1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Countdown zur EURO 2024 in Deutschland läuft

Mathias Brück
6. März 2024

In 100 Tagen startet die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Schaffen das DFB-Team und Bundestrainer Julian Nagelsmann ein zweites "Sommermärchen"? Wie steht es um EM-Stimmung und Sicherheit?

https://p.dw.com/p/4d8mh
FOTOMONTAGE UEFA EM Trainer Nagelsmann
Julian Nagelsmann soll Deutschland zu einer erfolgreichen Heim-EM führenBild: Thomas Boecker/DFB/Sven Simon/IMAGO

Welche Teams sind dabei?

An diesem Mittwoch sind es noch genau 100 Tage bis zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft. 21 der 24 teilnehmenden Nationen stehen fest. Deutschland ist als Gastgeber gesetzt, 20 weitere Teams haben sich in ihren Qualifikationsgruppen durchgesetzt. Das DFB-Team trifft in der Vorrunde auf Schottland, Ungarn und die Schweiz. Einige Mannschaften, die ihr EM-Ticket über die Qualifikation verpasst haben, dürfen dank des Playoff-Systems noch hoffen.

Zwölf Nationen (Polen, Estland, Wales, Finnland, Bosnien-Herzegowina, Israel, Island, Ukraine, Georgien, Luxemburg, Griechenland und Kasachstan) werden Ende März an den Playoffs teilnehmen und die letzten drei EM-Teilnehmer ausspielen.

In welchem Modus wird gespielt?

Das Format der Endrunde 2024 ist identisch mit dem der Europameisterschaft 2020. Es wird in sechs Gruppen mit je vier Mannschaften gespielt. Die zwei Gruppenbesten und die vier besten Gruppendritten qualifizieren sich für das Achtelfinale. Anschließend geht es im K.o.-System weiter.

Gespielt wird in zehn deutschen Stadien. Anpfiff der Partien ist jeweils um 15 Uhr, 18 Uhr und 21 Uhr MESZ. Das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland findet am 14. Juni in München statt, das Finale steigt genau einen Monat später im Berliner Olympiastadion.

Wo steht die deutsche Nationalmannschaft?

In der aktuellen Weltrangliste der FIFA liegt die deutsche Nationalmannschaft nur noch auf Rang 16. Der enttäuschende Platz ist die Folge erfolgloser letzter Jahre unter den früheren Bundestrainern Joachim Löw und Hansi Flick. Zwischen den Jahren 2006 und 2016 fand sich das DFB-Team bei jeder EM oder WM unter den besten vier Mannschaften wieder, inklusive WM-Titel 2014.

Dann folgte der Absturz. Bei der EM 2020 schied Deutschland bereits im Achtelfinale gegen England aus, bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 gab es sogar ein peinliches Vorrunden-Aus.

Fußball Nationalmannschaft Ausscheiden WM Katar
Deutschland schied bei den letzten beiden Weltmeisterschaften bereits in der Vorrunde ausBild: Frank Hoermann/Sven Simon/IMAGO

Nachdem im vergangenen September Julian Nagelsmann die Trainerposition übernahm, keimte kurzzeitig Euphorie auf. Doch auch der ehemalige Coach des FC Bayern hat mittlerweile eine negative Bilanz vorzuweisen. In vier Partien unter Nagelsmann gab es einen Auftakt-Sieg gegen die USA. Es folgten ein Unentschieden gegen Mexiko und zwei Niederlagen, gegen die Türkei und Österreich.

Dass die deutsche Mannschaft über hochkarätige Einzelspieler verfügt, steht außer Frage. Allerdings sind einstige Eckpfeiler der Mannschaft außer Form, wie Joshua Kimmich oder Leon Goretzka. Das Nationalmannschaftscomeback von Toni Kroos könnte hier Abhilfe schaffen.

Jedoch geht es für Trainer Nagelsmann ohnehin eher um Einstellung und Mentalität. "Ich kann dieses Gerede nicht mehr hören, unsere Spieler hätten alle so ein großes Talent", sagte der Bundestrainer kürzlich im Interview mit dem Magazin "Spiegel". "Wir reden uns ein, Deutschland sei eine Top-Fußballnation, obwohl wir seit Jahren Misserfolge erleben. Wir müssen endlich anfangen, Fußball wieder zu arbeiten." 

