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Zahl der Armen in Afghanistan hat sich verdoppelt

18. April 2023

Die Zahlen der UN alarmieren: Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban leben 34 Millionen Afghanen unterhalb der Armutsgrenze. Ohne die Arbeitskraft der Frauen gibt es keinen Aufschwung, so die UN.

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Afghanistan Kabul | Wirtschaftskrise | Schlange für kostenloses Brot
Anstehen für eine Brotration: Seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 ist die Wirtschaft des Landes um mehr als 20 Prozent geschrumpft (Archivbild)Bild: Wakil Kohsar/AFP

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlichte die neuesten Daten für 2022, wonach schätzungsweise 34 Millionen Afghanen unterhalb der Armutsgrenze lebten. "Einige waren gezwungen, ihre Häuser, Grundstücke oder Vermögenswerte zu verkaufen, die Einkommen generieren", heißt es in dem UNDP-Bericht. "Andere haben auf die schmerzhafte Praxis zurückgegriffen, ihre eigenen Familienmitglieder zur Ware zu machen, Kinder zu Arbeitern und junge Töchter zu Bräuten zu machen."

UN: Frauenarbeitsverbot lähmt Wirtschaft

Eine nachhaltige Erholung der afghanischen Wirtschaft werde es ohne aktive Teilhabe von Frauen an der Wirtschaft und am öffentlichen Leben nicht geben, erklärte UNDP-Regionaldirektorin Kanni Wignaraja. "Nur die uneingeschränkte Beibehaltung der Bildung von Mädchen und die Möglichkeit für Frauen, zu arbeiten und zu lernen, kann die Hoffnung auf echten Fortschritt aufrechterhalten", fuhr Wignaraja fort. Die Taliban-Regierung schließt Mädchen von weiterführenden Schulen aus und verbietet Frauen berufliche Betätigungen, auch für internationale Organisationen.

Zwei Kinder stehen in einem Ziegelwerk
Kinderarbeit ist eine Möglichkeit für afghanische Familien, der Armut zu entfliehen (Archivbild)Bild: Ebrahim Noroozi/AP Photo/picture alliance

2020 lebten nach Angaben der UN  noch 15 Millionen Menschen in Afghanistan unter der Armutsgrenze. Der extreme Anstieg der Not im Land ist demnach auf die Machtübernahme der Taliban zurückzuführen, welche die humanitäre Krise im Land drastisch verschärfte. Da sich viele Länder weigerten, mit den neuen Machthabern in Kabul zusammenzuarbeiten, wurden umfangreiche ausländische Hilfszahlungen gestoppt und Hilfsprogramme drastisch gekürzt.

Hilfsorganisationen stellten ihre Arbeit ein

Viele Hilfsorganisationen, die in Afghanistan weiterhin lebenswichtige Hilfe leisteten, stellten im Dezember ihre Arbeit ein, nachdem die Regierung der Taliban ein Arbeitsverbot für Frauen erlassen hatte. Vor zwei Wochen wurde das Verbot auf weibliche Angestellte der Vereinten Nationen ausgeweitet. Die UN stehen nun nach eigenen Angaben vor der "entsetzlichen Entscheidung", ob sie ihre Hilfsprogramme fortsetzen soll oder nicht.

Der Spendenaufruf der Vereinten Nationen für Afghanistan für 2023 hat den Angaben zufolge bisher nur fünf Prozent seines Ziels von 4,6 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) eingebracht. "Wenn die ausländische Hilfe in diesem Jahr reduziert wird, könnte Afghanistan von der Klippe in den Abgrund stürzen", warnte der UNDP-Vertreter in Afghanistan, Abdallah Al Dardari.

nob/uh (kna, afp)