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Welthungerhilfe fordert pragmatischen Umgang mit Taliban

14. August 2023

Der internationale Druck auf die Taliban in Afghanistan habe nichts gebracht, so die Welthungerhilfe. Der Westen müsse mit ihnen ins Gespräch kommen.

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Das Logo der Welthungerhilfe, im Hintergrund der Reichstag in Berlin
Mit einer Vertretung Deutschlands vor Ort wäre es leichter, Kontakte zu knüpfen, um einen Gesprächskanal zu den Machthabern zu etablieren, so die WelthungerhilfeBild: Lukas Schulze/dpa/picture alliance

Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat sich die Welthungerhilfe für einen pragmatischen Umgang mit der militant-islamistischen Gruppierung ausgesprochen. "Für die notleidende Bevölkerung kann nur zusammen mit den Taliban etwas erreicht werden, nicht gegen sie", sagte die Asien-Regionaldirektorin der Hilfsorganisation, Elke Gottschalk, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

"Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten"

"Für uns ist auf jeden Fall klar, dass humanitäre Hilfe nicht politisiert werden darf", sagte sie. Es sei in den vergangenen zwei Jahren immer wieder versucht worden, im Zusammenhang mit der internationalen Unterstützung Druck auf die Taliban auszuüben, ihre menschenverachtende Politik zu beenden.

Taliban halten eine Fahne und recken die Fäuste
Am 15. August 2022 feierten Taliban-Kämpfer den ersten Jahrestag der Machtübernahme in KabulBild: Ali Khara/REUTERS

"Doch davon haben die sich nun überhaupt nicht beeindrucken lassen", sagte Gottschalk. Insofern müsse im Interesse der Afghaninnen und Afghanen eine pragmatische Haltung eingenommen werden. "Der Westen muss mit den Taliban stärker ins Gespräch kommen", sagte sie. Es gehe nicht darum, sie anzuerkennen. "Aber ob wir wollen oder nicht: Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten."

Untersuchungsausschusses des Bundestags soll Chaos bei Evakuierung aufarbeiten

Dringend nötig sei eine Vertretung Deutschlands vor Ort. "Keine Botschaft, aber die deutsche Regierung muss sich ein eigenes Bild von der Lage in Afghanistan machen", sagte Gottschalk. Dann wäre es leichter, Kontakte zu knüpfen, um einen Gesprächskanal zu den Machthabern zu etablieren.

Die Bundeswehr und internationale Truppen hatten Afghanistan im Sommer 2021 verlassen. Die militant-islamistischen Taliban hatten am 15. August vor zwei Jahren nach einer Blitzoffensive Kabul praktisch ohne Gegenwehr eingenommen. Seither wurden zahlreiche Freiheitsrechte beschnitten und insbesondere Mädchen und Frauen unterdrückt.

Deutschland beteiligte sich an einem internationalen militärischen Evakuierungseinsatz. Die Aufarbeitung des 20 Jahre dauernden Bundeswehreinsatzes in dem Land und die chaotischen Zustände nach der Taliban-Machtübernahme sind Gegenstand eines Untersuchungsausschusses des Bundestags und einer Enquete-Kommission.

pg/fab (dpa, afp, epd)