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Hamas-Terrorangriff auf Israel: Folgen für deutschen Sport

12. Oktober 2023

Nach dem gewaltsamen Aufflammen des Nahostkonflikts gibt es aus dem deutschen Sport viele Solidaritätsbekundungen mit Israel, aber auch Warnungen vor Antisemitismus auf deutschen Sportplätzen.

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Win Wimpel mit dem Logo der Makkabi-Bewegung
Auch aus dem deutschen Sport gab es viele Solidaritätsbekundungen an IsraelBild: Fabian Strauch/dpa

Sind deutsche Sportlerinnen und Sportler von internationalen Wettkampfabsagen betroffen?

In Israel ruht nach dem Terrorangriff der Hamas aktuell der gesamte Sport. Damit sind auch alle dort ursprünglich geplanten internationalen Wettkämpfe auf Eis gelegt. "Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage in Israel hat die UEFA entschieden, alle Spiele zu verschieben, die in den nächsten Wochen in Israel geplant waren", ließ der europäische Fußball-Verband UEFA wissen. "Neue Termine werden zu einem gegebenen Zeitpunkt ausgearbeitet." Betroffen sind davon unter anderen die deutschen U21-Fußballer. Ihr Qualifikationsspiel für die EM 2025 gegen Israel, das eigentlich am 17. Oktober in Petach Tikwa nahe Tel Aviv ausgetragen werden sollte, wurde abgesagt.

Auch die deutschen Handballerinnen mussten umdisponieren. Der europäische Verband EHF verschob ihr für diesen Samstag (14. Oktober) in Tel Aviv angesetztes EM-Qualifikationsspiel gegen Israel auf unbestimmte Zeit. Der Schwimm-Weltverband World Aquatics verlegte die letzte Station des Freiwasser-Weltcups Anfang Dezember von Eilat am Roten Meer nach Funchal auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira. Nach Angaben des Deutschen Schwimm-Verbands wird dort auch Weltmeisterin Leonie Beck starten, die als Zweitplatzierte noch Chancen auf den Weltcup-Gesamtsieg hat.

Gibt es auch Absagen im deutschen Sport?

Bislang hat noch kein deutscher Sportverband wegen der Ereignisse in Israel und im Gazastreifen Wettbewerbe verschoben oder abgesagt. Allerdings stellte der jüdische Verein Makkabi Berlin wegen Sicherheitsbedenken am vergangenen Wochenende seinen Spiel- und Trainingsbetrieb im Fußball und Basketball zunächst ein. Der Verein teilte dann am Donnerstag mit, dass alle Aktivitäten wieder laufen - allerdings unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. "Wir als multikulturelle Mannschaft, die auch Moslems und Juden versammelt, wollen unbedingt weiterspielen und uns nicht unterkriegen lassen", hieß es in der Mitteilung stellvertretend für den gesamten Verein vom Mannschaftsrat des ersten Herren-Teams: "Nur so können wir ein Zeichen für Toleranz und friedliches Miteinander setzen."  

"Dass wir aufgrund einer Eskalation im Nahen Osten einen sicheren Spiel- und Trainingsbetrieb eines jüdischen Vereins nicht mehr aufrechterhalten können, ist eine absolute Niederlage für uns alle", sagte Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Der Dachverband der 37 deutschen Makkabi-Sportvereine warnte zudem via Instagram "vor einem erneuten Anstieg des israelbezogenen Antisemitismus und Judenhasses in Deutschland und auf unseren Sportplätzen. Daher appellieren wir an alle Vereine, gerade jetzt besonders wachsam, ihre Sportler und Sportlerinnen zu sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden".

Wie reagiert der deutsche Fußball auf den Terrorangriff der Hamas?

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erklärte am vergangenen Samstag, dem Tag der ersten Meldungen aus Israel, über das Internetportal X, die Gedanken seien "bei den Opfern des schrecklichen Terrorangriffs in Israel sowie deren Familien und Angehörigen". Ähnlich äußerte sich die Deutsche Fußball Liga (DFL). Auch viele Profiklubs bekundeten in den sozialen Medien ihr Mitgefühl mit Israel.

Eine einheitliche, von den Verbänden gesteuerte Solidaritätsbekundung gab es bei den Liga-Spielen am vergangenen Wochenende noch nicht. Es handelte sich eher um spontane Aktionen einzelner Vereine. So beschlossen die beiden Zweitligisten FC Schalke 04 und Hertha BSC, dass ihre Mannschaften beim Spiel gegeneinander in Gelsenkirchen mit Trauerflor aufliefen. Vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Hartford gegen die USA gab es eine Schweigeminute. Anschließend empfahlen die DFL und der DFB auch den Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga sowie der 3. Liga, vor den Partien des nächsten Spieltags (20. bis 22. Oktober) Gedenkminuten abzuhalten. 

Gab es Stimmen von Profis?

Vereinzelt reagierten Spieler öffentlich auf die Ereignisse in Israel. So bekundete FC-Bayern-Torwart Daniel Peretz auf Instagram seine uneingeschränkte Solidarität mit seinem Heimatland Israel. "Wir alle waren Zeugen - und sind es immer noch - unmenschlicher Massaker", schrieb der 23 Jahre alte Israeli. Die Terrororganisation Hamas habe "Gräueltaten und Ungeheuerlichkeiten" begangen. 

Für allgemeines Kopfschütteln sorgten Social-Media-Beiträge zweier anderer Profis. Aissa Laidouni, 26 Jahre alter tunesischer Nationalspieler in Diensten von Bundesligist FC Union Berlin, sowie der deutsche U20-Nationalspieler Yusuf Kabadayi posteten am Montag auf Instagram Bilder mit der Fahne der Palästinensischen Gebiete. Kabaday schrieb dazu "I stand with Palestine". Sein Arbeitgeber, Zweitligist Schalke, wies ihn umgehend zurecht. Der 19-Jährige löschte daraufhin den Post und entschuldigte sich öffentlich: "Das war unüberlegt. Ich wünsche mir nur, dass beide Seiten friedlich leben können. Mein Beileid allen Opfern."

Der Beitrag wurde nach dem Spiel des DFB-Teams gegen die USA und der Empfehlung der DFL und des DFB für Schweigeminuten zu Beginn der nächsten  Ligaspiele aktualisiert.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter