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PolitikFrankreich

Frankreich: Paris, Lyon und Marseille bleiben Brennpunkte

Veröffentlicht 2. Juli 2023Zuletzt aktualisiert 2. Juli 2023

Auch in der Nacht zum Sonntag hat es in Frankreich wieder Unruhen gegeben. Mehr als 700 Menschen wurden festgenommen. Es war die fünfte Krawallnacht in Folge.

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Frankreich Unruhen in Frankreich - Paris
Eine Szene aus Paris, aufgenommen in der Nacht zu SonntagBild: Nacho Doce/REUTERS

Bei den Krawallen in der Nacht zu Sonntag nahm die Polizei mindestens 719 Menschen fest - 45 Polizisten seien bei den Ausschreitungen verletzt worden. Das geht aus einer vom Innenministerium veröffentlichten ersten Bilanz hervor. In den frühen Morgenstunden hatte Innenminister Gérald Darmanin noch von gut 420 Festnahmen gesprochen. 

Nach den Worten Darmains ist dennoch eine Besserung der Lage in Sicht. Trotz alledem sei die Nacht "dank des entschlossenen Vorgehens der Ordnungskräfte" eine ruhigere gewesen, teilte der französische Innenminister mit.

Erneut Ausschreitungen in Frankreich

Premierministerin Élisabeth Borne lobte die Einsatzkräfte: Angesichts der Gewalttätigkeiten zeigten sie beispielhaften Mut, schrieb sie auf Twitter. 45.000 Polizisten und Tausende Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen, um die Ordnung zu schützen.

Allerdings kam es vor allem in Paris, Marseille und Lyon erneut zu Krawallen, Plünderungen und Sachbeschädigungen. In einem Vorort von Paris rammten Demonstranten mit einem Auto das Haus des zuständigen Bezirksbürgermeisters. Randalierer hätten das Haus in der Nacht zum Sonntag mit dem Auto gerammt und anschließend ein Feuer gelegt, teilte Vincent Jeanbrun mit, Bürgermeister von L'Haÿ-les-Roses bei Paris. Seine Frau und eines seiner beiden Kinder seien "verletzt worden", so Jeanbrun. Er sei während des Vorfalls im Rathaus gewesen.

Zwei Polizisten vor einem Haus mit Brandschäden
Ermittlungen am Haus des Bürgermeisters von L'Haÿ-les-Roses bei ParisBild: Geoffroy van der Hasselt/AFP/Getty Images

Auslöser für die Unruhen war der Tod eines Jugendlichen durch einen Polizisten am Dienstag. Der 17-Jährige war in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Der Jugendliche wurde am Samstag beigesetzt.

Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet. Der Vorfall hat eine Welle der Gewalt in Frankreich ausgelöst. In der Nacht zu Samstag waren laut Innenministerium mehr als 1300 Menschen festgenommen worden, 406 davon allein in Paris. 79 Polizisten wurden verletzt.

Scholz: "Frankreich wird nicht instabil"

Präsident Emmanuel Macron sagte wegen der Ausschreitungen einen ab Sonntag geplanten Staatsbesuch in Deutschland ab. Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte seinerseits mit Besorgnis auf die anhaltenden Krawalle in Frankreich. Im ARD-Sommerinterview sagte der Kanzler: "Ich hoffe sehr und bin auch sicher überzeugt, dass der französische Präsident Wege finden wird, dafür zu sorgen, dass diese Situation sich schnell wieder bessert." Er rechne nicht damit, "dass Frankreich instabil wird." Es dürfe aber nicht sein, dass Gewalttaten verübt werden, so Scholz weiter. "Und gleichzeitig gilt natürlich immer: Wir müssen alles dafür tun, das der Zusammenhalt in unseren Gesellschaften gut funktioniert."

Frankreich Unruhen in Frankreich - Paris
Wieder wurden 45.000 Einsatzkräfte aktiviert, dennoch gab es wieder ZerstörungenBild: Juan Medina/REUTERS

Das Auswärtige Amt hatte am Samstag seine Reise- und Sicherheitshinweise angesichts der Ausschreitungen aktualisiert. Reisende wurden aufgefordert, sich über die jeweilige Lage zu informieren und weiträumig Orte gewalttätiger Ausschreitungen zu meiden. Zudem sollten je nach Reiseziel deutliche Einschränkungen bei der Programmgestaltung einkalkuliert werden, vor allem in den Abend- und Nachtstunden.

sti/se/nob/AR/haz/AL (dpa, afp, rtr)