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"Wirtschaft steht vor schwerem Winter"

25. Oktober 2022

Angesichts der Energiekrise und Rezessionssorgen hat sich die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen im Oktober noch weiter verschlechtert. Das zeigt der neueste Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts.

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Deutschland |  Autoproduktion bei Ford in Köln
Autoproduktion bei Ford in KölnBild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt düster: Der vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex fiel im Oktober auf 84,3 Punkte, nach 84,4 Punkten im September. "Die Unternehmen waren mit ihren laufenden Geschäften weniger zufrieden", erklärte das Ifo am Dienstag. Auf die kommenden Monate blickten sie "sorgenvoll". "Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schweren Winter", erklärte Ifo-Chef Clemens Fuest. Befragt werden monatlich rund 9000 Unternehmen.

Die Stimmung im September war bereits die schlechteste seit Mai 2020 zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland gewesen. Im Oktober ging der Geschäftsklimaindex nun weiter geringfügig zurück.  In der Industrie schätzten die Unternehmen laut Ifo-Umfrage die aktuelle Lage etwas besser ein - die Auftragsbücher seien weiterhin voll. Jedoch kämen immer weniger neue Aufträge hinzu. Die Erwartungen der Unternehmen seien daher pessimistischer als noch im September.

Wirtschaftsleistung wird schrumpfen

Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem stärkeren Rückgang auf 83,3 Punkte gerechnet. Die Befragten beurteilten ihre Geschäftslage zwar schlechter, bewerteten die Aussichten allerdings weniger düster als zuletzt. Das insgesamt weiter trübe Stimmungsbild in der Wirtschaft passt zur Einschätzung der Bundesbank, die Deutschland an der Schwelle zur Rezession sieht. Sie versteht darunter einen deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Arbeiter an einer Gasturbine bei Siemens
Es trifft alle Branchen, auch den exportlastigen Maschinenbau Bild: Daniel Karmann/dpa/picture-alliance

Die hohe Inflation und die Unsicherheit über die Energieversorgung lasten auf der deutschen Konjunktur. Bereits im zurückliegenden Sommerquartal könnte das Bruttoinlandsprodukt laut Bundesbank schon nicht mehr gewachsen sein. Im gerade begonnenen Winterhalbjahr werde es dann wohl deutlich sinken, so die Volkswirte der Bundesbank. Für die am Freitag anstehenden Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal erwarten von Reuters befragte Experten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. Im Frühjahr war beim BIP nur ein Miniwachstum von 0,1 Prozent herausgesprungen.

"Diese Krise ist eine Chance!"

Jens-Oliver Niklasch von der LBBW zeigte sich überrascht über die "etwas unerwartete Stabilisierung. Beinahe fragt man sich, was den freien Fall des Geschäftsklimas gebremst haben könnte. Da gab es mit der Laufzeitenverlängerung für die Atomkraftwerke aber nur einen kleinen Lichtblick. Und der dürfte für die befragten Unternehmen vorerst hinter den großen Themen Anstieg der Energiepreise und Störung der Lieferketten zurückbleiben." An der sich abzeichnenden Rezession ändere der heutige Wert des Geschäftsklimas nichts. In den kommenden Monaten sei eine weitere Eintrübung wahrscheinlicher als ein Anstieg."

Das sieht auch Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank so: "Dass das Ifo-Geschäftsklima im Oktober nicht weiter gefallen ist, ist keine Entwarnung. Denn im Vormonat war das Geschäftsklima förmlich eingebrochen. Der Trend weist klar nach unten. Ich erwarte weiter, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird."

hb/ul (rtr,afp)