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Literatur

Winnie-The-Pooh: Ein Lieblingsbär wird 90

4. Oktober 2016

Sein Vorbild war eine kanadische Schwarzbärin namens "Winnipeg" im Londoner Zoo. Schriftsteller Alan Alexander Milnes machte aus ihm den berühmtesten Bären der Kinderliteratur. Walt Disney besorgte den Rest.

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Großbritannien Erste amerikanische Ausgabe von Pu der Bär beim Auktionshaus Sotheby's in London
Bild: REUTERS/File Photo/L. MacGregor

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Beim Besuch im Londoner Zoo verbringt Milnes Sohn Christopher Robin Stunden vor dem Bärenkäfig. Den Schriftsteller inspiriert dies zu seinen Kindergeschichten rund um den Bären Winnie und dessen Freunde: Den ewig mies gelaunten Esel I-Ah, das süße kleine Schweinchen Ferkel, die altkluge Eule und das Kaninchen. Alle diese "Tier"-Freunde stammen aus der Stofftiersammlung von Milnes Sohn. Pu selbst ist ein schusseliger, etwas beleibter und begriffsstutziger Zeitgenosse, der nur an das Gute glaubt. Seine Lieblingsbeschäftigung: Honig naschen und lustige Lieder singen. Eines seiner Lieblingszitate: "Man sagt, 'nichts' sei unmöglich, aber ich tue jeden Tag nichts." Milnes selbst beschreibt seine Schöpfung als "Bär von geringem Verstand".

Das erste Buch erscheint am 14. Oktober 1926 und verkauft sich bereits im ersten Jahr mehr als eine Million Mal - ein voller Erfolg. Schnell wird der kleine Bär auf der ganzen Welt bekannt. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene mögen die geistreichen Geschichten, die gespickt sind mit Wortspielen und nie den erhobenen Zeigefinger bemühen - so wie das in der deutschen Kinderliteratur gang und gäbe ist (der Struwwelpeter mit lauter "pädagogischen" Katastrophengeschichten ist von 1845). In Deutschland erscheint das Buch 1928 unter dem Titel "Pu der Bär". 

USA Original-Kuscheltiere von Pu der Bär und ihren Freunden
Restauriert: Die echten Kuscheltiere von Christopher RobinBild: picture-alliance/AP Photo/P. Riesett und S. Crossot

Auf ewig gezeichnet

1928 folgt die Fortsetzung "The House at Pooh Corner" (Pu baut ein Haus). Der Tiger "Tigger" kommt dazu. Und Christopher Robin, dessen Kindheit in den Büchern wiedergespiegelt wird, muss die tierische Runde bald verlassen, weil er in die Schule kommt.

Er wird die Geschichten nie wieder los. So schön es als Kleinkind ist, in den Geschichten des Vaters aufzutreten – später wird der Junge gehänselt und auf seine Stofftiere reduziert. Als er erwachsen ist, schreibt er mehrere Autobiografien. In der ersten beschäftigt er sich mit seiner Kindheit und den Problemen, die seine Rolle in den Pooh-Büchern mit sich gebracht haben. In "The Enchanted Places" (Die verzauberten Orte, 1974) heißt es bitter: "Nach meinem Gefühl war mein Vater dahin gekommen, wo er war, indem er auf meine kindlichen Schultern kletterte, mir meinen guten Namen stahl und mich dann mit nichts weiter zurückließ als dem leeren Ruhm, sein Sohn zu sein."

Erfolg als Disney-Figur

Walt Disney hat schon in den 50er Jahren die Hände nach dem kleinen Bären ausgestreckt. A. A. Milnes fühlt sich geehrt – er würde es gerne noch erleben, wie seine Figuren zum Leben erweckt werden. Doch erst fünf Jahre nach Milnes Tod (1956) erhält Disney die Filmrechte von Milnes Witwe. Und so kommt der Bär 1966 als "Winnie Pooh" auf die Leinwand. Zunächst nur als Kurzfilm, dennoch so erfolgreich, dass 1968 der nächste Kurzfilm ins US-Kino kommt. Und dafür gibt's dann auch einen Oscar. Bis heute laufen die Disney-Serien und Kinofilme immer wieder im Fernsehen. Seit 2006 hat der Bär auch einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood.

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online