Gelegenheit, diese Tugenden zu zeigen, hat die Mannschaft bereits in den kommenden Testspielen: am 23. März gegen Frankreich und drei Tage später gegen die Niederlande.

Wie ist die EM-Stimmung in Deutschland?

Trotz der eher enttäuschenden Resultate der vergangenen Spiele sind die Hoffnungen groß, ein ähnliches Fußballfest wie bei der WM 2006 im eigenen Land feiern zu können. Turnierdirektor Philipp Lahm wünscht sich einen "Aha-Effekt für die folgenden Jahre".

"Die Spieler müssen auch für die Euro 2024 wissen, wie wichtig so ein Heim-Turnier ist. Sie müssen wieder eine Identifikation stiften, sich nahbar und voller Leidenschaft für das DFB-Trikot zeigen. Das ist ihre Hauptaufgabe", sagte Lahm im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. "Ich habe als Fan zuletzt nicht gespürt, dass sich in unserer Mannschaft einer für den anderen auf dem Platz aufopfert."

DFB-Präsident Bernd Neuendorf zeigt sich auf der Homepage des Verbands selbstbewusst, dass "unsere Nationalmannschaft ihre Fans bei der EURO begeistern wird".

Deutschland-Fans bejubeln während der WM 2006 auf der Berliner Fanmeile die deutsche Nationalmannschaft
Die WM 2006 wurde zum "Sommermärchen", einer wochenlangen, friedlichen Fußballparty mit hohem Imagegewinn für DeutschlandBild: Müller-Stauffenberg/IMAGO

In Berlin machte das Kabinett um Bundeskanzler Olaf Scholz am Stichtag 100 Tage vor dem Turnierstart unter dem Motto "Heimspiel für Europa" Werbung für die EM. Scholz und anderen Regierungsmitglieder posierten unter anderem mit dem offiziellen EM-Ball für Fotos. 

Ist die Sicherheit gewährleistet?

Die EURO 2024 in Deutschland findet in politisch brisanten Zeiten statt. Dementsprechend gab auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gegenüber der englischen Zeitung "Telegraph" zu, dass für ihn "die Sicherheit die größte Sorge" sei.

"Gerade in den schwierigen Zeiten, in denen wir leben, der schwierigen weltpolitischen Lage, ist es um so schöner, ein sportliches Großereignis feiern zu können, bei dem es um die Gemeinschaft und den Zusammenhalt geht", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Die Sicherheit liegt mir am meisten am Herzen, sie hat höchste Priorität. Das Konzept wird wie bei der WM 2006 ein sehr gutes sein. Es wird ein friedliches Event für die zwölf Millionen Besucher", prophezeite Faeser.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner halten bei einem Fototermin im Bundeskanzleramt Fußbälle in der Hand
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.r.) und sein Kabinett machen Werbung für die EuropameisterschaftBild: Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopress/picture alliance

Das Sicherheitskonzept des Turniers wurde im Januar beim nationalen Koordinierungsausschuss für die EM vorgestellt und stieß auf große Zustimmung. Innenstaatssekretärin Juliane Seifert sagte, die Sicherheit des Turniers sei "für uns als Innenministerium, als Bundesregierung eine ganz prioritäre Aufgabe".

"Wir sind uns klar, dass wir in besonders herausfordernden Zeiten leben, wenn man auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine schafft, wenn man auf den Gaza-Krieg schaut, wenn man auch auf neue Herausforderungen schaut, beispielsweise mit Blick auf Cyberangriffe", so Seifert.

Deutlich gelassener scheint man die Lage beim DFB einzuschätzen: "Ich würde mir wünschen, dass von dieser EM ein positiver Effekt ausgeht, vor allem in den Köpfen", sagte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig dem Sport-Informationsdienst. "In Sachen Sicherheit kann ich allen zurufen, dass sich niemand Sorgen machen muss." 

Eine noch mögliche Qualifikation Israels oder der Ukraine könnte jedoch das Maß und den Bedarf an Sicherheitsvorkehrungen noch einmal erheblich erhöhen.

Der Text wurde am 6. März aktualisiert.