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WHO empfiehlt zweiten Malaria-Impfstoff für Kinder

2. Oktober 2023

Ein großer Schritt im Kampf gegen die jährlich Hunderttausende Todesfälle durch Malaria: Die Weltgesundheitsorganisation rät dazu, Kindern den neuen Impfstoff R21 / Matrix-M zu verabreichen.

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Ghana Malaria Impfungen
Ein kleines Kind in Ghana wird gegen Malaria geimpft - hier mit dem bereits vor zwei Jahren zugelassenen Impfstoff RTS,SBild: DW

Zwei Jahre nach der ersten derartigen Empfehlung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen zweiten Malaria-Impfstoff für Kinder in betroffenen Regionen empfohlen. Die in Genf ansässige UN-Organisation folgte damit der Empfehlung eines von ihr angehörten unabhängigen Expertenrates. Als erstes Land der Welt hatte Ghana bereits im Frühjahr den an der Universität Oxford entwickelten Impfstoff zugelassen. Mindestens 28 Länder haben ihn in ihre nationalen Impfpläne aufgenommen.

Zwischen zwei und vier Dollar pro Impfstoffdosis

Der neue Impfstoff R21 / Matrix-M könne den Untersuchungen zufolge innerhalb eines Jahres  dazu beitragen, in betroffenen Gebieten die Zahl der symptomatischen Malariafälle um 75 Prozent zu reduzieren, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zunächst sind dafür drei Dosen notwendig; eine vierte Dosis ein Jahr später erhalte den Impfschutz aufrecht. Eine Dosis koste zwischen zwei und vier US-Dollar, sagte Tedros. Das ist eine ähnliche Größenordnung wie viele andere Kinderimpfstoffe. "Als Malaria-Forscher träumte ich einst davon, dass wir eines Tages eine sichere und wirksame Impfung dagegen haben würden. Jetzt gibt es sogar zwei!", sagte der WHO-Chef.

Der seit zwei Jahren zugelassene erste Impfstoff RTS,S wurde bereits 2019 erstmals experimentell in Ghana, Kenia und Malawi verbreicht. In den Pilotprogrammen haben bereits mehr als 1,7 Millionen Kinder mindestens eine Dosis erhalten. Die Nachfrage für RTS,S sei weiterhin deutlich höher als das Angebot, sagte Tedros: "Deshalb wird der zweite Impfstoff ein wichtiges zusätzliches Werkzeug, um mehr Kinder schneller zu schützen und uns der Vision einer Malaria-freien Zukunft näher zu bringen."

Mehr als die Hälfte der Malaria-Toten sind Kleinkinder

Nach Schätzungen der WHO gab es 2021 weltweit rund 247 Millionen Krankheits- und 619.000 Todesfälle. Dabei entfielen mehr als die Hälfte der Todesfälle auf Kleinkinder unter fünf Jahren, die meisten wiederum in Afrika. Deshalb gelten Impfungen für Kinder als sehr effektiver Weg, die Gefahren durch die Krankheit deutlich zu reduzieren. Wichtig ist aber auch die sogenannte Expositionsprophylaxe, insbesondere feinmaschige Mückennetze, die im Schlaf die Mücken fernhalten sollen.

Ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Malaria-Gebieten - ihnen blieb bislang neben der Expositionsprophylaxe nur die rasche Behandlung im Krankheitsfall. Doch auch die wird durch zunehmende Resistenzen der Überträger regional erschwert. Medikamentöse Malaria-Prophylaxe, wie sie zum Beispiel von vielen westlichen Touristen eingenommen wird, ist teuer und hätte bei dauerhafter Einnahme gesundheitliche Nebenwirkungen. 

Malaria wird von Parasiten ausgelöst, die wiederum die Anopheles-Mücke als Wirt nutzen, die wiederum menschliches und tierisches Blut als Proteinquelle fürs Eier legen absaugt. Die Krankheit tritt gewöhnlich ein bis zwei Wochen nach der Übertragung solcher Parasiten auf und äußert sich häufig in schweren Fieberattacken, desweiteren können Anämie und neurologische Probleme auftreten. Infolge des Klimawandels rechnen Experten mit einer Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria auf bislang nicht betroffene Erdregionen. Dagegen laufen jedoch auch einige weitere Experimente, um Malaria künftig besser eindämmen zu können. Außerdem sind weitere Impfstoffe in Entwicklung, teilweise auch auf Basis der neuartigen mRNA-Technologie, die sich gegen das Coronavirus als sehr erfolgreich erwiesen hat.

ehl/sti (dpa, afp, kna)