmen", heißt es im Programm "Vision 2030" des saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman.

Chinas Präsident Xi mit Bundeskanzlerin Merkel beim Besuch eines Fußballspiels in Berlin im Juli 2017 (Foto: dpa-pa)
Chinas Präsident Xi mit Bundeskanzlerin Merkel beim Besuch eines Fußballspiels in Berlin im Juli 2017 Bild: Picture alliance/AP Photo/M. Sohn

Dafür, dass auch China mit im Boot sitzen könnte, spricht, dass zuletzt gleich vier chinesische Unternehmen als Sponsoren für die FIFA-WM 2018 in Russland eingesprungen waren, nachdem westliche Konzerne ihre Verträge mit der FIFA wegen der Korruptionsaffäre nicht verlängert hatten. Zudem strebt China langfristig eine Führungsrolle im Fußball an. Staatschef Xi Jinping hatte das Projekt bereits 2015 zur Chefsache erklärt.

Was würde es für die FIFA bedeuten, ginge sie auf ein solches Angebot ein?
Der Verkauf von FIFA-Wettbewerben wäre eine Wende um 180 Grad. Bisher hat der Fußballweltverband lediglich die Medienrechte verkauft, niemals ganze Turniere. Die FIFA achtet vielmehr sehr genau darauf, dass die eigenen Rechte an den Veranstaltungen nicht angetastet werden. Wer dagegen verstößt, riskiert Klagen des Weltverbands. Auf der anderen Seite würde ein Verkauf eine Unmenge Geld in die FIFA-Kassen spülen, was Präsident Infantino gelegen käme. Schließlich war der Schweizer mit dem Versprechen angetreten, die Verbände noch reicher zu machen. Stattdessen gingen die Werbe-Einnahmen wegen des Imageverlustes durch die Korruptionsaffäre zurück, die Finanzreserven sanken von 1,5 Milliarden Dollar nach der WM 2014 auf 930 Millionen Dollar.

Warum interessieren sich Investoren für die Klub-WM?
Bisher fristet die Klub-WM, an der die Sieger der sechs kontinentalen Meisterwettbewerbe und ein Verein des Gastgeberlandes teilnehmen, ein eher trostloses Dasein. Nicht nur das Interesse der Medien ist gering, auch die Fans zeigen der Klub-WM seit Jahren die kalte Schulter. So verfolgten die acht Spiele des Turniers 2017 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das Real Madrid gewann, im Schnitt nur 16.500 Zuschauer. Die FIFA will den Wettbewerb neu aufstellen. Statt im Winter soll er künftig im Sommer ausgetragen werden. Im Gespräch ist auch, die Klub-WM nur alle vier Jahre auszutragen, dann aber mit 24 Mannschaften. Ein so aufgewertetes Turnier ließe sich besser vermarkten.

Cristiano Ronaldo World Cup Real Madrid
Weltfußballer Ronaldo bei der Klub-WM 2017Bild: Getty Images/K.Sahib

Würde eine globale Nations League nicht in Konkurrenz zu Weltmeisterschaften treten?
Bisher ist die Nations League lediglich ein Kind der Europäischen Fußball-Union UEFA. Im September startet die erste Auflage des europäischen Wettbewerbs. Doch die UEFA regte schon 2017 an, die Nations League weltweit zu öffnen und zu einer Art Mini-WM zu machen. Infantino galt wegen einer möglichen Konkurrenzsituation zur FIFA-WM zunächst als Gegner eines solchen Wettbewerbs, soll inzwischen aber wegen der Aussichten auf zusätzliche Einnahmen für den Weltverband umgeschwenkt sein. Angeblich arbeiten UEFA und FIFA bereits gemeinsam an einer globalen Version der Nations League für 2021, die an die Stelle des - ebenfalls ungeliebten - Confederation Cups treten könnte.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter