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Klub-WM: Saudi-Arabiens Warmlaufen für die Fußball-WM

13. Dezember 2023

In Dschidda in Saudi-Arabien läuft die Klub-WM des Fußball-Weltverbands FIFA. Der Golfstaat macht sich warm für die WM-Endrunde 2034. Nach wie vor steht ein Vorwurf im Raum: Sportswashing.

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Karim Benzema bejubelt im ersten Spiel der Klub-WM in Saudi-Arabien seinen Treffer für Al-Ittihad  zum 3:0-Endstand gegen den Auckland FC aus Neuseeland.
Al-Ittihad im Viertelfinale: Karim Benzema bejubelt seinen Treffer zum 3:0-Endstand gegen den Auckland FC aus NeuseelandBild: Manu Fernandez/AP Photo/picture alliance

Saudi-Arabiens Sportsminister kann die Anschuldigung, seine Regierung betreibe Sportswashing, nicht mehr hören. "Viele der Leute, die uns das vorwerfen, waren noch nie in Saudi-Arabien und haben nicht gesehen, was wir tun", sagte Abdulaziz bin Turki Al Saud der BBC. Nach Lesart der Regierung sind die immensen Investitionen in den Sport nur ein Teil des Entwicklungsplans "Vision 2030", mit dem der saudische Kronzprinz und Ministerpräsident Mohammed Bin Salman sein Land modernisieren und unabhängiger von Öleinnahmen machen will. 

Amnesty: Repressionen nehmen zu

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch werfen den Machthabern in Riad dagegen seit Jahren vor, mit Hochglanz-Sportveranstaltungen wie jetzt der Klub-WM des Fußball-Weltverbands FIFA von eklatanten Menschenrechtsverletzungen ablenken zu wollen. "Die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien verschlechtert sich in vielerlei Hinsicht", sagte der stellvertretende Amnesty-Direktor Stephen Cockburn. "Die ­Repressionen nehmen zu, insbesondere gegen alle, die es wagen, die Behörden zu kritisieren."

Milliarden-Investitionen in den Sport

An Geld, um in Sportprojekte zu investieren, mangelt es Saudi-Arabien nicht. Regierungschef Bin Salman ist Vorsitzender des saudischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund), der nach eigenen Angaben über Finanzmittel in Höhe von 778 Milliarden US-Dollar verfügt, das sind umgerechnet rund 710 Milliarden Euro. Seit Jahren pumpt der PIF Unsummen in den Sport, zum Beispiel in die neue Golf-Turnierserie LIV, die Formel 1 und auch den Fußball.

2021 übernahm der PIF 80 Prozent der Anteile am englischen Premier-League-Klub Newcastle United. Seit vergangenem Juni hält der saudische Fond auch 75 Prozent der Anteile an den heimischen Topklubs Al-Ittihad, Al-Nassr, Al-Hilal und Al-Ahli und ermöglichte ihnen die spektakulären Transfers von Superstars: von Cristiano Ronaldo über Karim Benzema bis zu Neymar

Klub WM mit Benzema, Haaland und Ortega

Der Franzose Benzema spielt mit seinem Verein Al-Ittihad FC auch bei der Klub-WM in Dschidda, bei der sich die Meister der Kontinentalverbände zum letzten Mal im herkömmlichen Format gegenüberstehen. Die nächste Ausgabe ist erst für 2025 in den USA angesetzt, dann mit 32 Mannschaften.

Favorit auf den Titel, der im Finale am 22. Dezember vergeben wird, ist der europäische Champions-League-Sieger Manchester City. Im Kader des Klubs aus der englischen Premier League steht nicht nur Stürmerstar Erling Haaland aus Norwegen, einst Torjäger von Bundesligist Borussia Dortmund,  sondern auch der einzige Deutsche bei diesem Turnier: Torwart Stefan Ortega.

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat keine Probleme mit der Gastgeberrolle Saudi-Arabiens. "Diese Wettbewerbe, wie die beste FIFA-Klub-Weltmeisterschaft aller Zeiten, die wir hier in Saudi-Arabien ausrichten werden, werden Mädchen und Jungen, Frauen und Männer auf der ganzen Welt inspirieren", sagte Infantino bereits im September bei der Auslosung der Klub-WM. Dabei sollte der bisher größte Coup Saudi-Arabiens erst noch wenig später folgen.

FIFA legte roten Teppich aus

Denn der umstrittene Golfstaat wird aller Voraussicht nach auch die Fußball-WM 2034 ausrichten. Saudi-Arabien ist der einzige Bewerber um die Endrunde. Infantino und die FIFA hatten dem Land gewissermaßen den roten Teppich ausgelegt, indem sie die WM 2030 an gleich drei Kontinente vergeben hatte und nur noch der asiatische Verband als Ausrichter infrage kam.

Die Zustimmung des FIFA-Kongresses im letzten Quartal 2024 dürfte nur noch Formsache sein, nachdem Infantino die Saudis bereits via Social Media zum WM-Gastgeber erklärt hat. "Die nächsten zwei Ausgaben werden 2030 in Afrika (Marokko) und Europa (Portugal, Spanien) inklusive der drei Jubiläumsspiele in Südamerika (Argentinien, Uruguay, Paraguay) stattfinden - und 2034 in Asien (Saudi-Arabien)", schrieb Infantino auf Instagram.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter