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Zuschauerrekord bei Frankfurt gegen Bayern

Kalika Mehta Frankfurt
17. September 2022

Die neue Saison der Frauen-Bundesliga beginnt mit einem Paukenschlag: Das Spiel Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern wollen so viele Fans sehen, wie nie zuvor. Die Spielerinnen wünschen sich mehr Spiele auf großer Bühne.

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Zuschauer mit Eintracht-Frankfurt-Fahne auf der Tribüne beim Spiel Frankfurt- FC Bayern München
Volle Ränge, tolle Stimmung - nur leider keine Tore: gelungener Auftakt zur Frauen-BundesligaBild: Alex Grimm/Getty Images

Als Bayern Münchens Neuzugang Georgia Stanway bei ihrem Bundesligadebüt nach nur sieben Minuten mit einem knallharten Zweikampf die gelbe Karte kassierte, ertönten im Stadion Buhrufe. Das Foul des prominenten Bayern-Neuzugangs, einer echten Europameisterin, war ein Vorbote des Kampfes, der sich in den kommenden Minuten auf dem Spielfeld abspielen sollte, denn Eintracht Frankfurt und die Bayern schenkten sich nichts. Am Ende gingen beide nach einem torlosen Unentschieden mit einem hart erkämpften Punkt nach Hause.

Die weitaus interessantere Geschichte spielte sich jedoch auf den Tribünen ab, wo 23.200 Zuschauer einen neuen Besucherrekord in der Frauen-Bundesliga aufstellten und diese Tatsache gebührend feierten, indem sie die meiste Zeit des Spiels eine Partyatmosphäre kreierten.

"Inspirierender" Zuschauerzuspruch

"Es war ein tolles Erlebnis", sagte Frankfurts Spielführerin Tanja Pawollek auf der Pressekonferenz nach dem Spiel und gab zu, dass es doch ungewohnt war - spielt man sonst doch vor durchschnittlich rund 1500 Zuschauern. "Man hat gemerkt, dass wir ein bisschen Zeit gebraucht haben, um ins Spiel zu kommen.“ Dennoch: Der Zuschauerrekord sei eine tolle Sache für den Fußball der Frauen. "Ich hoffe, dass es der nächste Schritt ist und die Leute anfangen, die Frauen-Bundesliga wirklich zu genießen."

Nur 90 Minuten vor Spielbeginn hatte sich der Himmel über Frankfurt grau gefärbt, Horden von Fans stapften durch sintflutartigen Regen zu der Arena, in der normalerweise die Herrenmannschaft von Eintracht Frankfurt spielt. Auch als Anpfiff bereits ertönt war, strömten immer noch viele Anhänger durch die Drehkreuze und auf ihre Plätze. Passenderweise hatten sich die Wolken mittlerweile verzogen und die Abendsonne strahlte über dem Stadion, als sich die beiden Mannschaften bereit machten.

"Wir haben uns sehr gefreut, vor so vielen Fans zu spielen", sagte Frankfurts Stürmerin Laura Freigang. "Die Kulisse hat uns inspiriert." Für die meisten Spielerinnen war es eine einzigartige Erfahrung. Sie mussten sich fast ein wenig anstrengen, sich auf das Geschehen auf dem Spielfeld und nicht auf die Tribüne zu konzentrieren.

Rekord nach erfolgreicher Euro

Zwar standen sowohl bei der Eintracht als auch bei den Münchenerinnen Spielerinnen auf dem Feld, die beim Finale der Euro im Wembley-Stadion vor 87.192 Zuschauern aufgelaufen waren, doch gab es auch viele, die so etwas zuvor noch nicht erlebt hatten. In der vergangenen Saison hatten in der Bundesliga nur Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam einen Zuschauerschnitt von über 1.000, auch die beiden finanzstärksten und sportlich erfolgreichsten Mannschaften VfL Wolfsburg und FC Bayern kamen im Schnitt nur auf rund 750 Zuschauer.

Größere Stadien mit vielen Zuschauern beflügelten die Spielerinnen und ließen sie auf einem höheren Niveau spielen, meinte die deutsche Nationalspielerin Sara Doorsoun, die bei der Eintracht im defensiven Mittelfeldspiel spielt. "Die Fans haben eine großartige Atmosphäre geschaffen", fügte sie hinzu. "Das ist großartig für den Frauenfußball in Deutschland."

Mehr Spiele in großen Stadien

"Wenn man uns die Bühne gibt, richtig dafür wirbt und die Strukturen bereitstellt, um solche Veranstaltungen durchzuführen, wird so etwas öfter möglich sein", sagte Doorsoun. "Wir haben schönen, aggressiven Fußball gespielt, wir waren gut im Zweikampf und haben gut gepresst. Es war cool, wie sich die Emotionen auf dem Spielfeld auf die Fans übertragen haben."

Spielszene Sara Doorsoun im Trikot von Eintracht Frankfurt
Auch wenn der Gegner Bayern war: "Drei Punkte wären verdient gewesen", findet Sara DoorsounBild: Ulrich Scherba/IMAGO

Schon jetzt ist klar, dass der Bundesliga-Auftakt in dieser Saison in der Größenordnung der Austragungsorte kein Einzelfall sein wird. Titelverteidiger Wolfsburg kündigte an, dass das Heimspiel gegen Bayern München Ende Oktober in der Volkswagen Arena ausgetragen wird - dort, wo auch die Herrenmannschaft des VfL ihre Spiele austrägt.

Während die Begeisterung und der Respekt für den Fußball der Frauen endlich das Niveau erreichen, das sich die Beteiligten seit langem wünschen, klafft auf dem Spielfeld allerdings noch eine Lücke. Wolfsburg und Bayern haben in den letzten acht Jahren den Titel in der Bundesliga unter sich aufgeteilt, da die beiden Vereine aufgrund ihrer finanziellen Ausstattung nicht nur ihre Spielerinnen besser entlohnen, sondern auch andere Vorteile wie bessere Trainingseinrichtungen bieten können. Damit die Bundesliga als Ganzes den nächsten Schritt in Richtung Wachstum machen und dem gestiegenen Interesse am Fußball gerecht werden kann, sind ernsthafte Investitionen der Schlüssel.

Frauen-Bundesliga kann begeistern - darf sie es auch?

Am Freitag konnte Frankfurt trotz des vermeintlichen Abstands zwischen den beiden Mannschaften mit der Unterstützung des heimischen Publikums zufrieden sein und sich mehr als wacker schlagen. "Man geht nicht in ein Spiel gegen Bayern und erwartet, dass man mehr Ballbesitz hat", erklärte Laura Freigang. "Genau das haben wir getan. In einigen Situationen hätten wir dem Tor näher kommen können, aber wir haben es gut gemacht und sind mit dem Punkt zufrieden."

Und auch Sara Doorsoun war mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden und fügte hinzu: "Wir hätten uns vor dem Anpfiff einen Punkt gewünscht, aber wenn man bedenkt, wie das Spiel gelaufen ist, wären drei Punkte durchaus verdient gewesen."

Klar ist nach diesem Saisonauftakt, dass weniger das konkrete Endergebnis im Gedächtnis haften bleiben wird, sondern vielmehr die Tatsache, dass ein Spiel der Frauen-Bundesliga auch große Zuschauermassen begeistern kann. Der Wunsch, die Frauen auf großer Bühne spielen zu sehen, ist also da. Nun stellt sich lediglich die Frage, ob die Liga bereit ist, diesen Wunsch auch zu erfüllen.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert.