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ExxonMobil fliegt nach 92 Jahren aus dem Dow

25. August 2020

Der anstehende Aktiensplit bei Apple wirbelt den Dow-Jones-Index durcheinander. Nach 92 Jahren muss der Ölkonzern ExxonMobil die erste US-Börsenliga am 31. August verlassen.

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New York Wall Street
Bild: picture-alliance/dpa/H. Saukkomaa

Tech-Boom und Krise in der Old Economy: Der steile Aufstieg vieler Techwerte in der Corona-Pandemie und die schwindende Bedeutung fossiler Energien wirbeln den bekanntesten Aktienindex der Welt, den Dow Jones Industrial, durcheinander. Das derzeit am längsten im Dow vertretene Unternehmen, der Ölriese ExxonMobil, muss den Index Ende August verlassen.

Auslöser des Umbaus ist der Aktiensplit bei Apple, bei dem jede Aktie in vier neue Papiere aufgeteilt werden soll. Das ändert zwar nichts an der Marktkapitalisierung, die zuletzt über die Schwelle von zwei Billionen Dollar gestiegen ist. Aber das Gewicht von Apple im Index sinkt, weil es anders als in Deutschland auf Basis des Aktienpreises berechnet wird, nicht anhand des gesamten Marktwerts.

Zudem hat das für die Zusammensetzung des Barometers zuständige Gremium mehr Spielraum, was die Auswahl der Nachrücker angeht: Während in Deutschland ausschließlich Marktkapitalisierung und Börsenumsatz betrachtet werden, achtet der Dow darauf, die US-Wirtschaft als ganzes abzubilden.

Exxon Raffinierie in Billings
ExxonMobil bekommt die Energiewende zu spürenBild: AP

Salesforce-Aktie eine Kursrakete

Salesforce ist ein Sinnbild des steilen Aufstiegs der Branche in den vergangenen Jahren. Seit den Tiefständen in der Weltfinanzkrise 2008 hat sich der Kurs des Unternehmens in etwa vervierzigfacht. Der Konzern bringt es mittlerweile an der Börse auf einen Wert von fast 190 Milliarden US-Dollar (160,59 Mrd Euro) und ist damit rund zehn Milliarden mehr wert als ExxonMobil.

Der Aktienkurs des Ölriesen hat sich seit Ende 2008 hingegen nahezu halbiert. Die Änderung im Dow wird am 31. August vor dem Handelsstart umgesetzt. Dann müssen auch der Pharmakonzern Pfizer und der erst vor kurzem durch eine Fusion entstandene Rüstungs- und Luftfahrtkonzern Raytheon Technologies weichen. Nachrücken werden der Biotechkonzern Amgen und der Mischkonzern Honeywell. Apples Aktiensplit wird ebenfalls am 31. August vollzogen.

So erhalten die Aktionäre des iPhone-Konzerns für jedes Papier drei weitere. Mit einem solchen Schritt wollen Unternehmen ihre Aktien nach starken Kursanstiegen wieder günstiger machen. Gerade Kleinanleger scheuen vor Aktien zurück, die je Stück mehrere Hundert Dollar oder Euro kosten. Der Apple-Kurs liegt denn auch nach einem Anstieg um mehr als 70 Prozent allein im bisherigen Jahresverlauf mittlerweile über der Marke von 500 Dollar.

Techbörse Nasdaq eilt von Rekord zu Rekord

Durch den Split wird sich der Kurs vierteln. Zuletzt hatte Apple im Jahr 2014 seinen Wert mit der Ausgabe zusätzlicher Papiere auf mehr Aktien verteilt. Der Börsenwert des Unternehmens hatte jüngst die Schwelle von zwei Billionen Dollar überschritten. Durch den Aktiensplit von Apple wird aber der Kurs sinken, da sich der Wert des Konzerns auf mehr Papiere verteilt. Damit würde auch die Bedeutung der Techbranche zurückgehen, weshalb der Indexanbieter S&P nun nachbesserte.

Die Bedeutung der aktuellen Tech-Booms und die Nachteile einer zu hohen Gewichtung der klassischen Industrie für Indizes zeigen die Entwicklungen des Dow Jones und des Techwerte-Barometers Nasdaq 100. Während der Dow 2020 noch immer leicht im Minus notiert, hat der Nasdaq 100 die Corona-Krise längst abgehakt und mit einem Plus von 33 Prozent im laufenden Jahr längst Rekordhöhe erreicht.

Deswegen wurde Salesforce.com als Aufsteiger ausgewählt, um der Tech-Branche mehr Gewicht zu geben. Die angekündigten Änderungen "helfen auch dabei, den Index breiter aufzustellen, weil so Überschneidungen zwischen ähnlichen Unternehmen reduziert und neue Arten von Firmen aufgenommen werden, die die US-Wirtschaft besser abbilden", teilte S&P Dow Jones Indices mit.

ExxonMobil war seit 1928 Mitglied im Dow und ist damit das Unternehmen, das auf die längste Geschichte in dem Index zurückblicken kann. Nach dem Ausscheiden des Ölmultis ist Chevron das letzte verbleibende Energieunternehmen. Die drei Aufsteiger werden mit Kursen von 217, 245 beziehungsweise 165 Dollar ein höheres Gewicht haben als die Absteiger. Exxon wurde zuletzt mit 41,55 Dollar gehandelt, Pfizer mit 38,22 und Raytheon mit 60,06 Dollar.

hb/nm (rtr,dpa)